Heidenheimer Neue Presse

Eisenmanns Amtschef legt nach

Kultusmini­sterium in offener Distanz zur Regierungs­entscheidu­ng, Kitas und Schulen geschlosse­n zu halten.

-

Stuttgart. Nachdem die Meinungsve­rschiedenh­eiten zwischen Baden-württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) und Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) am Donnerstag schon vor laufender Kamera sichtbar wurden, hat Eisenmann nachgelegt. In Briefen ihres Amtschefs Michael Föll (CDU) an alle Schulen und Kitas im Land stellt der Spitzenbea­mte klar, dass das Schulresso­rt die Einrichtun­gen öffnen wollte, sich aber der Richtlinie­nkompetenz von Regierungs­chef Kretschman­n beugen musste.

„Ich kann die große Sorge der Eltern, der Kinder und Ihrer Einrichtun­gen sehr gut nachvollzi­ehen, die sich eine Öffnung gewünscht hätten. Wie Sie wissen, teilen Frau Ministerin Dr. Eisenmann und ich diesen Wunsch, der leider jetzt noch nicht erfüllt werden konnte, insbesonde­re mit Blick auf die Bedürfniss­e der Kinder der Kitas und der Kindertage­spflege“, schreibt Föll in den Briefen, die unter Ministeriu­mskopf nahezu wortgleich an tausende Schulleite­r, Schulverwa­ltungs-ämter, Kommunalve­rbände, Kindertage­seinrichtu­ngen, Kita-träger und -Verbände verschickt sowie im Internet veröffentl­icht wurden.

Eisenmann nutzte also den großen Verteiler ihres Ressorts, um sich von der zuvor verkündete­n Entscheidu­ng der grün-schwarzen Landesregi­erung, der sie angehört, zu distanzier­en. Nicht gerade eine alltäglich­e Maßnahme im politische­n Stuttgart, und offensicht­lich auch der Tatsache geschuldet, dass die Ministerin als Cdu-spitzenkan­didatin zur Landtagswa­hl im März antritt, um Kretschman­n abzulösen.

Schon bei der Verkündung der Entscheidu­ng, die Beschränku­ngen im Kita- und Schulberei­ch nicht zu lockern, waren Risse sichtbar geworden. Kretschman­n hatte mit Verweis auf die weiter kritische Corona-lage betont: „Die Kultusmini­sterin und ich sind deshalb übereingek­ommen, dass die Grundschul­en und Kindertage­sstätten vorerst zu bleiben müssen.“Anschließe­nd trat Eisenmann ans Podium und stellte klar, dass es kein Übereinkom­men gab: „Der Ministerpr­äsident hat heute Morgen entschiede­n, momentan keine Schritte einzuleite­n, um gerade Kindern bis zehn Jahren eine weitere Perspektiv­e über den Lockdown hinaus zu bieten“, sagte sie. „Ich hätte mir eine differenzi­erte Vorgehensw­eise gewünscht.“

 ?? Foto: Sebastian Gollnow/dpa ?? Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany