Bahn und GDL streiten weiter
Eine Einigung im Tarifkonflikt zwischen dem Staatskonzern und der Gewerkschaft ist nicht in Sicht.
Berlin. Im Tarifstreit zwischen Deutscher Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist bisher keine Lösung in Sicht. „Die GDL hat es abgelehnt, sich mit uns an einen Tisch zu setzen“, sagte Personalvorstand Martin Seiler am Donnerstag in Berlin. „Wir sind in der größten wirtschaftlichen Krise des Unternehmens und die GDL verhält sich unsolidarisch“, kritisierte Seiler die Gewerkschaft.
Die Aufnahme von Tarifverhandlungen knüpft die zweitgrößte Gewerkschaft im Konzern an die Bedingung, dass die Bahn die Anwendung der Tarifverträge garantiert. Die Bahn jedoch ist verpflichtet, das sogenannte Tarifeinheitsgesetz umzusetzen. Es besagt, dass in einem Betrieb nur noch der Tarifvertrag der mitgliederstärksten Gewerkschaft gilt. Das ist in vielen Fälle nicht die GDL, sondern die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Die EVG hatte im Gegensatz zur GDL im vergangenen Jahr wegen der großen Verluste durch die Corona-pandemie einer Lohnerhöhung von 1,5 Prozent zugestimmt.
Die GDL verlangt 4,8 Prozent mehr Lohn und eine Corona-prämie von 1300 Euro. Zudem hat die Gewerkschaft ein Paket mit 58 Forderungen vorgelegt, dass laut Personalvorstand Seiler die Personalkosten um 46 Prozent erhöhen würde. Eine der Forderungen besagt, dass die Beschäftigen 60 Tage Urlaub im Jahr bekommen – dazu zählte Seiler auch Bildungsurlaub
und Urlaub als Ausgleich für Corona. Zudem verlangt die GDL, dass jedem Zugbegleiter mindestens ein Sicherheitsmensch an die Seite gestellt wird. „Diese Forderung würde 20 Prozent mehr Personalkosten verursachen und ist schlichtweg unbezahlbar“, sagte Seiler.
Ein Streitpunkt zwischen den Konfliktparteien sind die Boni für Führungskräfte. Kürzlich forderte GDL-CHEF Claus Weselsky, den kompletten Verzicht auf Boni für Vorstände bis 2024 festzuschreiben. Auch die EVG verweigert die Zustimmung zur Ausschüttung der variablen Vergütung für Vorstände und Geschäftsführer.
Die Konzernspitze verzichte sehr wohl auf die variable Vergütung, verteidigte sich Personalvorstand Seiler. Auch für Führungskräfte gebe es eine „Nullrunde beim Fixgehalt und erhebliche Einschnitte bei der variablen Vergütung“, sagte er. „Das ist nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver, das noch dazu bewusst auf Spaltung in der Belegschaft setzt“, kritisierte Seiler.