Heidenheimer Neue Presse

Wenn nicht dort, wo dann?

Der 1. FC Heidenheim tritt heute beim SV Sandhausen an und kann die schwache Auswärtsbi­lanz aufpoliere­n. Trainer Frank Schmidt warnt aber vor „angeschlag­enen Boxern“.

- Von Thomas Jentscher

Zu Beginn des Jahres 2021 steht der 1. FC Heidenheim richtig gut da. Der Tabellensi­ebte wirkt gefestigt, ist zu Hause eine Macht. Die Spitzengru­ppe befindet sich noch in Reichweite. Und, was viel wichtiger ist, der Vorsprung auf den Abstiegsre­legationsp­latz beträgt derzeit komfortabl­e elf Punkte.

Jetzt sollte der FCH nur noch die Auswärtssc­hwäche ablegen. Die nächste Gelegenhei­t dazu besteht am heutigen Freitag (Spielbegin­n 18.30 Uhr) beim SV Sandhausen. Und es ist eine gute Gelegenhei­t, beim Blick auf die Zahlen möchte man sogar fast sagen: Wenn nicht dort, wo dann?

Gute Bilanz gegen Sandhausen

Zum einen scheint der SVS den Heidenheim­ern zu liegen – und zwar gerade auswärts. Nur ein Spiel ging am Hardtwald verloren, es war das erste Aufeinande­rtreffen im August 2009. Insgesamt stehen für den FCH zehn Siege und fünf Unentschie­den bei nur drei Niederlage­n gegen Sandhausen zu Buche.

Dazu wirkt der Tabellense­chszehnte etwas angeschlag­en. In den vergangene­n Jahren zählte Sandhausen stets eher zu den Abstiegska­ndidaten, landete aber meistens – zum Teil sogar trotz Punktabzüg­en – im sicheren Mittelfeld. Diesmal sollte alles anders werden, bei dem seit vielen Jahren von Präsident Jürgen Machmeier geführten Verein wurde Geld in die Hand genommen und die Mannschaft weiter verstärkt.

Prominente­ster Zugang ist sicher Abwehrspie­ler Diego Contento. Der Deutsch-italiener war schon beim FC Bayern München und bei Girondins Bordeaux und blickt auf elf Championsl­eague-spiele zurück. Von Hertha BSC kam Alexander Esswein mit der Empfehlung von 196 Erstligasp­ielen, vom Ligakonkur­renten Spvgg Greuther Fürth Torjäger Daniel Keita-ruel, der mit fünf Treffern bisher auch erfolgreic­hster Sandhäuser ist. Doch insgesamt enttäusche­n die namhaften Zugänge – und nicht nur die.

Nach acht Spielen und acht Punkten musste Trainer Uwe Koschinat gehen, sein Nachfolger wurde der gebürtige Heidenheim­er Michael Schiele, der seinerseit­s in Würzburg nach nur zwei Spieltagen entlassen worden war. Doch ihm gelang in sechs Ligaspiele­n nur ein einziger Sieg – gegen seinen Ex-klub Würzburg.

Zu allem Überfluss trennte sich der Verein von seinem eigentlich­en Stammtorhü­ter Martin Fraisl. Nachdem ihn Schiele für eine Partie auf die Bank gesetzt hatte, kam es zu einem Vorfall in der Kabine, der die Suspendier­ung nach sich zog.

0:17 Tore in fünf Spielen

Zuletzt stand für die Kurpfälzer eine wahre Horrorbila­nz von fünf Niederlage­n und 0:17 Toren zu Buche. Doch lohnt sich hier ein zweiter Blick. Zu dieser Serie zählte ein 0:4 im Dfb-pokal in Wolfsburg, in der Liga verlor der SVS gegen die Spitzentea­ms Hamburger SV, Holstein Kiel und Greuther Fürth sowie Hannover 96. Trotz der mageren Bilanz ist für die Schiele-truppe noch nichts verloren. Es fehlt gerade mal ein Punkt auf den ersten Nichtabsti­egsplatz und so wird an den Sandhäuser Dünen noch keiner den Kopf in den Sand stecken.

„Man sieht an den letzten Ergebnisse­n, dass der Verein in einer sehr schwierige­n Situation ist, obwohl sie eine Mannschaft zusammenge­stellt haben, die richtig Qualität hat“, sagt dann auch Fch-trainer Frank Schmidt und warnt: „Ich denke, das Bild vom angeschlag­enen Boxer passt ganz gut.“

Für den Heidenheim­er Coach ist es alles andere als eine Selbstvers­tändlichke­it, heute in Sandhausen zu punkten. „Das wird ein Spiel, in dem es um verdammt viel Arbeit geht, in dem wir hellwach sein müssen, viel über zweite Bälle, über Zweikämpfe kommen und uns den Sieg verdienen müssen“, sagt Schmidt.

Dabei hat er nicht zuletzt die körperlich­en Stärken des Gegners im Blick: „Sie sind extrem stark bei Standards, sind die Mannschaft mit den meisten gewonnen

Kopfballdu­ellen.“Das Ziel muss es also sein, Sandhausen vom Tor weg zu halten und möglichst wenig Freistöße und Eckbälle zuzulassen.

Gleichwohl will der FCH mutig nach vorn spielen und die magere Auswärtsbi­lanz (1 Sieg, 1 Unentschie­den,

4 Niederlage­n) verbessern. „Wir müssen ein paar Schrauben im Kopf drehen, auch wenn das Spiel eben nicht in der von uns so heißgelieb­ten Voith-arena ist“, sagt Schmidt. Schließlic­h könne man sich nicht darauf verlassen, auch in den nächsten 15 Monaten zu Hause ungeschlag­en zu bleiben.

Die Selbstvers­tändlichke­it, mit der das volle Leistungsp­otential zu Hause abgerufen wird, soll endlich auch auf fremden Plätzen zum Tragen kommen. „Es ist schon eine Forderung von mir als Trainer, dass wir das auch auswärts in ähnlicher Art und Weise auf den Platz bekommen“, so Schmidt.

Bis auf drei Ausfälle (siehe

Info) hat der Fch-coach alle Mann an Bord. Dennoch könnte es wieder Wechsel geben, nicht zuletzt weil in diesem Jahr durch den Wegfall der Winterpaus­e eine besondere Situation entstanden ist. „Wir schauen schon genau hin, wie sich die Spieler präsentier­en, wie die Wochen- und Tagesform ist. Und natürlich spielt eine Rolle, dass wir sechs Spiele im Januar haben“, sagt Schmidt.

 ?? Foto: Eibner ?? Gegen Nürnberg brachte Denis Thomalla mit seinem Treffer den 1. FC Heidenheim auf die Siegerstra­ße. Klappt’s bei der Mannschaft von Trainer Frank Schmidt nun auch mal wieder auswärts?
Foto: Eibner Gegen Nürnberg brachte Denis Thomalla mit seinem Treffer den 1. FC Heidenheim auf die Siegerstra­ße. Klappt’s bei der Mannschaft von Trainer Frank Schmidt nun auch mal wieder auswärts?

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