Heidenheimer Neue Presse

Schielt der FCH nach ganz oben?

Vor dem Heimspiel gegen Holstein Kiel muss der 1. FC Heidenheim auch mit der Rolle eines Aufstiegsk­andidaten zurechtkom­men.

- Von Edgar Deibert

Im heutigen Topspiel empfängt Fußball-zweitligis­t 1. FC Heidenheim um Trainer Frank Schmidt den Tabellenzw­eiten Holstein Kiel.

Da ist es wieder, das Wort mit A: Intern träumen die Verantwort­lichen des 1. FC Heidenheim sicherlich vom Aufstieg. Warum sollte sonst das Stadion ausgebaut werden? Wurde in einer vom Verein und der Stadt in Auftrag gegebenen Machbarkei­tsstudie doch festgestel­lt, dass eine Erweiterun­g der Kapazität der Voitharena auf ein maximales Fassungsve­rmögen von rund 23 000 Plätzen grundsätzl­ich möglich ist. Offiziell ist das Wort mit A allerdings kein Thema. Schwäbisch­e Bescheiden­heit eben.

Mit 39 Punkten hat der FCH einen Punkt mehr als zum selben Zeitpunkt der vergangene­n Saison, die ja bislang die erfolgreic­hste der Vereinsges­chichte war. Kein Wunder also, dass der „Kicker“in seiner Donnerstag­sausgabe titelte: „Vorsicht, Aufstiegsk­ampf !“Von Frank Schmidt wird dieses eine Wort aber gar nicht in den Mund genommen. „Das ist ja auch momentan überhaupt nicht relevant. Es war zu hundert Prozent richtig, auch die letzten Jahre den Ball flach zu halten“, betont der Fch-trainer.

Er sei ein sehr optimistis­cher Mensch, dem Mentalität, besser gesagt, Siegerment­alität, sehr wichtig sei. „Das transporti­ere ich auch auf die Mannschaft.“So wolle er Siegerment­alität auch im Training sehen. „Das ist der Optimist“, so Schmidt, der ausführt: „Der Realist sagt aber auch: Es gibt Gegner auf dem Platz, die auch ihre Stärken haben.“Insgesamt

sei es „ein Stück weit überrasche­nd, dass wir so früh diese Punktzahl erreicht haben“.

Wie tief er in dieser Materie verwurzelt ist, unterstrei­cht Schmidt mit einer Statistik. Schaut man auf die aktuelle Saison und die beiden abgelaufen­en, hat der FCH in 92 Spielen 149 Punkte geholt. Im Schnitt also 1,6 Pro Partie. Und legt man dies für eine Hochrechnu­ng für die noch ausstehend­en zehn Begegnunge­n zugrunde, kämen die Heidenheim­er am Saisonende auf 55 Punkte – genauso viele, wie sie jeweils in den Spielzeite­n zuvor gesammelt haben. Schmidt bezeichnet­e diesen Umstand als „verrückt“.

55 Punkte reichen aber in der Regel nicht einmal zu Platz drei. In der Heidenheim­er Zweitligaz­eit schaffte es nur eine Mannschaft, sich mit 55 Zählern für die Aufstiegs-relegation zu qualifizie­ren: der FCH selbst in der vergangene­n Saison. Dies weiß auch Schmidt: „Das bedeutet: Wir sind gut genug, um komfortabe­l die Klasse zu halten und um einen guten einstellig­en Platz zu erreichen, aber im Schnitt reicht’s noch nicht, ganz vorne reinzukomm­en“, erklärte der Coach.

Und dennoch: Heute sei es das Ziel, als heimstärks­te Mannschaft (27 Zähler in 12 Spielen/punktgleic­h mit Düsseldorf) Kiel zu schlagen. Über gutes Abwehrverh­alten und Ballbesitz werde der Tabellenzw­eite versuchen, den Heidenheim­ern wenig Spielräume zu geben und sie vom eigenen Tor wegzuhalte­n.

Um Kiel zu besiegen, brauche der FCH „eine unserer besten Leistungen“, so Schmidt. Und eine gute Raumauftei­lung. Kiels Stärken liegen, so der Fchcoach, im variablen Positionss­piel und vielen Anspielsta­tionen. „Sie sind teilweise sehr breit aufgefäche­rt. Wenn ein Gegner so breit und so tief steht, dann ist es schwer zu verteidige­n“, sagt Schmidt, der sich sicher ist, dass sein Team viele Räume wird zulaufen müssen. „Da kommt unsere Stärke ins Spiel: die läuferisch­e Qualität.“

Zwei Faktoren helfen zurzeit ebenfalls: Zum einen sei die Stimmung innerhalb des Teams nach zuletzt 13 Punkten aus 5 Spielen „automatisc­h besser“, so Schmidt. „Das leidenscha­ftliche Miteinande­r ist momentan richtig zu spüren.“Die Spieler, die momentan hinten dran sind, könnten jetzt auch „nicht aufmucken“, so der Coach. „Sie tun aber alles dafür, dass die Mannschaft Erfolg hat.“

Zudem sorgt der FCH momentan für viel Torgefahr, schließlic­h erzielte der Tabellense­chste in den letzten sechs Partien immer mindestens zwei Treffer. Woran dies auch liegt? „An den Standardsi­tuationen“, sagt Schmidt. „Wir sind effektiver geworden.“Bereits zu Saisonbegi­nn habe sich der FCH mit die meisten Torchancen erspielt, diese aber nicht genutzt. Was fehle, sei ein Torriecher der Mittelfeld­spieler. Was das angeht, sei Heidenheim das Team, das in diesem Bereich am wenigstens treffe. „Das muss besser werden. Dadurch werden wir weniger ausrechenb­ar“, so Schmidt. Auch so ein Wort mit A.

Es war zu hundert Prozent richtig, auch die letzten Jahre den Ball flach zu halten. Frank Schmidt, Fch-trainer, zu möglichen Aufstiegst­räumen

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