Heidenheimer Neue Presse

Eine Tote in der Spießerkom­mune

Im neuen, eher schwachen „Tatort“aus Stuttgart sorgt eine Leiche in der Baugrube für Aufregung.

- Von Martin Weber

Eigentlich eine gute Idee, in Stuttgart, dem Bundesland der Häuslebaue­r, einen „Tatort“über eine Leiche in einer Baugrube zu drehen. Was sich da nicht alles erzählen ließe über grob fahrlässig­e Baumängel oder illegal beschäftig­te Fremdarbei­ter.

Leider geht der Krimi „Tatort: Das ist unser Haus“, von Regisseur Dietrich Brüggemann, der am

17. Januar um 20.15 Uhr in der ARD läuft, einen ganz anderen Weg. Eine ungemein fade Geschichte über ein gemeinscha­ftliches Anwesen in einem Stuttgarte­r Vorort, in dem sich ein paar Ökospießer in langweilig­en Gruppensit­zungen verbal an die Gurgel gehen.

Dabei jagt ein ödes Klischee das nächste, und der Karsten, der Wendelin oder die Martina fragen sich ständig, was das alles mit ihnen macht und wie sich ein möglichst gewaltfrei­er Diskurs organisier­en lässt. Soll skurril und lustig sein, ist auf Dauer aber nervtötend und nicht spannend.

Die Story: Gerade mal vier Wochen ist es her, dass die Mitglieder der Baugemeins­chaft „Oase Ostfildern“in ihr Gebäude eingezogen sind, da muss auch schon wegen Wasser im Keller das Fundament aufgebagge­rt werden.

In der Baugrube taucht eine stark verweste weibliche Leiche mit gewaltsam gebrochene­m Halswirbel auf. Die Mitglieder des alternativ­en Wohnprojek­ts sind geschockt. Ihrer Betroffenh­eit machen sie daher in langen und sorgfältig protokolli­erten Plenumssit­zungen Luft – so viel

Ordnung muss schließlic­h sein im schwäbisch­en grün-alternativ­en Milieu. Das Problem: Platte Klischees und peinlich, wie sich manche Schauspiel­er beim Versuch, Schwäbisch zu sprechen, fast die Zunge brechen.

Die beiden Stuttgarte­r Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) haben diesmal kaum etwas zu tun und schauen sich halb amüsiert, halb genervt die enorme Gruppendyn­amik im Wohnprojek­t an.

Zudem erfahren sie, dass die Leiche, eine attraktive Frau namens Beverley, mit ihren Reizen sowohl bei männlichen als auch weiblichen Mitbewohne­rn punkten konnte und dadurch für einige Verwirrung sorgte – vielleicht hat der Mörder ja aus Eifersucht getötet und ist im regelmäßig einberufen­en Stuhlkreis zu finden. Die Bewohner der Spießerkom­mune wiederum haben schon bald einen Täter außerhalb ihrer Gemeinscha­ft ausgemacht.

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Foto: B. Linder/dpa Die Kommissare Lannert (Richy Müller, re.) und Bootz (Felix Klare) schlagen sich mit einer Hausgemein­schaft herum.
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