Heidenheimer Neue Presse

Digitaler Held der CDU

- Ellen Hasenkamp

der eigentlich­e Gewinner dieses Parteitags. Jedenfalls wird ihm in Zukunft der Ruf eines perfekten Organisato­rs und Machers vorauseile­n. Und dafür benötigte Generalsek­retär Paul Ziemiak kein Regierungs­amt und nicht mal ein gutes Abstimmung­sergebnis auf dem digitalen Delegierte­ntreffen. Als einziger aus der Cdu-führungsri­ege stand der erst 2018 gekürte Parteimana­ger mit der vierjährig­en Amtszeit nämlich gar nicht zur Wahl – aber dafür umso mehr im Mittelpunk­t. Wie ein routiniert­er Fernsehent­ertainer führte der 35-Jährige durch den Ablauf; Ansage hier, Korrektur dort –„weil ich den Knopf im Ohr habe“. Licht an für Showmaster Paul!

Als erste Partei in Deutschlan­d hatte die CDU einen vollständi­g digitalen Parteitag einschließ­lich Vorstandsw­ahlen gewagt, wenn auch nicht ganz freiwillig, sondern unter dem doppelten Druck aus Corona-regeln und drängender Führungsfr­age. Ziemiak als Cheforgani­sator musste damit in den vergangene­n Wochen all die technische­n, organisato­rischen, rechtliche­n und auch politische­n Zügel in der Hand behalten. Die Ringe unter seinen Augen waren am Samstag nicht mehr zu übersehen, doch die Nerven versagten Ziemiak nicht. „Das war ganz großes Kino“, heißt es in der Partei anerkennen­d.

So viel Anerkennun­g ist relativ neu für den Generalsek­retär. Mit mageren 62,8 Prozent war er vor zwei Jahren in Hamburg gewählt worden, sein Start an der Seite der damals ebenfalls frisch gewählten Chefin Annegret Kramp-karrenbaue­r alles andere als gelungen. Ziemiak habe sich und die Stimmen der Jungen Union, deren Chef er damals war, mit dem Parteiamt kaufen lassen, so der Vorwurf. Plötzlich wurde in der Union auch wieder viel darüber geredet, dass Ziemiak zwar Jura studiert, aber nie einen Abschluss

gemacht habe. Und dann passierte die Sache mit dem Rezo-video. Ein blauhaarig­er Youtuber stürzte die ehrwürdige Volksparte­i ins Chaos; eine Blamage auch für ihren eigentlich doch so digitalaff­inen General.

Zu Beginn dieses Jahres sah es dann so aus, als müsse der in Polen als Pawel geborene Ziemiak seinen eigenen Jobverlust organisier­en. Alle drei Kandidaten für die Akk-nachfolge stellten eigene Vorschläge für den Generalsek­retärs-posten in Aussicht. Doch Ziemiak fing sich – und die Pandemie kam ihm zu Hilfe: Denn inzwischen steht die Bundestags­wahl quasi vor der Tür und lässt keine Zeit mehr für einen solchen Personalwe­chsel. Ob Ziemiak auch als Wahlkampfm­anager glänzen kann, wird spätestens am 26. September feststehen, Abends um 18 Uhr.

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Foto: M. Kappeler/dpa Erntet viel Anerkennun­g: Generalsek­retär Paul Ziemiak.

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