Wenn nicht dort, wo dann?
Der 1. FC Heidenheim tritt heute beim SV Sandhausen an und kann die schwache Auswärtsbilanz aufpolieren. Trainer Frank Schmidt warnt aber vor „angeschlagenen Boxern“.
Zu Beginn des Jahres 2021 steht der 1. FC Heidenheim richtig gut da. Der Tabellensiebte wirkt gefestigt, ist zu Hause eine Macht. Die Spitzengruppe befindet sich noch in Reichweite. Und, was viel wichtiger ist, der Vorsprung auf den Abstiegsrelegationsplatz beträgt derzeit komfortable elf Punkte.
Jetzt sollte der FCH nur noch die Auswärtsschwäche ablegen. Die nächste Gelegenheit dazu besteht am heutigen Freitag (Spielbeginn 18.30 Uhr) beim SV Sandhausen. Und es ist eine gute Gelegenheit, beim Blick auf die Zahlen möchte man sogar fast sagen: Wenn nicht dort, wo dann?
Gute Bilanz gegen Sandhausen
Zum einen scheint der SVS den Heidenheimern zu liegen – und zwar gerade auswärts. Nur ein Spiel ging am Hardtwald verloren, es war das erste Aufeinandertreffen im August 2009. Insgesamt stehen für den FCH zehn Siege und fünf Unentschieden bei nur drei Niederlagen gegen Sandhausen zu Buche.
Dazu wirkt der Tabellensechszehnte etwas angeschlagen. In den vergangenen Jahren zählte Sandhausen stets eher zu den Abstiegskandidaten, landete aber meistens – zum Teil sogar trotz Punktabzügen – im sicheren Mittelfeld. Diesmal sollte alles anders werden, bei dem seit vielen Jahren von Präsident Jürgen Machmeier geführten Verein wurde Geld in die Hand genommen und die Mannschaft weiter verstärkt.
Prominentester Zugang ist sicher Abwehrspieler Diego Contento. Der Deutsch-italiener war schon beim FC Bayern München und bei Girondins Bordeaux und blickt auf elf Championsleague-spiele zurück. Von Hertha BSC kam Alexander Esswein mit der Empfehlung von 196 Erstligaspielen, vom Ligakonkurrenten Spvgg Greuther Fürth Torjäger Daniel Keita-ruel, der mit fünf Treffern bisher auch erfolgreichster Sandhäuser ist. Doch insgesamt enttäuschen die namhaften Zugänge – und nicht nur die.
Nach acht Spielen und acht Punkten musste Trainer Uwe Koschinat gehen, sein Nachfolger wurde der gebürtige Heidenheimer Michael Schiele, der seinerseits in Würzburg nach nur zwei Spieltagen entlassen worden war. Doch ihm gelang in sechs Ligaspielen nur ein einziger Sieg – gegen seinen Ex-klub Würzburg.
Zu allem Überfluss trennte sich der Verein von seinem eigentlichen Stammtorhüter Martin Fraisl. Nachdem ihn Schiele für eine Partie auf die Bank gesetzt hatte, kam es zu einem Vorfall in der Kabine, der die Suspendierung nach sich zog.
0:17 Tore in fünf Spielen
Zuletzt stand für die Kurpfälzer eine wahre Horrorbilanz von fünf Niederlagen und 0:17 Toren zu Buche. Doch lohnt sich hier ein zweiter Blick. Zu dieser Serie zählte ein 0:4 im Dfb-pokal in Wolfsburg, in der Liga verlor der SVS gegen die Spitzenteams Hamburger SV, Holstein Kiel und Greuther Fürth sowie Hannover 96. Trotz der mageren Bilanz ist für die Schiele-truppe noch nichts verloren. Es fehlt gerade mal ein Punkt auf den ersten Nichtabstiegsplatz und so wird an den Sandhäuser Dünen noch keiner den Kopf in den Sand stecken.
„Man sieht an den letzten Ergebnissen, dass der Verein in einer sehr schwierigen Situation ist, obwohl sie eine Mannschaft zusammengestellt haben, die richtig Qualität hat“, sagt dann auch Fch-trainer Frank Schmidt und warnt: „Ich denke, das Bild vom angeschlagenen Boxer passt ganz gut.“
Für den Heidenheimer Coach ist es alles andere als eine Selbstverständlichkeit, heute in Sandhausen zu punkten. „Das wird ein Spiel, in dem es um verdammt viel Arbeit geht, in dem wir hellwach sein müssen, viel über zweite Bälle, über Zweikämpfe kommen und uns den Sieg verdienen müssen“, sagt Schmidt.
Dabei hat er nicht zuletzt die körperlichen Stärken des Gegners im Blick: „Sie sind extrem stark bei Standards, sind die Mannschaft mit den meisten gewonnen
Kopfballduellen.“Das Ziel muss es also sein, Sandhausen vom Tor weg zu halten und möglichst wenig Freistöße und Eckbälle zuzulassen.
Gleichwohl will der FCH mutig nach vorn spielen und die magere Auswärtsbilanz (1 Sieg, 1 Unentschieden,
4 Niederlagen) verbessern. „Wir müssen ein paar Schrauben im Kopf drehen, auch wenn das Spiel eben nicht in der von uns so heißgeliebten Voith-arena ist“, sagt Schmidt. Schließlich könne man sich nicht darauf verlassen, auch in den nächsten 15 Monaten zu Hause ungeschlagen zu bleiben.
Die Selbstverständlichkeit, mit der das volle Leistungspotential zu Hause abgerufen wird, soll endlich auch auf fremden Plätzen zum Tragen kommen. „Es ist schon eine Forderung von mir als Trainer, dass wir das auch auswärts in ähnlicher Art und Weise auf den Platz bekommen“, so Schmidt.
Bis auf drei Ausfälle (siehe
Info) hat der Fch-coach alle Mann an Bord. Dennoch könnte es wieder Wechsel geben, nicht zuletzt weil in diesem Jahr durch den Wegfall der Winterpause eine besondere Situation entstanden ist. „Wir schauen schon genau hin, wie sich die Spieler präsentieren, wie die Wochen- und Tagesform ist. Und natürlich spielt eine Rolle, dass wir sechs Spiele im Januar haben“, sagt Schmidt.