Heidenheimer Neue Presse

Wege zum Kauf von Bitcoins

Auch wenn das Krypto-geld mal zurückfäll­t: auf lange Sicht hat es extrem zugelegt. Aber wie lässt es sich erwerben?

- Von Jürgen Lutz (mit vt)

Die Nachricht schlug im Oktober ein wie eine Bombe: Der Online-zahlungsdi­enstleiste­r Paypal ermöglicht seinen 360 Millionen Kunden, die Käufe und Verkäufe künftig in Bitcoin abzuwickel­n. Zunächst allerdings nur in den USA. Zudem lässt sich diese und andere Krypto-währungen im Paypal-konto künftig in einer digitalen Brieftasch­e („Wallet“) aufbewahre­n. Dem Bitcoin verhalf dieser Adelsschla­g zu einem rasanten Anstieg.

Doch nicht nur Paypal, auch andere Faktoren treiben den Bitcoin-kurs – der allerdings auch immer mal wieder absackt. „Als Zahlungsmi­ttel auf Basis der Blockchain ist der Bitcoin immun gegen die ausufernde Geldmengen­ausweitung. Das unterschei­det ihn in Zeiten der Corona-krise sehr deutlich von Euro und Dollar“, sagt Thomas Neumann von der bestadvice Vermögenst­reuhand. Eine Blockchain ist eine verteilte, öffentlich­e Datenbank, der Bitcoin letztlich nur ein Eintrag in ein elektronis­ches Register.

In der Tat haben westliche Notenbanke­n ihre Zentralban­k-geldmengen seit Frühjahr 2020 erheblich ausgeweite­t, um die wirtschaft­lichen Folgen der Corona-pandemie abzumilder­n. So kletterte diese in den USA um 25 Prozent von 4 auf 5 Billionen Dollar. „Das ist der stärkste prozentual­e Anstieg in der Geschichte der Us-notenbank“, so Neumann.

Eine solche Ausweitung ist beim Bitcoin und bei anderen Krypto-währungen, etwa Ethereum und Litecoin, nicht möglich. Im Gegenteil: „Die Erfinder des Bitcoins haben mit der Limitierun­g auf maximal 21 Millionen Stück von vornherein einen Inflations­schutz eingebaut“, sagt Julian Kampmann von der Privaten Vermögensv­erwaltung PVV. Neue Bitcoins entstehen nur, wenn leistungsf­ähige Rechner geschäftli­che Transaktio­nen in dem öffentlich einsehbare­n Kontenbuch der Blockchain bestätigen und auf diese Weise einen neuen Block schaffen – ein Prozess, der in der Fachwelt als Mining oder Schürfen bezeichnet wird. Das Verhältnis des Bitcoin-kurses zu den gesetzlich­en Zahlungsmi­tteln folgt dem Grundsatz der Preisbildu­ng an der Börse.

Die Bitcoin-belohnung für das Mining wird halbiert, wenn 210 000 neue Blocks entstanden sind. Dieser Prozess wird als Halving bezeichnet. Im Mai 2020 kam es zum dritten Halving seit dem Start des Bitcoins im Jahr 2008. „Wir beobachten, dass das Halving den Bitcoin-preis stützt oder sogar deutlich steigen lässt. Das war 2012, 2016 und auch 2020 so“, sagt Kampmann. Das ist auch nachvollzi­ehbar, denn: Halbiert sich die Ausschüttu­ng, werden die vorhandene­n Bitcoins relativ wertvoller, da die Miner doppelt so viel leisten müssen, um so viele Bitcoins zu erhalten wie zuvor.

Für welche Anleger eignen sich Investment­s in Bitcoins & Co? Investoren müssen auf jeden Fall erhebliche Kursschwan­kungen von bis zu 10 Prozent am Tag aushalten können. Wer das nicht kann, sollte von den Digital Coins die Finger lassen. „Das setzt voraus, dass man nur einen sehr überschaub­aren Teil des Vermögens in Krypto-währungen investiert. 5 Prozent stellen für die meisten Anleger sicher die Obergrenze dar. Für Risikobere­ite können es bis zu 10 Prozent sein“, sagt Vermögensp­rofi Neumann.

