Schielt der FCH nach ganz oben?
Vor dem Heimspiel gegen Holstein Kiel muss der 1. FC Heidenheim auch mit der Rolle eines Aufstiegskandidaten zurechtkommen.
Im heutigen Topspiel empfängt Fußball-zweitligist 1. FC Heidenheim um Trainer Frank Schmidt den Tabellenzweiten Holstein Kiel.
Da ist es wieder, das Wort mit A: Intern träumen die Verantwortlichen des 1. FC Heidenheim sicherlich vom Aufstieg. Warum sollte sonst das Stadion ausgebaut werden? Wurde in einer vom Verein und der Stadt in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie doch festgestellt, dass eine Erweiterung der Kapazität der Voitharena auf ein maximales Fassungsvermögen von rund 23 000 Plätzen grundsätzlich möglich ist. Offiziell ist das Wort mit A allerdings kein Thema. Schwäbische Bescheidenheit eben.
Mit 39 Punkten hat der FCH einen Punkt mehr als zum selben Zeitpunkt der vergangenen Saison, die ja bislang die erfolgreichste der Vereinsgeschichte war. Kein Wunder also, dass der „Kicker“in seiner Donnerstagsausgabe titelte: „Vorsicht, Aufstiegskampf !“Von Frank Schmidt wird dieses eine Wort aber gar nicht in den Mund genommen. „Das ist ja auch momentan überhaupt nicht relevant. Es war zu hundert Prozent richtig, auch die letzten Jahre den Ball flach zu halten“, betont der Fch-trainer.
Er sei ein sehr optimistischer Mensch, dem Mentalität, besser gesagt, Siegermentalität, sehr wichtig sei. „Das transportiere ich auch auf die Mannschaft.“So wolle er Siegermentalität auch im Training sehen. „Das ist der Optimist“, so Schmidt, der ausführt: „Der Realist sagt aber auch: Es gibt Gegner auf dem Platz, die auch ihre Stärken haben.“Insgesamt
sei es „ein Stück weit überraschend, dass wir so früh diese Punktzahl erreicht haben“.
Wie tief er in dieser Materie verwurzelt ist, unterstreicht Schmidt mit einer Statistik. Schaut man auf die aktuelle Saison und die beiden abgelaufenen, hat der FCH in 92 Spielen 149 Punkte geholt. Im Schnitt also 1,6 Pro Partie. Und legt man dies für eine Hochrechnung für die noch ausstehenden zehn Begegnungen zugrunde, kämen die Heidenheimer am Saisonende auf 55 Punkte – genauso viele, wie sie jeweils in den Spielzeiten zuvor gesammelt haben. Schmidt bezeichnete diesen Umstand als „verrückt“.
55 Punkte reichen aber in der Regel nicht einmal zu Platz drei. In der Heidenheimer Zweitligazeit schaffte es nur eine Mannschaft, sich mit 55 Zählern für die Aufstiegs-relegation zu qualifizieren: der FCH selbst in der vergangenen Saison. Dies weiß auch Schmidt: „Das bedeutet: Wir sind gut genug, um komfortabel die Klasse zu halten und um einen guten einstelligen Platz zu erreichen, aber im Schnitt reicht’s noch nicht, ganz vorne reinzukommen“, erklärte der Coach.
Und dennoch: Heute sei es das Ziel, als heimstärkste Mannschaft (27 Zähler in 12 Spielen/punktgleich mit Düsseldorf) Kiel zu schlagen. Über gutes Abwehrverhalten und Ballbesitz werde der Tabellenzweite versuchen, den Heidenheimern wenig Spielräume zu geben und sie vom eigenen Tor wegzuhalten.
Um Kiel zu besiegen, brauche der FCH „eine unserer besten Leistungen“, so Schmidt. Und eine gute Raumaufteilung. Kiels Stärken liegen, so der Fchcoach, im variablen Positionsspiel und vielen Anspielstationen. „Sie sind teilweise sehr breit aufgefächert. Wenn ein Gegner so breit und so tief steht, dann ist es schwer zu verteidigen“, sagt Schmidt, der sich sicher ist, dass sein Team viele Räume wird zulaufen müssen. „Da kommt unsere Stärke ins Spiel: die läuferische Qualität.“
Zwei Faktoren helfen zurzeit ebenfalls: Zum einen sei die Stimmung innerhalb des Teams nach zuletzt 13 Punkten aus 5 Spielen „automatisch besser“, so Schmidt. „Das leidenschaftliche Miteinander ist momentan richtig zu spüren.“Die Spieler, die momentan hinten dran sind, könnten jetzt auch „nicht aufmucken“, so der Coach. „Sie tun aber alles dafür, dass die Mannschaft Erfolg hat.“
Zudem sorgt der FCH momentan für viel Torgefahr, schließlich erzielte der Tabellensechste in den letzten sechs Partien immer mindestens zwei Treffer. Woran dies auch liegt? „An den Standardsituationen“, sagt Schmidt. „Wir sind effektiver geworden.“Bereits zu Saisonbeginn habe sich der FCH mit die meisten Torchancen erspielt, diese aber nicht genutzt. Was fehle, sei ein Torriecher der Mittelfeldspieler. Was das angeht, sei Heidenheim das Team, das in diesem Bereich am wenigstens treffe. „Das muss besser werden. Dadurch werden wir weniger ausrechenbar“, so Schmidt. Auch so ein Wort mit A.
Es war zu hundert Prozent richtig, auch die letzten Jahre den Ball flach zu halten. Frank Schmidt, Fch-trainer, zu möglichen Aufstiegsträumen