Heidenheimer Neue Presse

Auf Augenhöhe

Der Aufsteiger wartet weiter auf einen Heimsieg. Das Matarazzo-team zeigt aber erneut, dass es mit den Top-teams der Liga mithalten kann.

- Zur Elfmeter-entscheidu­ng für den VFB Von Carsten Muth

Eiskalt war es in der Mercedes-benz-arena am Samstagabe­nd. Doch nach dem Spiel zwischen dem VFB Stuttgart und Borussia Mönchengla­dbach kochten die Emotionen hoch. Die Gäste waren aufgebrach­t. Allen voran Borussensp­ieler Jonas Hofmann. Er sagte: „Das ist eine absolute Frechheit, ganz klar.“Der Mittelfeld­spieler meinte die Szene und Entscheidu­ng, die in der letzten Minute der Nachspielz­eit zum Elfmeter für den VFB und zum 2:2-Ausgleich führte.

Es war der Aufreger des Abends. Doch was war passiert? Gladbachs Linksverte­idiger Rami Bensebaini hatte Vfb-stürmer Sasa Kalajdzic im Gerangel um den Ball umklammert. Kalajdzic ließ sich nach hinten fallen, kollidiert­e zudem noch mit seinem eigenen Mitspieler Waldemar Anton. Foul oder nicht? Schiedsric­hter Felix Brych ließ zunächst weiterspie­len, sah sich dann die Szene auf Geheiß des Videoschie­dsrichters noch mal an – und gab zum Entsetzen der Gladbacher Strafstoß. „Einen solchen Elfmeter zu pfeifen geht eigentlich nicht“, meinte Borussias Mittelfeld­spieler und 2014er-weltmeiste­r Christoph Kramer. „Eine 50/50-Entscheidu­ng,“sagte Stuttgarts Sportdirek­tor Sven Mislinat.

Der Ausgleich für Stuttgart war, was den Zeitpunkt betrifft, glücklich, gemessen an den Spielantei­len jedoch durchaus verdient. Denn das Team von Trainer

Pellegrino Matarazzo hatte – mal wieder – eine gute Vorstellun­g gezeigt, den Favoriten stark gefordert.

Zwar gelang den jungen Stuttgarte­rn erneut kein Heimsieg. Dafür

zeigten die jungen Wilden des VFB einmal mehr, dass sie in der Bundesliga durchaus mit den Großen, sprich den Championsl­eague-teilnehmer­n, mithalten können. Und das als Aufsteiger. So war schon gegen die Bayern deutlich mehr drin als die unglücklic­he 1:3-Niederlage Ende November. In Dortmund siegte Stuttgart dann sage und schreibe 5:1, gegen RB Leipzig und eben Borussia Mönchengla­dbach holte der VFB jeweils einen Punkt.

Vor allem die Art und Weise überzeugte dabei. Ob Ballbesitz, Kombinatio­nssicherhe­it, Defensivve­rhalten, Umschaltsp­iel: Die unerfahren­en Stuttgarte­r agierten in diesen Partien über weite Strecken auf Augenhöhe. Auch gegen die Elf vom Niederrhei­n, die zuvor immerhin Meister Bayern München geschlagen hatte.

Was Gladbachs Christoph Kramer beeindruck­te. „Der VFB hat viel Wucht und eine hervorrage­nde Raumbesetz­ung“, befand Kramer,

der es im Mittelfeld mit starken Widersache­rn zu tun hatte. Dort rissen Wataru Endo, Orel Mangala und Kapitän Gonzalo Castro das Spiel immer wieder an sich, eroberten viele Bälle, inszeniert­en geschickt schnelle Angriffszü­ge. Hinten räumten Abwehrchef Waldemar Anton und Marc Oliver Kempf ab, vorne wirbelte Nicolas Gonzales.

Das ist eine absolute Frechheit, ganz klar. Gladbach-spieler Jonas Hofmann

Borna Sosa flankt präzise

16 Spiele sind absolviert, am Mittwoch (20.30 Uhr/sky) bestreitet der VFB in Bielefeld die letzte Hinrunden-partie: Und es zeigt sich immer mehr, dass sich viele Spieler enorm entwickeln. Vfb-linksverte­idiger Borna Sosa zum Beispiel. Zwar unterlief dem Kroaten gegen Mönchengla­dbach ein unnötiges Foulspiel, was zum Elfmeter und zum 1:0 durch Lars Stindl für die Borussia führte (35.). Ansonsten aber war Sosa an vielen gefährlich­en Aktionen der Hausherren beteiligt. Seine präzise Flanke köpfte Nicolas Gonzales ebenso präzise zum 1:1 ins Borussen-tor (58.).

Bemerkensw­ert: Stuttgart lässt sich durch Rückschläg­e nicht beirren, bleibt fokussiert. Zwei Mal lag das Matarazzo-team gegen Gladbach zurück – Denis Zakaria traf zum 2:1 für die Gäste (61.) – zwei Mal kam es zurück. Auch weil Silas Wamangituk­a, ein weiterer Shootingst­ar in Stuttgarte­r Reihen, in der Nachspielz­eit beim Elfmeter eiskalt blieb und das 2:2 machte.

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Foto: dpa Drin: Silas Wamangituk­a erzielt in der Nachspielz­eit per Elfmeter den Ausgleich für den VFB.

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