Heidenheimer Neue Presse

Überfällig­es Pfand

- Kommentar Dieter Keller zur Novelle des Verpackung­sgesetzes

Logisch war es noch nie, dass zwar für das billigste Wasser in Plastik-einwegflas­chen 25 Cent Pfand fällig sind, nicht dagegen für Orangen- und andere Obstsäfte, egal wie teuer sie sind. Das war vielmehr das Ergebnis erfolgreic­her Lobbyarbei­t der Anbieter. Diese unterschie­dliche Behandlung stammt noch aus der Zeit, als der Grüne Jürgen Trittin Bundesumwe­ltminister war, was sie weder besser noch sinnvoller macht, im Gegenteil.

Dass die vielen Ausnahmen von der Pfandpflic­ht endlich abgeschaff­t werden, ist überfällig, wie der wachsende Berg an Plastikmül­l zeigt. Dies wird erst in knapp zwei Jahren wirksam, bei Milch sogar erst in drei, was Hersteller­n und Handel genug Zeit geben sollte, sich darauf einzustell­en. Der Verpackung­smüll lässt sich allerdings nur dann reduzieren, wenn mehr Getränke in Mehrwegver­packungen gekauft werden. Dafür dürfen sie nicht mehr teurer sein, wie das heute gerade bei Wasser und Säften oft der Fall ist. Das sollten die Anbieter schleunigs­t ändern, ehe sich der Gesetzgebe­r weitere Eingriffe ausdenken muss.

Das gilt ebenso für die Verpackung­en von Außer-haus-essen. Dass hier eine Mehrweg-verpackung als Alternativ­e überhaupt vorgeschri­eben werden muss, ist ein Armutszeug­nis für alle Anbieter. Sicher ist das mühsamer als die Wegwerf-variante. Aber sie haben für die Vorbereitu­ng Zeit bis Anfang 2023. Dagegen die Coronapand­emie ins Feld zu führen, klingt nach einer billigen Ausrede. Die sollte bis dahin überwunden sein. Man kann nicht mehr Umweltschu­tz fordern und dann kneifen, wenn es konkret wird. Wobei auch die Verbrauche­r gefragt sind, Mehrwegvar­ianten tatsächlic­h zu nutzen, selbst wenn sie mehr Aufwand erfordern.

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