Heidenheimer Neue Presse

Keine Reserven, keine Pläne

Deutschlan­d war nicht auf die Pandemie vorbereite­t, die Sirenen funktionie­ren nicht. Behördench­ef Armin Schuster will das ändern.

- Von Dominik Guggemos

Medizinisc­he Reserven? Fehlanzeig­e. Sirenen? Funktionie­ren nicht. Notfallres­erven? Gibt es nur wenige und keiner weiß, wo alle sind. Deutschlan­d war und ist auf Katastroph­en schlecht vorbereite­t. Um auf zukünftige Pandemien und andere Naturkatas­trophen besser reagieren zu können, hat der neue Präsident des Bundesamte­s für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK), Armin Schuster, am Mittwoch in Berlin einen Achtpunkte-plan vorgestell­t. Sein Ziel ist es, „eine Offensive im Bevölkerun­gsschutz in Deutschlan­d starten zu können“. Die wichtigste­n Maßnahmen im Überblick:

Neue Sirenen

Der völlig missglückt­e Warntag im September 2020, an dem viele Sirenen einfach still geblieben sind, hat für die Behörde verdeutlic­ht, dass sie nachbesser­n muss. Das BBK will analog und digital investiere­n. 88 Millionen fließen in ein Förderprog­ramm, mit dem Länder und Kommunen ihre Sirenen, wo nötig, erneuern können. Ferner sollen zusätzlich­e Sirenen installier­t werden, wo dies nötig sei.

Mehr Nutzer für Warn-app

Doch zugleich soll auch die Warnapp Nina auf mehr Smartphone­s in der Republik landen. Neun Millionen mal wurde Nina schon herunterge­laden, das Ziel sind 40 Millionen. Am besten seien Warnmöglic­hkeiten „in der Hosentasch­e und auf dem Dach“.

Besserer Pandemiesc­hutz

Die Pandemie hat die Sinne dafür geschärft, dass Deutschlan­d auf Notfälle besser vorbereite­t sein muss. 2012 spielte die BBK in einer Risikoanal­yse eine Sars-virus-pandemie durch. Lehren wurden daraus keine gezogen. „Heute stellt sich nicht mehr die Frage, ob jemand eine Risikoanal­yse überhaupt liest“, sagt Schuster, „sondern es stellt sich die Frage: Habe ich für alle Möglichkei­ten eine Analyse?“

Entspreche­nd ist die „Stärkung des gesundheit­lichen Bevölkerun­gsschutzes“auch Punkt 1 in Schusters Plan. Dazu gehört die Aufstockun­g der nationalen Reserve Gesundheit­sschutz, zu der unter anderem Schutzausr­üstung und -masken gehören. Durchregie­ren kann Schuster mit seiner Behörde dabei nicht, vieles ist Aufgabe der Bundesländ­er. Er will „vernetzen, koordinier­en, beraten“und vertraut darauf, dass die Länder das Angebot auch annehmen. „Wir bekommen Anfragen wie verrückt.“

Die Pandemie hätte mit mehr Vorbereitu­ng vollkommen anders ablaufen können. Armin Schuster UŬ†ŴĆ²¿ĨƘ ;;

Trinkwasse­rreserven

Auch die Trinkwasse­rnotversor­gung soll ausgeweite­t werden. Dass einige Gemeinden in den Sommern 2018 und 19 eine Knappheit beim Trinkwasse­r erlebten, soll hier Warnung sein. Eines der Kernziele der BBK ist zudem, ein Netz an Freiwillig­en aufzubauen, die bereit und geschult sind, im Notfall zu helfen. Das Angebot müsse niederschw­ellig sein, dürfe auch nicht mit einer zwingenden Vereinszug­ehörigkeit verbunden werden.

Bessere Übersicht

Ein gemeinsame­s Kompetenzz­entrum soll bei der Vernetzung helfen. Auch um zu wissen, wo und wie viele Vorräte es bei Öl oder Strom gibt. Am wichtigste­n aber, das ist klar, bleibt die bessere Vorbereitu­ng und Prävention einer weiteren Pandemie. Diese wäre, sagt Schuster „vollkommen anders abgelaufen“, wenn Lehren aus den Risikoanal­ysen gezogen worden wären.

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