Warten auf die Absage
Amateurfußball Aller Voraussicht nach wird der Wfv-beirat am Freitag eine Annullierung der Saison beschließen. Doch wie ist der Ausblick?
Nichts geht mehr im Amateurfußball. In ganz Deutschland? 21 Verbände gibt es unter dem Dach des Deutschen Fußballbundes (DFB) – die meisten haben einen Abbruch, oder genauer gesagt eine Annullierung, der laufenden Spielzeit aufgrund der Coronavirus-pandemie in die Wege geleitet.
Bis Ende März stimmten die meisten Berliner Vereine dafür, im Anschluss zog auch Niedersachsen nach. Am Dienstag beschloss auch der Landesfußballverband Mecklenburg-vorpommern (LFV) als jüngstes Beispiel: Nichts geht mehr. Dies dürfte angesichts der weiterhin hohen Infektionszahlen und der Diskussion über einen verschärften „Lockdown“nicht weiter verwundern.
Noch keine Entscheidung hat der Württembergische Fußballverband (WFV) getroffen, in dem die Mannschaften aus dem Landkreis Heidenheim beheimatet sind. Doch viele Fußballer gehen davon aus, dass am morgigen Freitag der Wfv-beirat, der aus dem Wfv-vorstand sowie den 16 Bezirksvorsitzenden besteht, in seiner virtuellen Sitzung ebenfalls eine Annullierung beschließt.
Der 9. Mai als letzter Stichtag
Lange hat der WFV gehofft, dass spätestens am 9. Mai der Spielbetrieb wiederaufgenommen werden kann. Der Plan sah vor, dass die Vorrunden zur Ermittlung direkter Auf- und Absteiger bis 20. Juni 2021 abgeschlossen und im Anschluss die Relegationsspiele ausgetragen werden können. Die Wertung der Vorrunden wäre sogar dann möglich gewesen, wenn mindestens 75 Prozent aller Mannschaften einer Staffel alle Vorrundenspiele absolviert hätten.
Doch bereits am 23. März sprach der WFV in einer Pressemitteilung davon, dass eine „Saisonfortsetzung immer unwahrscheinlicher“sei. Nachdem in der vorzeitig abgebrochenen Vorsaison nur Aufsteiger nach der Quotienten-regelung
ermittelt wurden, könnte es in dieser weder Auf- noch Absteiger geben. Laut Spielordnung müssten für eine sportliche Wertung auf Basis der Quotienten-regelung 50 Prozent der Spiele absolviert worden sein. Diese Quote wird bei Weitem nicht erreicht.
Von einer Annullierung gehen zumindest auch viele Vereinsverantwortliche aus dem Landkreis aus. „Das mit dem 9. Mai wird wahrscheinlich nicht klappen. Es wird ja immer enger. Ich denke nicht, dass es etwas wird“, sagt
Robert Baß, einer der Abteilungsleiter des Bezirksligisten SC Hermaringen.
Kein Abschiedsspiel für Häge?
Ähnlich sieht es der scheidende Trainer. „Es ist zwar bitter. Aber ich denke nicht, dass ich ein Abschiedsspiel mit Wettkampfcharakter bekomme. Dafür bin ich zu sehr Realist“, so Roland Häge, der in der kommenden Saison die neugegründete Spielgemeinschaft Bachtal übernimmt. „Das mit der Saison wird erledigt sein, obwohl wir die sechs Spiele gerne noch hingekriegt hätten“, spielt Häge auf das WFV-ZIEL an, wenigstens die Hinrunde zu Ende zu spielen.
„Das Infektionsgeschehen gibt es einfach nicht her“, sagt Thomas
Lieb mit dem Blick auf eine Fortsetzung der Saison. „Alles andere als eine Annullierung wäre eine Überraschung“, so der Trainer des Bezirksligisten TSG Schnaitheim. Der Stichtag 9. Mai, der als letzter möglicher Start festgelegt wurde, sei sehr knapp, gibt Lieb zu bedenken. Zwei bis drei Wochen Vorbereitungszeit seien für Amateursportler die absolute Untergrenze.
Dabei pausieren die Kicker bereits seit Anfang November 2020. „Natürlich tut es mir für Mannschaften wie den FV Unterkochen, der das absolut stärkste Team der Vorrunde hat, leid.“Doch der Schnaitheimer Coach zweifelt die Aussagekraft einer Vorrunde an. „In der Bezirksliga braucht man einen langen Atem.“Dabei haben die meisten Teams gerade einmal zwölf Partien bestritten. Nicht nur aus diesem Grund bleibt Lieb der TSG erhalten. „Ich bin ja noch nicht einmal richtig da“, scherzt der 44-Jährige und fügt an: „Ich bin noch lange nicht fertig.“
„Wir gehen fest von einer Annullierung aus“, sagt auch Hannes
Blank, der zusammen mit Peter Korn die Abteilungsleitung beim FV Sontheim bildet. In der Landesliga seien die Bedingungen komplizierter. „Hier sind Teams aus verschiedenen Landkreisen vertreten. Jedes Team hat andere Vorgaben, die man nicht alle unter einen Hut kriegt“, so Blank.
Dabei habe man beim FV Sontheim lange auf eine Fortführung der Saison gehofft. „Wir würden gerne den Klassenerhalt sportlich schaffen und beweisen, dass wir in die Landesliga gehören“, betont Blank, der einräumt: „In der letzten Saison hätten wir das nicht geschafft.“
Ein großes Problem sieht der 27-Jährige in der fehlenden Perspektive. „Es ist ja kein Ende in Sicht. Und das frustriert auch. Was ist mit der kommenden Saison?“Dieser Aspekt bereitet auch
Daniel Mack Sorgen. „Es ist schon frustrierend und nagt auch an einem selber. Wir Trainer versuchen die Spieler bei Laune zu halten und die trainieren wiederum individuell ins Blaue hinein“, beklagt der Trainer des Bezirksligisten SG Heldenfingen/heuchlingen den fehlenden Ausblick.
Bitte kein zu straffes Programm
„Im vergangenen Jahr waren wir ruckzuck wieder auf dem Platz und haben viele Spiele in kurzer Zeit, auch unter der Woche bestritten. Da wurde von den Spielern viel abverlangt. Die Folge waren Muskelzerrungen und -faserrisse. Man sollte stärker auf deren Gesundheit achten“, sagt der 39-Jährige rückblickend auf den straffen Spielplan für seine Mannschaft zu Saisonbeginn.
Insgesamt büße der Amateurfußball stark ein, so Mack. „Manche älteren Spieler werden nach einem Jahr Pause nicht zurückkommen. Und wir dürfen uns nicht wundern, wenn talentierte Kinder nicht mehr auf den Fußballplatz zurückfinden“, sagt Mack, der zugleich Jugendtrainer ist. „Das holt besonders kleinere Vereine wieder ein. Der Nachwuchs wird irgendwann mal fehlen.“
Wir gehen fest von einer Annullierung aus. Hannes Blank Abteilungsleiter FV Sontheim
Das Infektionsgeschehen gibt es einfach nicht her. Thomas Lieb
Trainer der TSG Schnaitheim
Ich denke nicht, dass es etwas wird. Robert Baß
Abteilungsleiter SC Hermaringen
Es ist schon frustrierend und nagt auch an einem selber. Daniel Mack Trainer SG Heldenfingen/heuchlingen