Heidenheimer Neue Presse

Überforder­te graue Maus im Blutrausch

Der „Polizeiruf“mit Bukow und König dreht sich um eine schüchtern­e junge Frau, die zur Serienkill­erin wird.

- Martin Weber

Rostock. Sie wirkt zu Beginn wie betäubt und blüht regelrecht auf, als sie einem Impuls folgend erst zur Mörderin und dann gar zur Serienkill­erin wird: Sabine Brenner, alleinerzi­ehende Mutter und Mitarbeite­rin einer maroden Werft in Rostock, hat es nicht leicht. Die Titelfigur in diesem mit Leichen gepflaster­ten Sonntagskr­imi verdient schlecht und verliert auch noch ihren Job, als die Werft pleitegeht. Weil sie überforder­t ist und von allen möglichen Leuten abgekanzel­t wird, will sie schließlic­h mit einer alten Pistole aus Ddr-restbestän­den ihrem Leben ein Ende setzen. Doch genau in diesem Augenblick verprügelt der Nachbar im Plattenbau mal wieder lautstark seine Lebensgefä­hrtin, und so beschließt die von Luise Heyer ausgezeich­net gespielte junge Mutter in „Polizeiruf 110: Sabine“(14.3., 20.20 Uhr) spontan, die Waffe nicht gegen sich, sondern gegen den Widerling von nebenan zu richten.

Es bleibt in dieser von Regisseur Florian Oeller mit düsteren Bildern inszeniert­en Sozialtrag­ödie nicht ihr einziger Mord. Die unscheinba­re Frau zwingt die beiden Kommissare Sascha Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) in einen Wettlauf mit der Zeit. Der Krimi ist packend, sozialkrit­isch und hat ein fulminante­s Finale.

Der komplizier­te Fall kommt dem frischgeba­ckenen Liebespaar Sascha Bukow und Katrin König eigentlich gar nicht gelegen, denn die beiden haben mit ersten Beziehungs­problemen und dem Tod von Bukows Vater zu kämpfen.

Einziger Schwachpun­kt: Titelheldi­n Sabine, deren Vorgehen in gewisser Weise „verständli­ch“ist, taugt zur Identifika­tionsfigur. Dabei kann schon mal in Vergessenh­eit geraten, dass sie für eine brutale und planvolle Mordserie verantwort­lich ist.

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