Heidenheimer Neue Presse

„Bilanz von Lutz ist durchmisch­t“

Grünenbund­estagsabge­ordneter Matthias Gastel über Fehler der Bahn und Reformplän­e seiner Partei.

- Dorothee Torebko

Matthias Gastel ist der Bahn-experte in der Bundestags­fraktion der Grünen. Wenn es nach ihm geht, braucht die Deutsche Bahn eine umfassende Reform.

Hat Bahn-chef Richard Lutz einen guten Job gemacht?

Matthias Gastel: Seine Bilanz ist durchmisch­t. Einerseits sind in seiner Zeit als Vorstandsv­orsitzende­r die Fahrgastza­hlen erfreulich gestiegen. Er ist ein seriöser Schaffer und gehört nicht zu den Großmäuler­n, die die Deutsche Bahn schon an der Spitze hatte, die Ankündigun­gen machten, hinter denen nichts steckte. Aber er hat anderersei­ts die steigenden Schulden mitzuveran­tworten. Strukturre­formen hat er, wenn überhaupt, zögerlich angefasst.

Wo muss die Bahn besser werden?

Die Bahn verfranzt sich seit Jahren in Auslandsge­schäften, statt sich klar auf die Schiene in Deutschlan­d zu konzentrie­ren. Da wird mit Schenker eine Großspedit­ion geführt, die Güter auf der Straße transporti­ert und kaum Synergieef­fekte zur Schiene hat. Dieses Unternehme­n muss nicht der Deutschen Bahn und damit mittelbar dem deutschen Staat gehören.

Die Grünen wollen die Bahn zerschlage­n. Warum?

Es geht um keine Zerschlagu­ng. Es geht darum, dass wir das Schienenne­tz und die Bahnhöfe gewinnfrei stellen wollen. Das funktionie­rt unter dem Dach der Deutschen Bahn AG nicht, die aufgrund des Aktienrech­ts gewinnorie­ntiert geführt werden muss. Die Infrastruk­tur dient aber dem Gemeinwohl und ermöglicht Bahnverkeh­r als Daseinsvor­sorge. Zudem führt die derzeitige Struktur zu einer überborden­den Bürokratie, die für manche Unternehme­n ein Zugangshin­dernis darstellt und höhere Marktantei­le der Schiene verhindert. Deshalb wollen wir die Infrastruk­tur in eine Gesellscha­ft des Bundes überführen.

Wie profitiert der Bahnfahrer?

Mit einer gewinnfrei gestellten Infrastruk­tur sind niedrigere Trassenpre­ise möglich. Mit niedrigere­n Trassenpre­isen sinken Kosten im Personen- und Güterverke­hr. Das heißt, im Personenve­rkehr könnten die Ticketprei­se sinken.

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Foto: Michael Kappeler/dpa Abgeordnet­er Matthias Gastel (Grüne).

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