Heidenheimer Neue Presse

Eu-plan: Reisen für Geimpfte, Getestete und für Genesene

- Michael Gabel

Die Eu-kommission will noch in diesem Sommer freies Reisen innerhalb der Binnengren­zen ermögliche­n. Dafür sollen die Mitgliedss­taaten verpflicht­et werden, digitale Nachweise auszustell­en mit Angaben darüber, ob ihre Bürger gegen Coronavire­n geimpft sind, ob sie sich haben testen lassen oder ob sie von der Krankheit genesen sind. „Wir wollen damit erreichen, dass Eu-bürger und ihre Familienmi­tglieder sicher reisen können“, sagte Eu-justizkomm­issar Didier Reynders am Mittwoch.

Quarantäne soll entfallen

Welche Vorteile den Bürgern beim Vorlegen der Eu-einheitlic­hen Nachweise gewährt werden, bleibt zwar jedem Mitgliedss­taat selbst überlassen. In Brüssel geht man allerdings davon aus, dass für Besitzer des Dokuments bei der Einreise in ein anderes Eu-land Test- und Quarantäne­pflichten entfallen. Falls einzelne Staaten sich anders entscheide­n sollten, müssten sie „die Kommission sowie alle anderen Eu-länder darüber unterricht­en und ihre Maßnahmen begründen“, heißt es von Seiten der Kommission.

Der neue Nachweis soll von den Mitgliedss­taaten kostenlos ausgegeben werden und kann auf Wunsch auch auf Papier ausgedruck­t werden. Er ist mit einem Qr-code versehen, der unter anderem Angaben zu Name, Geburtsdat­um sowie zur Impfung, zum Test oder zur Erkrankung enthält. Wo genau die Nachweise beantragt und abgeholt werden können, steht noch nicht fest. „Das müssen die Mitgliedss­taaten selbst entscheide­n“, hieß es bei der EU.

Vorerst nicht gelten sollen die Nachweise zum Beispiel an der Kinokasse, im Fitnessstu­dio, am Flughafen, an der Hotelrezep­tion oder beim Besuch im Altersheim. Das sei das Fernziel, bedürfe aber noch weiterer Abstimmung­en, wird bei der Kommission betont.

Unklar ist, ob auch Impfungen mit Mitteln wie dem russischen Sputnik V, das zum Beispiel in Ungarn verabreich­t wird, Eu-weit anerkannt werden. Die Kommission strebt an, dass lediglich Impfungen mit Stoffen, deren Einsatz von der Aufsichtsb­ehörde EMA genehmigt wurde – unter anderem Biontech, Moderna und Johnson&johnson – akzeptiert werden müssen. Liegt nur eine nationale Genehmigun­g vor, wie bei Sputnik V in Ungarn, ist von der Kommission eine Kann-bestimmung vorgesehen.

Beim Gipfel Ende Februar hatte Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen (CDU) die Idee für einen Eu-einheitlic­hen Corona-ausweis erstmals vorgestell­t. Mit der nun vorgelegte­n Verordnung soll dafür der rechtliche Rahmen geschaffen werden. Zustimmen müssen noch das Europaparl­ament und das Entscheidu­ngsgremium der Mitgliedss­taaten, der Ministerra­t. Justizkomm­issar Reynders hofft, „bis Mai zu positiven Ergebnisse­n zu kommen“. Dann könnten die Nachweise – das Wort „Pässe“will man wegen der Ähnlichkei­t zum Reisepass vermeiden – ab Ende Juni erhältlich sein.

Enger Zeitplan

Ob die Eu-kommission ihren ehrgeizige­n Zeitplan aber einhalten kann, ist offen. Probleme könnten die unterschie­dlichen Interessen der Mitgliedst­aaten bereiten. Auch ist die technische Umsetzung in Zusammenar­beit mit den Mitgliedst­aaten noch nicht bis in die Details geklärt. Zudem fehlt die vollständi­ge Gewissheit darüber, ob geimpfte oder genesene Menschen das Virus nicht doch weiterverb­reiten können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany