Zwei Abteilungen gehen Hand in Hand
Dorothee Kammerer und Hannes Blank engagieren sich Seite an Seite für den FV Sontheim – sie bei den Turnerinnen, er bei den Fußballern. Ein Gespräch über Einsatz, alte Zeiten und Mülltonnen.
Beim FV Sontheim machen Fußballer und Ringer oft gemeinsame Sache. Dorothee Kammerer und Hannes Blank erzählen.
Dass wir es nicht vergessen, eine Sache vorneweg: Die Vereinsspitze des FV Sontheim muss das Zeitungsbier für diesen Artikel über die beiden Ehrenamtlichen Dorothee Kammerer und Hannes Blank bezahlen. Blank hatte mit Lars Mack nämlich eigentlich den Vorsitzenden des FV vorgeschlagen – der kam jetzt aber um Fotoshooting und Interview herum.
Tatsächlich traf Mack mit seiner Auswahl wahrlich nicht die Falschen für diese Serie: Dorothee, „Dori“, Kammerer, engagiert sich seit Jahren mit Herzblut bei den Turnerinnen des Vereins, Blank bei den Fußballern. Zwei Paar Stiefel wollten sie daraus nicht machen, „Fußball und Turnen sind bei uns enger verzahnt, als vielleicht gedacht“, schrieb Blank im Vorfeld des Gesprächs via Bildschirm.
Mit seinen 27 Jahren gehört er zur jungen Riege der Vereinsverantwortlichen, Kammerer ist 54 Jahre alt und freut sich darüber, dass sie durch den Verein auch viele Freunde aus einer anderen Generation hat. Auf dem Fußballplatz ist sie entweder als Zuschauerin oder aber hinter einer Theke oder in der Küche als Helferin. „Wenn beim Fußball etwas ansteht, ist bei uns Turnerinnen die Helferliste so lang, dass gar nicht jeder zum Einsatz kommt“, erzählt sie schmunzelnd. Kein Wunder, Blank tut auch alles dafür, dass sich die Helferinnen wohlfühlen. „Wenn wir sagen, dass wir unbedingt auch Sekt haben wollen, würde Hannes noch kurz vorher zur Tankstelle fahren“, verrät Kammerer weiter und lacht.
Kammerer ist, so schreibt sie selbst, Dorfkind aus Überzeugung. Blank nannte sie gleich eine Streberin, weil sie vor dem Termin mit der Zeitung einen Lebenslauf geschickt hatte. Typisch Lehrerin? „Typisch Turnerin, da muss alles ganz ordentlich und korrekt sein“, sagt Kammerer, die seit 35 Jahren als Trainerin agiert.
Sie ist Mutter von drei Kindern, ihr Sohn spielt Fußball beim FV und ist Schiedsrichter, die zwei Mädels gehören bei den Turnerinnen zur Liga-mannschaft und haben sich beide zur Kampfrichterin ausbilden lassen. Auch Kammerers Mann, Klaus Kammerer, ist durch und durch Vereinsmensch und derzeit Vorsitzender des Tennisclubs, allerdings in Niederstotzingen.
Der Sport und das Vereinsleben – feste Bestandteile im Familienleben. Ebenso tief verankert: die Gemeinde Sontheim. Kammerer ist dort geboren und aufgewachsen, nach einem kurzen Intermezzo aus beruflichen Gründen in Genf zog die Familie wieder dorthin zurück. Geturnt hat die heute 54-Jährige auch schon immer dort, war früh Teil der damaligen Wettkampf-mannschaft und bereits mit 15 Jahren, gemeinsam mit einer Freundin, Leiterin einer eigenen Gruppe. „Das Gefühl, mithelfen und mitgestalten zu können, hat mich schon immer motiviert“, so Kammerer.
Eine Motivation, die man im dörflichen Verein manchmal noch mehr braucht als in der Stadt, in der die Bedingungen doch andere sind. „Wir haben halt so geturnt, wie es damals möglich war, mit Schwebebalken und Sprungbrettern aus Holz und ohne gepolsterte Sprungböden“, erinnert sich Kammerer. Eine Schnitzelgrube?
Davon kann der Verein auch heute nur träumen. „Einen Doppelsalto können wir nicht üben, aber wir können dafür andere Sachen“, nimmt es die Trainerin sportlich.
Besonders stolz ist sie darauf, dass der Verein mittlerweile eine feste Größe innerhalb des Schwäbischen Turnerbundes geworden ist, außerdem auf den Titel Württembergischer Mannschaftsmeister P-stufen im Jahr 2018, den sich der FV gleich in zwei Altersklassen holen konnte. Für Kammerer ist genau das das Rezept des FV Sontheim: Erfolg auf der einen Seite, während es auf der anderen immer auch darum gehen soll, jeden Einzelnen einzubinden, egal, wie gut oder wie alt.
Und da wären wir dann wieder bei Hannes Blank, für den es nur ein einziges Mal für einen Einsatz in der ersten Mannschaft gereicht hat. Bei einem Testspiel – gegen seinen Ex-verein Bächingen. „Meine Talente liegen, glaube ich, woanders“, gibt er zu und lacht. Bis vor zwei Jahren hat er bei der
Einen Doppelsalto können wir nicht üben, aber wir können dafür andere Sachen. Dorothee Kammerer übers Turnen in Sontheim
Meine Talente liegen, glaube ich, woanders. Hannes Blank übers Fußballspielen
Reservemannschaft noch mitgespielt, jetzt kümmert er sich lieber um alles, was drumherum anfällt. Gemeinsam mit Peter Korn ist er Abteilungsleiter bei den Fußballern und gehört zum Organisationsteam für Veranstaltungen wie dem Elfmeter-turnier. Angefangen hat er mit 17 Jahren als Schriftführer im Ausschuss, ein beliebtes Einstiegsamt. „Normalerweise werden die aber immer irgendwann Vorstand, dagegen konnte ich mich wehren“, flachst Blank.
Seine fußballerische Laufbahn startete der 27-Jährige nicht in Sontheim, sondern in seiner Heimat Bächingen. In der B-jugend wechselte er dann nach Sontheim, weil er dort auch zur Schule ging und seine Kumpels hatte. Seither ist er dort geblieben, wohnt momentan auch in Sontheim. Für die Arbeit fährt er, wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht, nach Günzburg, wo er im Vertrieb tätig ist. Von klein auf Teil der Sportler, hat Blank in seinen zehn Jahren Ehrenamt festgestellt, dass sich so manches doch verändert hat. „Heute habe ich manchmal das Gefühl, die Kinder werden bei uns einfach abgesetzt und sollen dann bespaßt werden, dabei gehört zu einem Verein mehr.“
Warum Vereinsleben?
Am Vereinsleben schätzt Blank so ziemlich alles. Die Gemeinschaft, die Geschichten von früher, die Mitglieder, zu denen er aufschauen kann. Und er schätzt es auch einfach nur, wenn ein Neuzugang ganz von selbst die Mülltonne von der Straße reinstellt.
Für Geschichten von früher jedenfalls kann er sich an Kammerer wenden. Die erinnert sich zum Beispiel noch gerne daran, dass es beim FV mal eine Showgruppe aus Fußballern und Turnerinnen gegeben hat. „Da war ich sogar noch Ersatzmann“, erklärt sie. Auf den kleinen Bühnen dieser Welt also führten plötzlich auch die Sontheimer Fußballer Saltos und Flickflacks vor und sogar für eine Einladung zu einer Gala hat es gereicht. „Aber wir mussten natürlich absagen, weil die Männer ein Spiel hatten.“