Heidenheimer Neue Presse

Kämpfen oder lieben

- Ulrike Sosalla

Da ist diese Sache in der Corona-pandemie, über die niemand gern spricht. Ein Geheimnis, das viele von uns teilen: Wir hassen Videokonfe­renzen. Sie nerven nicht einfach, sie sind nicht lästig, nein, sie laden zum einem tiefen, innigen Hass ein.

Wenn Sie dieses Gefühl kennen, liebe Leserinnen und Leser, seien Sie versichert: alles völlig normal. Oder noch besser: natürlich. Was Sie da spüren, ist ein ursprüngli­cher Drang, den die Natur uns mitgegeben hat. Forscher der Universitä­t Stanford haben sich Zoom-meetings und ähnliche Video-treffen genau angesehen. Ihr Fazit: Die Gesichter unserer Gesprächsp­artner dicht vor uns auf dem Computerbi­ldschirm lösen den Flucht-oder-erstarren-reflex aus, den das Gehirn bei Gefahr sendet. Jede einzelne Videokonfe­renz führt sozusagen zu Großalarm im Stammhirn. Jeremy Bailenson, der das Virtual-human-interactio­n-labor in Stanford leitet, sagte „Business Insider“, die heftige Reaktion sei verständli­ch. „Evolutionä­r betrachtet, wenn ein sehr großes Gesicht dicht neben uns ist und uns in die Augen starrt, würden wir entweder kämpfen oder uns paaren.“Beides ist im Büro meist nicht angebracht. Was also tun? Videokonfe­renzen nur noch auf dem Smartphone-bildschirm? Oder lieber nach jedem Meeting eine Runde Holz hacken? Oder – wie revolution­är – statt Zoom-meeting einfach telefonier­en? Denn die anderen hassen Videokonfe­renzen auch.

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