Heidenheimer Neue Presse

Die Vielseitig­keit in Person

Roland Schönhaar, der heute 85 Jahre alt wird, war in verblüffen­d vielen Sportarten erfolgreic­h.

- Thomas Jentscher

Bei all den – oft sehr trainingsi­ntensiven – Sportarten, die Roland Schönhaar in seinem Leben betrieben hat, fragt man sich manchmal, ob seine Tage mehr als 24 Stunden hatten. Heute wird er 85 Jahre alt und hat Zeit, sich an viele Erlebnisse und Begegnunge­n in 64 Jahren Wettkampfs­port zu erinnern.

Geboren wurde Schönhaar in Ludwigsbur­g, spielte als Kind Fußball – ein Sport, den er bis heute gerne verfolgt. Doch für ihn sollte es in eine andere Richtung gehen. Seine Laufbahn begann als Schwimmer und Kunstsprin­ger, den ersten Titel gab’s beim Gauturnfes­t 1950 in Nagold über 100 Meter Brust. 1961 zog Schönhaar nach Heidenheim, schaffte es in die baden-württember­gische Spitze, startete auch für Gmünd in der Schwimm-bundesliga.

1963 gründete er zusammen mit Hugo Schneider die Heidenheim­er Wasserball­mannschaft, mit der er 1976 süddeutsch­er Meister wurde und Aufstiegss­piele zur Bundesliga bestritt. Insgesamt

spielte er 37 Jahre Wasserball, war noch bis zu seinem

65. Lebensjahr aktiv.

Überhaupt startete der heutige Jubilar im schon etwas im fortgeschr­ittenen Alter noch einmal richtig durch. Insgesamt wurde er 32 Mal deutscher Meister im Schwimmen und Kunstsprin­gen, holte sich Goldmedail­len bei den Senioren-europameis­terschafte­n in Blackpool, Turku und Coventry.

Sieg bei der Weltmeiste­rschaft

Seine Stärken hatte er auch im Modernen Fünfkampf. Nach mehreren zweiten und dritten Plätzen bei Weltmeiste­rschaften erfüllte sich 2004 hier sein Wunsch nach einer Wm-goldmedail­le – im ungarische­n Pecs stand er mit der Mannschaft ganz oben auf dem Treppchen.

Großen Spaß machte ihm ebenso die winterlich­e Variante des Fünfkampfs, hier startete er fürs Team der Bundeswehr-universitä­t München. Auf Langlaufun­d Abfahrtssk­iern war er genauso sicher wie im Sattel der Pferde, beim Schießen, Fechten, Laufen und Schwimmen.

Beruflich brachte es Schönhaar ebenfalls zu hoher Anerkennun­g. Nach fast 20 Jahren als Kfz-meister und Werkstattl­eiter im Autohaus Zanzinger machte er sich 1983 selbststän­dig, wurde Gesellscha­fter und Betriebsle­iter bei

Sst-automobile in Nattheim. Zudem engagierte er sich bei der Kfz-innung im Kreis. Von 1980 bis 1983 war er als Ausbildung­smeister am Aufbau der Kfz-werkstatt im Metall-ausbildung­szentrum der Kreishandw­erkerschaf­t beteiligt, zudem stellvertr­etender Obermeiste­r und seit 1987 Pressespre­cher der Innung – ein Amt, das er bis heute inne hat.

Auch als Trainer im Kunstsprin­gen war Schönhaar äußerst erfolgreic­h, seine Schützling­e holten zahlreiche Medaillen auf Landes- und Bundeseben­e. Rekordverd­ächtig sind seine Vereinsmit­gliedschaf­ten, vorn liegt hier die DLRG, der er seit 67 Jahren angehört.

In allen Sportarten zusammen nahm Schönhaar an acht Weltmeiste­rschaften, 14 Europameis­terschafte­n, vier deutschen Turnfesten und über 40 deutschen Titelkämpf­en teil. Seinen letzten Einsatz hatte er bei der Senioren-wm in Montreal, wo er nach vier Sprüngen sogar noch führte. Dann machten sich aber erstmals seine Probleme mit dem Hüftgelenk bemerkbar, am Ende reichte es zum fünften Rang.

Nach einer Operation mit anschließe­nden Komplikati­onen musste er dann kürzer treten, verlor sehr viel an Gewicht. Doch der Träger der goldenen Münze der Stadt Heidenheim blieb kämpferisc­h, nahm sogar seine Tätigkeit als Trainer wieder auf, ehe er nun von Corona ausgebrems­t wurde.

Bis heute als Trainer tätig

Wenn möglich, würde Schönhaar gerne wieder mit jungen Leuten arbeiten, ist für ihn der Sport doch auch eine Schule des Lebens. Dieses war auch für ihn nicht immer einfach. Sein Vater fiel im 2. Weltkrieg, seine geliebte Frau starb viel zu früh.

Und doch gab der Vater von zwei Söhnen nie auf. „Man muss immer an den Sieg glauben, aber man muss auch Niederlage­n akzeptiere­n. Das lernt man im Sport und das gilt überall“, so Schönhaars Botschaft an die jüngeren Jahrgänge.

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Foto: privat Roland Schönhaar feiert heute 85. Geburtstag.

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