Heidenheimer Neue Presse

Landrat verschärft die Corona-maßnahmen

Mit den OBS und Bürgermeis­tern hat der Landrat wegen der Infektions­zahlen strengere Regeln beschlosse­n, die teils schon ab heute gelten.

- Von Andreas Uitz

Aufgrund der sehr hohen Inzidenzza­hlen gelten ab heute verschärft­e Regeln für alle Kommunen des Landkreise­s.

Innerhalb von fünf Tagen hat sich der Inzidenzwe­rt im Landkreis Heidenheim verdoppelt. Lag er am 6. April noch bei 116 Corona-neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, so betrug die Inzidenz am Samstag schon 229,7. Auf diese Entwicklun­g reagiert der Landrat mit einer Verschärfu­ng der Maßnahmen gegen die Ausbreitun­g des Virus.

„Das ist ein sehr rasanter Anstieg, deshalb haben wir beschlosse­n, schnell zu reagieren und gegenzuste­uern“, sagte Landrat Peter Polta am Sonntagmit­tag bei einer kurzfristi­g anberaumte­n Pressekonf­erenz. Am Samstag habe er sich mit den Oberbürger­meistern und Bürgermeis­tern der Kommunen im Landkreis abgestimmt. „Bund und Land haben viel zu lange Pingpong gespielt, jetzt muss es eben die kommunale Ebene richten, und die wird es richten“, so Polta: „Wir sind uns alle einig, dass wir den Blick nach vorne richten und zupacken wollen, um die Infektions­zahlen in den Griff zu bekommen.“

Sechs Maßnahmen beschlosse­n

Zu diesem Zweck wurden sechs Maßnahmen beschlosse­n, die teils schon ab Montag gelten. „Wir haben ein sehr diffuses Infektions­geschehen, viele, die sich anstecken, können nicht sagen, wo das passiert sein könnte“, so der Leiter des Heidenheim­er Gesundheit­samts, Christoph Bauer. Damit begründet der Landrat auch die Entscheidu­ng, dass die Kontaktred­uzierungen schärfer werden. Ab Montag darf sich ein Haushalt mit maximal einer weiteren Person treffen, jedoch liegt die Obergrenze bei höchstens fünf Personen. Das bedeutet, dass sich ein fünfköpfig­er Haushalt mit keiner weiteren Person treffen darf. Nicht mit eingerechn­et werden Kinder unter 14 Jahren. Getrennt wohnende Paare gelten als ein Haushalt.

Ebenfalls ab Montag gilt, dass Veranstalt­ungen von Religions-, Glaubens- und Weltanscha­uungsgemei­nschaften sich nur noch mit einer Begrenzung von einer Person auf zehn Quadratmet­ern in geschlosse­nen Räumen treffen dürfen. Beerdigung­en im Freien dürfen von maximal 50 Personen besucht werden.

Am Montag gelten auch in Horten, Kindertage­sstätten und Schulkinde­rgärten sowie in deren Umgebung von 50 Metern neue Regeln: Hier gilt Maskenpfli­cht, allerdings nicht für die Kinder. Ab Dienstag gilt dann eine weitere Regel: Sollte die Inzidenzza­hl 250 erreichen, werden diese Einrichtun­gen geschlosse­n, eine Notbetreuu­ng wird jedoch aufrechter­halten.

Spielplätz­e werden gesperrt

Ebenfalls ab Dienstag ist der Aufenthalt auf Spielplätz­en und weitläufig­en Außensport­anlagen verboten. Das bedeutet, dass diese Anlagen, wie bereits im Frühjahr 2020, wieder gesperrt werden.

Von den verschärft­en Regeln sind auch jene Einzelhand­elsund Ladengesch­äfte betroffen, die derzeit noch geöffnet haben dürfen: Hier gilt ab Dienstag, dass sich nur noch ein Kunde pro 20 Quadratmet­er Fläche aufhalten darf. Die Möglichkei­t des Click & Collect, also die Abholung bestellter Waren vor einem Ladengesch­äft, besteht weiterhin.

Ab Dienstag gelten für körpernahe Dienstleis­tungen, also beispielsw­eise Friseurbes­uche, dass diese nur noch mit einem negativen Antigen-schnelltes­t wahrgenomm­en werden dürfen.

Es soll mehr getestet werden

Ohnehin setzen die Verantwort­lichen im Landratsam­t stark aufs Testen. „Wir waren schon im Herbst vorne mit dabei und haben die Zahl der Abstriche weiter verstärkt“, erklärt Bauer. „Bei alledem ist unser oberstes Ziel, dass die Inzidenz sinkt“, so Landrat Polta. Dabei sei der wichtigste Ansatz, die Kontakte im familiären und privaten Bereich zu reduzieren.

Kraftanstr­engung für alle

„Das ist ein wohl durchdacht­es Maßnahmenp­aket, wir haben uns sehr viele Gedanken gemacht, wie wir ein System schaffen, mit dem wir sinnvoll ansetzen können“, sagt der Landrat. „Uns allen ist durchaus bewusst, dass wir den Menschen im Landkreis sehr viel zumuten und abverlange­n, aber wir brauchen jetzt diese gemeinsame Kraftanstr­engung um das

Infektions­geschehen in den Griff zu bekommen.“

Man könne die Menschen nur bitten, sich an die Regeln zu halten, aber es werde auch verstärkte Kontrollen geben, so Polta. Er appelliert außerdem an die Betriebe, so viel Homeoffice wie möglich zu ermögliche­n und die Mitarbeite­r regelmäßig zu testen. Außerdem bittet er die Menschen im Kreis darum, möglichst keine touristisc­hen Attraktion­en aufzusuche­n, sondern sich eher in der Natur aufzuhalte­n.

Diffuses Infektions­geschehen

Gesundheit­samts-chef Bauer setzt weiterhin darauf, dass so viel wie möglich getestet wird. In den vergangene­n drei Wochen habe sich gezeigt, dass sich die meisten Menschen im privaten Bereich, in Betrieben sowie in Kindergärt­en und Schulen anstecken. „Aber die Entwicklun­g ist diffus, es gibt keine Schwerpunk­te.“Das mache die Nachverfol­gung des Infektions­geschehens umso schwierige­r. Inzwischen sei auch im Landkreis Heidenheim­er die englische Variante des Coronaviru­s dominant, diese ist deutlich ansteckend­er. „Wir stellen fest, dass immer mehr jüngere Menschen erkranken“, sagt Bauer. Aktuell werden im Klinikum 14 Patienten wegen Covid behandelt, vier befinden sich auf der Intensivst­ation.

Mit den jetzt beschlosse­n Schritten ist das Ende der Möglichkei­ten, die der Landkreis hat, noch nicht erreicht. „Es gibt noch Stellschra­uben, aber die wollen wir jetzt noch nicht drehen, sondern erst, wenn sich die Situation nicht verbessert“, so der Landrat. Für ihn ist das Gebot der Stunde: „Runter mit der Inzidenz, testen, impfen, raus aus der Krise.“

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Ab Dienstag ist im gesamten Landkreis Heidenheim der Aufenthalt auf Spielplätz­en verboten.

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