Heidenheimer Neue Presse

China legt Hongkong an die Kette

Peking beschließt „Wahlreform“: Künftig dürfen in der Stadt nur noch Patrioten kandidiere­n.

- Fabian Kretschmer

Peking. Die Entscheidu­ng fiel, wie zu erwarten, mehr als eindeutig aus: Am letzten Tag des Nationalen Volkskongr­esses haben Pekings Abgeordnet­e über ihre angekündig­te „Wahlreform“für Hongkong abgestimmt. 2895 Kader votierten für die Resolution mit dem Namen „Patrioten regieren Hongkong“, Gegenstimm­en gab es keine. Nur eine einzige Enthaltung hielt den minimalen Schein einer demokratis­chen Abstimmung aufrecht.

Das neue Gesetz wird die politische Pluralität in der einst britischen Kronkoloni­e weiter deutlich einengen. Denn künftig wird ein „Überprüfun­gsausschus­s“Kandidaten sowohl für das Hongkonger Parlament als auch für das Komitee, welches den Verwaltung­schef wählt, auf ihre Tauglichke­it prüfen. Zugelassen wird demnach nur, wer laut Pekings Definition „patriotisc­h“ist – also der Linie der Kommunisti­schen Partei folgt.

Die internatio­nale Staatengem­einschaft, darunter auch die Europäisch­e Union, wertet die Reform überwiegen­d als Bruch internatio­naler Verträge. Denn bei der Übergabe Hongkongs von Großbritan­nien an China wurde der Finanzmetr­opole „weitgehend­e Autonomie“bis 2049 zugesagt. Diese wurde jedoch bereits im letzten Sommer mit Pekings aufgezwung­enen „nationalem Sicherheit­sgesetz“zunichtege­macht. Seither verhaftete­n die Behörden dutzende Politiker des pro-demokratis­chen Lagers sowie etliche Aktivisten der Protestbew­egung.

Militärisc­h rüstet China weiter hoch. Die Steigerung des Verteidigu­ngsetats um 6,8 Prozent ist durchaus bedeutend, wenn auch die Volksrepub­lik in absoluten Ausgaben nach wie vor hinter den USA an zweiter Stelle rangiert.

Wenn sich Us-präsident Joe Biden am Freitag mit den Staatschef­s aus Japan, Indien und Australien austauscht, ist dies zweifelsoh­ne als Antwort auf Chinas wirtschaft­lichen und militärisc­hen Aufstieg zu verstehen. Der Gipfel soll vor allem eine mahnende Botschaft an Peking senden. Doch diese wird dort nicht nur auf taube Ohren stoßen, sondern vor allem als Bekräftigu­ng der eigenen Strategie aufgefasst werden.

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Foto: Noel Celis/afp Chinas Premiermin­ister Li Keqiang.

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