Souveräner Wahlsieg
Nach der Wahlsensation 2016 haben sich die Wähler bei dieser Abstimmung für Kontinuität entschieden. Martin Grath gewinnt für die Grünen bereits zum zweiten Mal das Direktmandat im Wahlkreis Heidenheim. Er profitiert dabei von seinem mittlerweile hohen Bekanntheitsgrad im Kreis. Grath hat die vergangenen fünf Jahre geschickt genutzt, um Klinken zu putzen, Veranstaltungen zu besuchen und mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen. Vermutlich ist die Aussage, die Mehrheit der Kreisbewohner habe ihn in diesem Zeitraum einmal persönlich getroffen, nicht ganz falsch. Und Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, gerade in Krisenzeiten entscheiden sich viele Wähler für das Bekannte.
Hinzu kommen noch weitere Aspekte. Viele grüne Themen sind inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ökologische und nachhaltige Landwirtschaft – noch vor 30 Jahren das Schreckgespenst des ländlichen Raums – ist mittlerweile in der Bio-musterregion Heidenheim Realität. Mit einer Initiative für eine Bio-quote in öffentlichen Kantinen traf Grath zudem den Nerv der Menschen und erfreute die Bauern.
Wer vor Pandemiezeiten schon einmal auf der B 19 zwischen Königsbronn und Oberkochen im Stau gestanden hat, weiß, dass die Verkehrswende ein Thema ist, das zeitnah angegangen werden sollte. Die Grünen konnten auch hier mit dem Start des Mobilitätspakts punkten. In der nächsten Legislaturperiode müssen sie nun aber auch liefern. Das gilt nicht nur für neue Verkehrskonzepte, sondern auch für der Ausbau der Brenzbahn, der sich so langsam zum Generationenprojekt entwickelt.
Selbst Wirtschaftsthemen – früher nicht gerade das Steckenpferd der Grünen – deckt die Partei mittlerweile erfolgreich ab. Als handwerkspolitischer Sprecher seiner Partei hat Grath in den letzten Jahren viel Zustimmung aus dem Mittelstand erfahren.
Darüber hinaus gelang es ihm, mit dem Ministerpräsidenten-bonus Stimmen einzusammeln. Winfried Kretschmann hat es geschafft, seine Partei in seiner zweiten Amtszeit zur Volkspartei zu machen, wählbar für viele Menschen, die noch vor ein paar Jahren eher der CDU oder SPD anhingen.
Bei der CDU lief dagegen vieles nicht zusammen. Magnus Welsch steht für eine neue Generation in der Partei im Wahlkreis. Er musste Aufbruchsstimmung vermitteln und sich bei möglichst vielen Wählern bekannt machen. Das hat er mit viel Engagement getan. Am Ende steht jedoch die Erkenntnis, dass der pandemiebedingte Internetwahlkampf eher für die Grünen von Vorteil war, weil deren potenzielle Wähler einfach eifriger im Netz unterwegs sind als die ältere Klientel der Union. Zudem konnte sich Welsch auch Landesthemen nicht entziehen. So ist kaum ein Elternteil zufrieden mit den Homeschoolingerfahrungen der vergangenen Monate, die vor allem mit dem Kultusministerium von Susanne Eisenmann in Verbindung gebracht werden, und auch die Maskenaffäre dürfte letztendlich Stimmen gekostet haben.