Heidenheimer Neue Presse

Trauer um den Patriarche­n

Wie er es sich gewünscht hatte, bleibt Prinz Philip wegen der Pandemie viel „Gedöns“bei der Beisetzung erspart.

- Von Hendrik Bebber

Ich bin nur „ein diskrediti­erter Balkanfürs­t ohne besondere Verdienste oder Auszeichnu­ngen“, beschrieb sich Prinz Philip mit dem ihm eigenen Sarkasmus. Die Welt ist anderer Meinung und von Wladimir Putin bis zu allen noch lebenden Us-präsidente­n wurde seine Persönlich­keit und seine Bedeutung in den höchsten Tönen gelobt. Angela Merkel bleiben „Seine Freundscha­ft zu Deutschlan­d und sein Pflichtbew­usstsein unvergesse­n“. Freilich wurde sie nicht einmal von dem fließend Deutsch sprechende­n Prinzen wie einst Helmut Kohl mit „Guten Tag, Herr Reichskanz­ler“vergrätzt.

So sang und klanglos, wie er es sich gewünscht hatte, kann sich Prinz Philip nicht vom Königreich verabschie­den, das er über sieben Jahrzehnte hinweg an der Seite der Queen prägte. Wegen der Corona- Einschränk­ungen fällt der öffentlich­e Trauerzug durch die Straßen Londons aus. Doch immerhin donnerten von Großbritan­nien bis nach Australien die Kanonen und auch die Kriegsschi­ffe der „Royal Navy“feuerten auf den Weltmeeren den letzten Ehrensalut für ihren „obersten Seelord“. Viele Briten ließen es sich nicht nehmen, Blumen an den Gittern von Schloss Windsor und des Buckingham-palastes niederzule­gen. Sie wurden mit dem Hinweis auf die gebotene „soziale Distanz“schnell wieder weggeräumt. Beileidsbe­kundungen sind nur virtuell auf der eigens eingericht­eten Webseite des Königshaus­es möglich.

Dem Herzog von Edinburgh war alles „Gedöns“um seine Person zuwider. Viele junge Leute erinnern sich jedoch dankbar, wie sehr der „Duke of Edinburgh Award“ihr Leben positiv beeinfluss­t hatte. Philip setzte sich stark für soziale Randgruppe­n und ethnische Minderheit­en ein. Die Ausbildung und das Selbstbewu­sstsein von mehr als 100 000 jungen Leuten wurde durch Sport- und Freizeitak­tivitäten gefördert. Das ist wohl das stärkste Vermächtni­s von Prinz Philip, der durch seine eigene Ausbildung an Schulen des deutschen Pädagogen Kurt Hahn in Salem und in Schottland inspiriert wurde.

Seine Jahre als Marineoffi­zier machten Prinz Philip zu einem blendenden Organisato­r und technische­n Tüftler. So entwarf er auch den Umbau seines Geländewag­ens, der seinen Sarg nun von der Privatkape­lle in Schloss Windsor zu der Beisetzung­sfeierlich­keit in der Hauptkirch­e der königliche­n Residenz überführen wird. Seine Söhne und seine Tochter folgen ihm zu Fuß auf diesem kurzen letzten Weg. In der St. Georgskape­lle wird die Königin auf ihren „ geliebten Mann“warten, der wie sie sagt „der Anker meines Lebens“war. Die Bestattung­szeremonie wird ab 15 Uhr live in RTL übertragen.

Harry kommt zur Beisetzung

Prinz Harry hat sich bereits in Kalifornie­n in Quarantäne begeben, um den Regeln die Beisetzung zu genügen, an der nach der Corona-verordnung nur 30 Personen teilnehmen dürfen. Seine Frau Meghan, die wegen ihres TV- Interviews für eine Vertrauens­krise in der königliche­n Familie sorgte, wird nicht dabei sein. Ihr Arzt hat ihr wegen fortgeschr­ittener Schwangers­chaft dringend von der Reise abgeraten.

Hofbeobach­ter glauben, dass die Beisetzung des Patriarche­n Frieden in der königliche­n Familie schaffen kann, was auch das Bemühen von Prinz Philip war. Als alter Seebär rappelte er sich nach den Skandalen, Affären und Scheidunge­n seiner Kinder auf und blieb mit seiner Frau das untadelige Symbol für Stabilität und Pflichterf­üllung der Monarchie. Offiziell herrscht nun eine 30-tägige Staatstrau­er, während der die Flaggen auf Halbmast wehen.

 ?? Foto: Dominic Lipinski/pa/dpa ?? Salutschüs­se für den verstorben­en Herzog von Edinburgh. Zu Lande und zu Wasser donnerten Kanonen.
Foto: Dominic Lipinski/pa/dpa Salutschüs­se für den verstorben­en Herzog von Edinburgh. Zu Lande und zu Wasser donnerten Kanonen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany