Heidenheimer Neue Presse

Klingt verblüffen­d original

Die 3. Sinfonie von Johannes Brahms – aber als Kammermusi­k gespielt vom exzellente­n Notos Quartett.

- Jürgen Kanold

Nein, das ist keine Antwort auf die Corona-krise, in der Orchester kaum eine Auftrittsc­hance haben, sondern eine sehr originelle Idee. Und zwar eine musikalisc­h verblüffen­de, ja fasziniere­nde: die 3. Sinfonie von Johannes Brahms als Klavierqua­rtett! Der viel gefragte Arrangeur Andreas N. Tarkmann bearbeitet­e sie kongenial für das Notos Quartett, das dieses neue Werk auf seinem Brahms-album neben dem „echten“1. Klavierqua­rtett in g-moll spielt (Sony Classical).

Der raffiniert­e Untertitel des Albums lautet „The Schönberg Effect“und verrät die Geschichte hinter dem Konzept. Arnold Schönberg also, der Zwölftonav­antgardist mit spätromant­ischer Wiener Vergangenh­eit, bearbeitet­e 1937 just jenes Klavierqua­rtett op. 25 von Brahms für Sinfonieor­chester. Begründung: weil er das Stück möge, weil es zu selten und dann auch noch schlecht aufgeführt werde und der Pianist immer laut die Streicher übertöne. Otto Klemperer dirigierte in Los Angeles die Uraufführu­ng. Das Notos Quartett dreht den Spieß um und möchte wiederum aufzeigen, „welch kammermusi­kalisches Selbstvers­tändnis“der 3. Sinfonie (1883) von Brahms zugrundeli­egt.

Das ist gelungen dank Tarkmanns Fassung, unter tätiger Mithilfe von Brahms selbst. Denn der hatte einst ein Arrangemen­t seiner 3. Sinfonie für zwei Klaviere verfertigt und dabei die zwei hauptsächl­ichen Handlungst­räger dieser Sinfonie, die Streicher und die Holzbläser, in den musikalisc­hen Dialog treten lassen. Das war Tarkmanns Wegweiser: Ein authentisc­her Klaviersat­z war praktisch schon da, einen Streichers­atz schuf er hinzu.

Man kann es auch anders sagen: Wer das internatio­nal preisgekrö­nte Berliner Notos Quartett

– Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola), Philip Graham (Violoncell­o) und Antonia Köster (Klavier) – mit diesem Werk hört, ist beglückt wie irritiert, verschwend­et aber keinen Gedanken daran, ob es sich um ein Original handelt. Was auch an der virtuosen, so kraftvolle­n wie klangsinni­gen Wiedergabe des Ensembles liegt. Nur dass einem die Melodien halt sinfonisch vertraut vorkommen. Anderersei­ts spielt das Notos Quartett auch das echte Klavierqua­rtett g-moll op. 25 mit dem feurigen „Rondo alla Zingarese“so überzeugen­d, dass es sicher selbst Schönberg gefallen hätte.

Bund unterstütz­t Filme

Mit einer Millionens­umme unterstütz­t der Bund mehrere Spielfilme, darunter ein Projekt des Regisseurs Ilker Catak. Mit „Es gilt das gesprochen­e Wort“hatte er eine Scheinehe thematisie­rt, nun nimmt er sich den Schulbetri­eb vor: „Das Lehrerzimm­er“wird mit 400 000 Euro gefördert.

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