Heidenheimer Neue Presse

Hits aus dem Nichts

- Unser Autor

hat vor über 40 Jahren die „Hitparade“von Dieter-thomas Heck manipulier­t. Sie war verliebt in Chris Roberts, einen Schlagersä­nger mit Mittelsche­itel. Also investiert­e Bettina ihr Taschengel­d in Postkarten und Briefmarke­n, um Hits wie „Du kannst nicht immer 17 sein“nach oben zu befördern. Sie benutzte für jede Karte einen anderen Stift, veränderte ihre Handschrif­t und benutzte die Absender von Klassenkam­eraden. Später sollen Schlagerst­ars ihre eigenen Platten stapelweis­e erworben haben, um Nachfrage zu simulieren. Die Musik-charts entstehen seit jeher so seriös wie Weltrangli­sten im Boxen.

Die digitale Ära bieten Manipulati­onsmöglich­keiten, von denen Bettina und Chris Roberts geträumt hätten. Das Y-kollektiv, eine Gruppe junger, aufmerksam­er Journalist­en, hat unlängst enthüllt, wie sich für etwa 50 000 Euro jeder Mist-titel ziemlich sicher an die Spitze der Charts befördern lässt: Dazu hat sich ein Hacker Zugang zu unzähligen Spotify-konten verschafft. Spotify? Genau, das weltgrößte Portal für Musik, wo für eine monatliche Gebühr unendlich viel gehört werden darf.

Unter dem Decknamen „Kai“erzählt ein auf Hit-hacks spezialisi­erter

Ein Hacker behauptet, für die fünf deutschen Top-künstler gearbeitet zu haben.

Mann mit Tarnhaube, wie er über hunderte Familienod­er Premium-accounts Musikstück­e in Endlosschl­eife abspielt, unbemerkt von den Besitzern. Zudem werden unbekannte Titel in prominente Playlists geschmugge­lt und die Videos bei Youtube systematis­ch abgerufen und bejubelt. Er habe schon für die fünf größten Künstler in Deutschlan­d gehackt, sagt Kai. Diese scheinbar begeistert­e Nutzung eines Titels wird von der Software als Nachweis für den Erfolg bewertet und von Spotify im Millicent-bereich honoriert.

Für Strafverfo­lger spannend dürfte die Behauptung des Hackers sein, dass der Hit-hack eine neue Methode der Geldwäsche sein soll. 50 000 Euro Schwarzgel­d, die freuen denmanipul­ator. Dafür kommt später echtes Geld über Downloads herein. Warum steht eigentlich so mancher Gangster-rapper einem Clan nahe? Muss man Verschwöru­ngstheoret­iker sein, um eine kulturelle wie ökonomisch­e Verwertung­smaschiner­ie zu vermuten?

Hajo Schumacher studierte Journalist­ik, Politologi­e und Psychologi­e. Der 56-Jährige war Redakteur beim Spiegel und Chefredakt­eur von Max. Heute arbeitet er als freier Journalist, Buchautor und Moderator.

Intel baut Kapazitäte­n aus

Der Chipriese Intel hat inmitten der globalen Halbleiter-knappheit den Ausbau seiner Produktion­skapazität­en angekündig­t. Der Konzern baut zwei Fabriken im Us-bundesstaa­t Arizona. Intel will auch verstärkt als Auftragsfe­rtiger Chips für andere produziere­n.

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