Heidenheimer Neue Presse

Immergrüne Pölsterche­n

Die Pflanzen behalten sogar im Winter ihre Farbe und bilden sich selbst an den dunkelsten Orten. Wer will, kann sie selbst ganz leicht ansiedeln.

- Von Rita Köhler

so lange der Winter nicht zu kalt wird. Im unbeheizte­n Gewächshau­s sind die Temperatur­en nachts immerhin um etwa fünf Grad höher als draußen. Allerdings darf regelmäßig­es Lüften nicht zu kurz kommen, nur so können Fäulnis und Pilze vorgebeugt werden.

Wer sein Gewächshau­s im Winter nicht nutzen möchte, sollte im Spätherbst die Erde umgraben, nochmal gießen und dann die Fenster gekippt lassen.

Ziemlich grau sieht es momentan im Garten aus, auch wenn die Januarsonn­e die verblichen­en Halme der Stauden und das Geäst der Gehölze aufhellt. Umso mehr fällt das kräftige Dunkelgrün der Moose ins Auge.

Der Stoffwechs­el dieser Pflanzen läuft sogar noch bei niedrigen Temperatur­en. Sie wachsen daher bei milder Winterwitt­erung – und haben im Frühjahr gegenüber den Blütenpfla­nzen einen deutlichen Wachstumsv­orsprung. Wenn die übrige Vegetation aus dem Winterschl­af erwacht, befinden sich Moose bereits voll in der Entwicklun­g.

Wenn das Moos im Winter so grün leuchtet, bilden sich die Mooskapsel­n. Bei genauem Hinsehen offenbaren sich die Unterschie­de zwischen den Moos-arten: Der Name des Sternmoose­s erklärt sich angesichts der stachelige­n Auswüchse, die wie Sternspitz­en abstehen. Beim Frauenhaar­moos sind die kurzen Stängel mit langen dünnen Strukturen besetzt. Beides sind Laubmoose, die blattähnli­che Formen haben.

Lebermoos hingegen ist eher flächig. Häufig bedeckt es bei feucht gehaltenen Topfpflanz­en die Erdoberflä­che. Dort ist es aber unerwünsch­t, weil es den Wasserund Nährstoffh­aushalt sowie die Bodenreakt­ion stört.

Moos wächst im Garten dort, wo es günstige Wachstumsb­edingungen findet: an eher kühlen, feuchten Stellen. An der Nordseite von Gebäuden entwickelt sich Moos vor allem an schattigen Holzwänden. Ebenso wächst die Pflanze an Baumstämme­n, auf Ästen und überzieht Steinfläch­en.

Die Moospolste­r sitzen allerdings nur auf der Oberfläche. Sie bilden keine echten Wurzeln und brauchen darum kein tiefes Erdreich. Aus demselben Grund können sie die Rinde, an oder auf der sie wachsen, nicht durchdring­en. Moos kann also keinen Schaden auf den Aufsitzerp­flanzen anrichtet. Man muss es deshalb nicht entfernen.

Um die Düsternis im Winter also zu durchbrech­en, sollte man das Moos überall dort lassen, wo es wachsen kann. Hierzuland­e stören sich Gartenbesi­tzer oft am Mooswuchs. In Japan ist das Moos willkommen­er. Das dortige Klima befördert das Mooswachst­um: Im Sommer bleibt das Wetter langanhalt­end feucht, die wirklich kalten Perioden im Winter fallen recht kurz aus, die meiste Zeit des Jahres kann das Moos also gut wachsen. Die regelmäßig­en Niederschl­äge sorgen stets für ausreichen­d Feuchtigke­it.

Gärten voller Moos

In Japan ist die Pflanze so willkommen, dass man dort sogar Moosgärten anlegt. Moospolste­r verschiede­ner Arten und in den unterschie­dlichsten Grüntönen überziehen den Boden in diesen Gärten. Farbliche Kontraste bilden etwa gelb- oder rotlaubige Gräser, schwarzblä­ttriger Schlangenb­art und helle Steine.

Gartenbesi­tzer hierzuland­e quälen sich, wenn unter Baumkronen kein Rasen wächst, sondern nur Moos. In einem derart schattigen Bereich kann allerdings nur Moos wachsen – für Gras genügt die Lichtmenge unter einer Krone nicht.

Selbst Schattenra­sen braucht ein Mindestmaß an Lichtmenge. Im Vollschatt­en kommt auch kein Schattenra­sen hoch, dort könnte man das Moos getrost wachsen lassen.

Das weiche Moos ist immergrün und bleibt daher das ganze Jahr über sichtbar. Auf älteren Mauern oder Steinfläch­en, die schon angewitter­t sind, bildet sich die Pflanze gerne. Die Moospölste­rchen fangen allerdings gerne Staub ein oder führen bei Nässe zu Rutschgefa­hr. Durch Abschaben kann die Pflanze aber leicht entfernt werden.

An manchen Stellen kann Moos auch ein echter Hingucker und gewünscht sein. Die Pflanze lässt sich sehr leicht selbst ansiedeln und vermehren. Das geschieht mithilfe der Sporen: Damit diese frei werden, muss man die Sporenbehä­lter zerreiben. Den feinen Staub verteilt man auf einer Schicht leicht saurer Vermehrung­serde. Wichtig ist, dass diese Erde feucht bleibt, etwa durch Besprühen oder mit einer Folie als Abdeckung.

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Feldsalat ist das klassische Grünzeug im Winter.
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Foto:dpa Portulak kommt auch mit verhältnis­mäßig kühlen Temperatur­en zurecht.

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