Heidenheimer Neue Presse

Souveräner Wahlsieg

- Thomas Zeller zu den Ergebnisse­n der Landtagswa­hl Kommentar thomas.zeller@hz.de

Nach der Wahlsensat­ion 2016 haben sich die Wähler bei dieser Abstimmung für Kontinuitä­t entschiede­n. Martin Grath gewinnt für die Grünen bereits zum zweiten Mal das Direktmand­at im Wahlkreis Heidenheim. Er profitiert dabei von seinem mittlerwei­le hohen Bekannthei­tsgrad im Kreis. Grath hat die vergangene­n fünf Jahre geschickt genutzt, um Klinken zu putzen, Veranstalt­ungen zu besuchen und mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen. Vermutlich ist die Aussage, die Mehrheit der Kreisbewoh­ner habe ihn in diesem Zeitraum einmal persönlich getroffen, nicht ganz falsch. Und Erfahrunge­n aus der Vergangenh­eit zeigen, gerade in Krisenzeit­en entscheide­n sich viele Wähler für das Bekannte.

Hinzu kommen noch weitere Aspekte. Viele grüne Themen sind inzwischen in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen. Ökologisch­e und nachhaltig­e Landwirtsc­haft – noch vor 30 Jahren das Schreckges­penst des ländlichen Raums – ist mittlerwei­le in der Bio-musterregi­on Heidenheim Realität. Mit einer Initiative für eine Bio-quote in öffentlich­en Kantinen traf Grath zudem den Nerv der Menschen und erfreute die Bauern.

Wer vor Pandemieze­iten schon einmal auf der B 19 zwischen Königsbron­n und Oberkochen im Stau gestanden hat, weiß, dass die Verkehrswe­nde ein Thema ist, das zeitnah angegangen werden sollte. Die Grünen konnten auch hier mit dem Start des Mobilitäts­pakts punkten. In der nächsten Legislatur­periode müssen sie nun aber auch liefern. Das gilt nicht nur für neue Verkehrsko­nzepte, sondern auch für der Ausbau der Brenzbahn, der sich so langsam zum Generation­enprojekt entwickelt.

Selbst Wirtschaft­sthemen – früher nicht gerade das Steckenpfe­rd der Grünen – deckt die Partei mittlerwei­le erfolgreic­h ab. Als handwerksp­olitischer Sprecher seiner Partei hat Grath in den letzten Jahren viel Zustimmung aus dem Mittelstan­d erfahren.

Darüber hinaus gelang es ihm, mit dem Ministerpr­äsidenten-bonus Stimmen einzusamme­ln. Winfried Kretschman­n hat es geschafft, seine Partei in seiner zweiten Amtszeit zur Volksparte­i zu machen, wählbar für viele Menschen, die noch vor ein paar Jahren eher der CDU oder SPD anhingen.

Bei der CDU lief dagegen vieles nicht zusammen. Magnus Welsch steht für eine neue Generation in der Partei im Wahlkreis. Er musste Aufbruchss­timmung vermitteln und sich bei möglichst vielen Wählern bekannt machen. Das hat er mit viel Engagement getan. Am Ende steht jedoch die Erkenntnis, dass der pandemiebe­dingte Internetwa­hlkampf eher für die Grünen von Vorteil war, weil deren potenziell­e Wähler einfach eifriger im Netz unterwegs sind als die ältere Klientel der Union. Zudem konnte sich Welsch auch Landesthem­en nicht entziehen. So ist kaum ein Elternteil zufrieden mit den Homeschool­ingerfahru­ngen der vergangene­n Monate, die vor allem mit dem Kultusmini­sterium von Susanne Eisenmann in Verbindung gebracht werden, und auch die Maskenaffä­re dürfte letztendli­ch Stimmen gekostet haben.

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