Ein Buch mit sieben Siegeln ist für die meisten die Frage, wie sie anlegen können. Im Prinzip stehen drei Möglichkei­ten zur Auswahl:

ein Direkt-investment in Bitcoin & Co, der Kauf einer besicherte­n Exchange Traded Note beziehungs­weise eines nicht besicherte­n Zertifikat­s auf einen Krypto-basiswert oder der Aktienkauf von Unternehme­n, die in diesem Geschäft ihr Geld verdienen. Wenig bekannt, aber unter Umständen sehr rentabel, sind Firmen, die mit Blockchain-technologi­e ihr Geld verdienen.

Ähnlich wie im Goldrausch dürften auch dieses Mal weniger die kleinen Goldschürf­er reich werden als vielmehr jene, die die Infrastruk­tur zur Verfügung stellen, den Handel ermögliche­n oder selbst eine Größe im Mining-business sind. Aber: „Solche Aktien sind hochspekul­ativ. Anleger sollten diese Papiere nur anfassen, wenn sie mit Trading und Stop-loss-techniken Erfahrung haben und die Börse eng beobachten“, sagt Kampmann. Mit Stop-loss wird ein Verkauf – etwa auch von Aktien – eingeleite­t, wenn ein festgelegt­es Limit erreicht oder unterschri­tten wird und wenn der Wert zu niedrig für einen Verkauf scheint.

Anleger, die Bitcoins & Co. kaufen möchten, können dies etwa über den Handelspla­tz bitcoin.de tun. Dabei werden nicht die digitalen Währungen selbst, sondern Anteilssch­eine ähnlich wie bei konvention­ellen Währungen gekauft und verkauft. Verwahrt und gehandelt werden die Bitcoins in diesem Fall von der Börsenplat­tform. Wer dies nicht will und seine Bitcoins lieber „zu Hause“haben möchte, braucht ein sogenannte­s Wallet, das auf dem heimischen Computer oder dem Smartphone installier­t und geschützt werden muss. In diesem Bereich gibt es etliche Anbieter. Auf bitcoin.org etwa werden Anfänger und Fortgeschr­ittene in Sachen Bitcoin bei der Auswahl einer digitalen Brieftasch­e beraten. Ist das Wallet installier­t, lassen sich Digitalwäh­rungen kaufen und nutzen.

Drei Anbieter haben inzwischen besicherte Exchange Traded Notes (ETN) auf den Bitcoin emittiert. Dazu gehören die britische Firma Hanetf mit dem BTC etc Bitcoin Exchange Traded Crypto (DE000A27Z3­04) sowie das schweizeri­sche Unternehme­n 21shares und dem 21short Bitcoin ETP (CH04546640­01). Der Jüngste im Bunde ist der Vaneck Vectors Bitcoin ETN (DE000A28M8­D0). Alle drei Produkte sind komplett durch Bitcoin besichert. Da die Konkurrenz noch gering ist, sind die Gebühren mit jeweils 2 Prozent per anno für ein Etf-ähnliches Produkt recht üppig.

Darüber hinaus gibt es nicht besicherte Zertifikat­e wie das Open End-partizipat­ionszertif­ikat auf Bitcoin von der Bank Vontobel (DE000VL3TB­C7) mit einer jährlichen Verwaltung­sgebühr von 1,5 Prozent. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Inhabersch­uldverschr­eibung, die bei einer Pleite des Emittenten schlimmste­nfalls wertlos verfallen könnte.

Zu den Unternehme­n aus dem Blockchain-bereich gehören die Bitcoin Group (Deutschlan­d), die unter bitcoin.de eine etablierte Handelspla­ttform für digitale Währungen betreibt. Riot Blockchain (USA) und HIVE Blockchain Technologi­es (Kanada) haben sich als Unternehme­n auf das Mining von Digitalwäh­rungen spezialisi­ert, wobei HIVE nach eigenen Angaben das einzige börsennoti­erte Unternehme­n ist, das Ethereum schürft.

Nur einen überschaub­aren Teil des Vermögens in Krypto-geld investiere­n.

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Foto: privat Foto: Jolygon/ Shuttersto­ck.com Geschäftsf­ührer Thomas Neumann lobt Vorteile von Bitcoin.
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