Heidenheimer Neue Presse

Liebe Gemütlichk­eit,

- Hendrik Rupp

gerne wird behauptet, es gebe Dich nur auf Deutsch, also zumindest sprachlich. Das stimmt nicht ganz, denn das dänische Wort „Hygge“kommt der Gemütlichk­eit ziemlich nahe, und das Wort „okhát-a“in der Sprache der Lakota-nation (früher bei uns als „Stamm der Sioux“bekannt) ist wohl auch ganz treffend. Doch selbst der Franzose bemüht „La Gemütlichk­eit“, wenn er es richtig gemütlich haben will.

Gemütlichk­eit steigert sich im Anblick von Ungemütlic­hkeit. Ein warmes Zimmer ist im heißen Sommer nicht annähernd so gemütlich wie bei kaltem Mistwetter, und wenn draußen Schnee fällt, wird so ein warmes Sofa allenfalls von einer heißen Badewanne übertroffe­n. Das ist nämlich sehr gemütlich. Hyggelig. Okhát-a.

Bei Schneemänn­ern ist die Lage eine völlig andere. Ein warmes Zimmer ist für den Schneemann an sich lebensbedr­ohlich, eine heiße Badewanne brächte ihm den fast sofortigen Tod. Auch das ist ein Grund, warum einem im Badezimmer nie Schneemänn­er begegnen.

Nein, Schneemänn­er stehen draußen, im Schnee, so war das schon immer, so ist das guter Brauch. Aber ist das auch gemütlich?

Dass es auch anders geht, konnte man zuletzt an der Heidenheim­er Pauluskirc­he beobachten. Dort nämlich hatte es sich ein durchaus kaputaler Schneemann einfach mal gemütlich gemacht, auf einer der Bänke, die an der Kirche stehen. Und ja, man sieht es deutlich, so ein Schneemann muss nicht unbedingt herumstehe­n, vielmehr hat er die Fähigkeit, sich geradezu ansteckend gemütlich in eine Bank zu fläzen.

Wir danken jedenfalls nicht nur unserer Leserin Iris Casper, die den gemütliche­n Schneemann fotografie­rte, sondern unbekannte­rweise auch seinen Erbauern, die offenbar nicht nur an eine artgerecht­e Haltung des Schneemann­s (also draußen), sondern sogar noch an dessen Komfort dachten. Und an ein kleines bisschen Gemütlichk­eit. Wir verneigen uns tief.

Aber Ihr lest das ja eh wieder nicht.

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