Landrat verschärft die Corona-maßnahmen
Mit den OBS und Bürgermeistern hat der Landrat wegen der Infektionszahlen strengere Regeln beschlossen, die teils schon ab heute gelten.
Aufgrund der sehr hohen Inzidenzzahlen gelten ab heute verschärfte Regeln für alle Kommunen des Landkreises.
Innerhalb von fünf Tagen hat sich der Inzidenzwert im Landkreis Heidenheim verdoppelt. Lag er am 6. April noch bei 116 Corona-neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, so betrug die Inzidenz am Samstag schon 229,7. Auf diese Entwicklung reagiert der Landrat mit einer Verschärfung der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus.
„Das ist ein sehr rasanter Anstieg, deshalb haben wir beschlossen, schnell zu reagieren und gegenzusteuern“, sagte Landrat Peter Polta am Sonntagmittag bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Am Samstag habe er sich mit den Oberbürgermeistern und Bürgermeistern der Kommunen im Landkreis abgestimmt. „Bund und Land haben viel zu lange Pingpong gespielt, jetzt muss es eben die kommunale Ebene richten, und die wird es richten“, so Polta: „Wir sind uns alle einig, dass wir den Blick nach vorne richten und zupacken wollen, um die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen.“
Sechs Maßnahmen beschlossen
Zu diesem Zweck wurden sechs Maßnahmen beschlossen, die teils schon ab Montag gelten. „Wir haben ein sehr diffuses Infektionsgeschehen, viele, die sich anstecken, können nicht sagen, wo das passiert sein könnte“, so der Leiter des Heidenheimer Gesundheitsamts, Christoph Bauer. Damit begründet der Landrat auch die Entscheidung, dass die Kontaktreduzierungen schärfer werden. Ab Montag darf sich ein Haushalt mit maximal einer weiteren Person treffen, jedoch liegt die Obergrenze bei höchstens fünf Personen. Das bedeutet, dass sich ein fünfköpfiger Haushalt mit keiner weiteren Person treffen darf. Nicht mit eingerechnet werden Kinder unter 14 Jahren. Getrennt wohnende Paare gelten als ein Haushalt.
Ebenfalls ab Montag gilt, dass Veranstaltungen von Religions-, Glaubens- und Weltanschauungsgemeinschaften sich nur noch mit einer Begrenzung von einer Person auf zehn Quadratmetern in geschlossenen Räumen treffen dürfen. Beerdigungen im Freien dürfen von maximal 50 Personen besucht werden.
Am Montag gelten auch in Horten, Kindertagesstätten und Schulkindergärten sowie in deren Umgebung von 50 Metern neue Regeln: Hier gilt Maskenpflicht, allerdings nicht für die Kinder. Ab Dienstag gilt dann eine weitere Regel: Sollte die Inzidenzzahl 250 erreichen, werden diese Einrichtungen geschlossen, eine Notbetreuung wird jedoch aufrechterhalten.
Spielplätze werden gesperrt
Ebenfalls ab Dienstag ist der Aufenthalt auf Spielplätzen und weitläufigen Außensportanlagen verboten. Das bedeutet, dass diese Anlagen, wie bereits im Frühjahr 2020, wieder gesperrt werden.
Von den verschärften Regeln sind auch jene Einzelhandelsund Ladengeschäfte betroffen, die derzeit noch geöffnet haben dürfen: Hier gilt ab Dienstag, dass sich nur noch ein Kunde pro 20 Quadratmeter Fläche aufhalten darf. Die Möglichkeit des Click & Collect, also die Abholung bestellter Waren vor einem Ladengeschäft, besteht weiterhin.
Ab Dienstag gelten für körpernahe Dienstleistungen, also beispielsweise Friseurbesuche, dass diese nur noch mit einem negativen Antigen-schnelltest wahrgenommen werden dürfen.
Es soll mehr getestet werden
Ohnehin setzen die Verantwortlichen im Landratsamt stark aufs Testen. „Wir waren schon im Herbst vorne mit dabei und haben die Zahl der Abstriche weiter verstärkt“, erklärt Bauer. „Bei alledem ist unser oberstes Ziel, dass die Inzidenz sinkt“, so Landrat Polta. Dabei sei der wichtigste Ansatz, die Kontakte im familiären und privaten Bereich zu reduzieren.
Kraftanstrengung für alle
„Das ist ein wohl durchdachtes Maßnahmenpaket, wir haben uns sehr viele Gedanken gemacht, wie wir ein System schaffen, mit dem wir sinnvoll ansetzen können“, sagt der Landrat. „Uns allen ist durchaus bewusst, dass wir den Menschen im Landkreis sehr viel zumuten und abverlangen, aber wir brauchen jetzt diese gemeinsame Kraftanstrengung um das
Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen.“
Man könne die Menschen nur bitten, sich an die Regeln zu halten, aber es werde auch verstärkte Kontrollen geben, so Polta. Er appelliert außerdem an die Betriebe, so viel Homeoffice wie möglich zu ermöglichen und die Mitarbeiter regelmäßig zu testen. Außerdem bittet er die Menschen im Kreis darum, möglichst keine touristischen Attraktionen aufzusuchen, sondern sich eher in der Natur aufzuhalten.
Diffuses Infektionsgeschehen
Gesundheitsamts-chef Bauer setzt weiterhin darauf, dass so viel wie möglich getestet wird. In den vergangenen drei Wochen habe sich gezeigt, dass sich die meisten Menschen im privaten Bereich, in Betrieben sowie in Kindergärten und Schulen anstecken. „Aber die Entwicklung ist diffus, es gibt keine Schwerpunkte.“Das mache die Nachverfolgung des Infektionsgeschehens umso schwieriger. Inzwischen sei auch im Landkreis Heidenheimer die englische Variante des Coronavirus dominant, diese ist deutlich ansteckender. „Wir stellen fest, dass immer mehr jüngere Menschen erkranken“, sagt Bauer. Aktuell werden im Klinikum 14 Patienten wegen Covid behandelt, vier befinden sich auf der Intensivstation.
Mit den jetzt beschlossen Schritten ist das Ende der Möglichkeiten, die der Landkreis hat, noch nicht erreicht. „Es gibt noch Stellschrauben, aber die wollen wir jetzt noch nicht drehen, sondern erst, wenn sich die Situation nicht verbessert“, so der Landrat. Für ihn ist das Gebot der Stunde: „Runter mit der Inzidenz, testen, impfen, raus aus der Krise.“