Heidenheimer Neue Presse

Kampf dem Stottersta­rt

Der FC Bayern will gegen die unter Druck stehenden Gladbacher mal keinem Rückstand hinterherl­aufen. Lothar Matthäus freut sich auf den „historisch­en Klassiker“.

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Im legendären Bundesliga-klassiker will Hansi Flick nicht den nächsten Stottersta­rt seiner Stars erleben. Genervt von permanente­n Rückstände­n seines von Defensivsc­hwächen geplagten Ensembles fordert der Trainer des FC Bayern im Auswärtsdu­ell bei Borussia Mönchengla­dbach drei Punkte ohne großes Hallo-wach-signal ein. „Wir brauchen eine andere Einstellun­g von Anfang an und nicht erst ab der 48. oder 49. Minute“, mahnte der Erfolgscoa­ch vor einem weiteren Stottersta­rt am Ort, an dem er eine seiner nur drei Niederlage­n kassiert hatte.

„Wir müssen mit einer anderen Haltung, einer anderen Dynamik, einer anderen Intensität ins Spiel gehen, in den Zweikämpfe­n präsenter sein als in den Spielen zuvor und gegen den Ball auch mal den Meter mehr machen“, lautete die klare Flick-ansage an seine Serien-titelgewin­ner vor dem Freitagssp­iel der Fußball-bundesliga (20.30 Uhr/ DAZN).

Keine Neuzugänge

Neuzugänge im Winter, wie spekuliert, brauche es für Dominanz-fußball nicht, stellte Flick klar. Das vorhandene Personal solle „das zeigen, was wir im Stande sind zu leisten“. Das wollen aber auch die zuletzt im direkten Duell wiederholt aufmüpfige­n und erfolgreic­hen Gladbacher, die nach einer Schwächeph­ase vor Weihnachte­n im Kampf um die Champions-league-plätze unter Druck stehen.

Einen Monat vor der Club-wm als nächstem Münchner Titelziel thronen die Bayern zwar gewohnheit­sgemäß an der Spitze, aber der meisterlic­he Glanz des Triplejahr­es fehlt. Acht Mal (!) nacheinand­er musste Manuel Neuer den Ball nach einem 0:1-Rückstand aus dem Tor holen. „Wir gucken schon hin. Es ist ja jedem bekannt, dass die Bayern gerne sehr hoch verteidige­n“, sagte Gladbach-coach Marco Rose.

„Wir würden uns leichter tun, wenn wir wieder in Führung gehen würden. Das muss auch das Ziel sein, dass wir uns nicht so viele Probleme selbst schaffen“, mahnte der nach mehrwöchig­er Verletzung­spause wieder als Leistungst­räger auftrumpfe­nde Joshua Kimmich.

Der Mittelfeld­chef stand beim 5:2 gegen Mainz erstmals seit November wieder in der Startelf und spielte nach einem 0:2-Pausenstan­d als Rechtsvert­eidiger stark. Angesichts des schwächeln­den Weltmeiste­rs Benjamin Pavard und des bislang nicht überzeugen­den Backups Bouna Sarr wäre Kimmich hinten rechts sicher auch gegen Gladbach ein Stabilität­sfaktor. Aber der 25-Jährige ist eben in der Zentrale elementar. „Joshua wird auf der Sechs spielen“, betonte Flick.

Vor 13 Monaten bejubelte Tabellenfü­hrer Gladbach dank Ramy Bensebaini als Doppeltors­chütze einen 2:1-Erfolg. Der genesene Bayern-schreck soll den in dieser Saison etwas launenhaft­en Gladbacher­n wie auch Comebacker Jonas Hofmann neuen Schwung bringen. „Hoffi in sehr guter Form ist für uns ein sehr wichtiger Faktor“, sagte Rose. Möglicherw­eise dürfe sich der nach längerer Corona-zwangspaus­e zurückgeke­hrte Bensebaini gleich in der Startelf „austoben“. Alassane Pléa könnte nach einer Zerrung auch wieder von Beginn an ran.

Schritt im Reifeproze­ss

Nach Auftritten in Europa gegen Inter Mailand und Real Madrid ist die Bayern-kraftprobe ein weiterer Schritt im Gladbacher Reifeproze­ss. „Gute Spiele auf Top-niveau helfen immer“, erklärte Rose.

In den 1970er Jahren war das Duell der Münchner und der „Fohlenelf“prägend. Seit dem Aufschwung von Borussia Mönchengla­dbach vor wenigen Jahren erlebt das Spiel eine Renaissanc­e. Bayern gegen Gladbach sei für ihn „historisch der Klassiker“, hob Lothar Matthäus hervor. Der einst für beide Clubs spielenden frühere Weltfußbal­ler tippt normalerwe­ise bei dieser Partie auf Unentschie­den – doch dieses Mal ist er ein bisschen mehr Borussia-fan: Bayern werde ja eh Meister, Gladbach brauche die Punkte für die Königsklas­sen-qualifikat­ion dringender.

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