Rückendeckung im Rennen um das Kanzleramt
Nach dem klaren Bekenntnis seiner Parteispitze kann Armin Laschet sich als Favorit sehen. Doch sein Konkurrent Markus Söder gibt noch nicht auf. Und was will die Basis?
Dass es erfreuliche Nachrichten zu verkünden geben würde, stand für Armin Laschet offenbar ziemlich früh fest. Jedenfalls teilte die CDU schon am Montagmorgen mit, dass der Parteichef persönlich nach den Gremiensitzungen vor die Presse treten würde. Womöglich hatte das auch mit dem Verlauf eines Treffens in der hessischen Landesvertretung in Berlin zu tun. Dort nämlich hatte sich Laschet am späten Sonntagabend mit Vertrauten aus der Cdu-führung beraten. Gesundheitsminister Jens Spahn kam im Uber-auto, der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther in Jeans und sein sächsischer Kollege Michael Kretschmer im Kapuzenpulli.
Rund zwölf Stunden später dann traf die Cdu-spitze in offizieller Formation und vermutlich auch offizieller Kleidung im Adenauer-haus zusammen. Und im Präsidium lief es für Laschet dann nach Wunsch: Fast alle Mitglieder, hieß es anschließend, meldeten sich zu Wort und sprachen sich für ihn als Kanzlerkandidaten der Union – und damit gegen den bayerischen Konkurrenten Markus Söder – aus. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, so etwas wie der Grandseigneur der Partei, attestierte nach Angaben von Teilnehmern dem CDU-CHEF, alles mitzubringen für eine Kandidatur. Dasselbe anschließend im größeren Kreis des Bundesvorstands. „Unser Parteivorsitzender Armin Laschet hat eine klare Haltung und ein festes Wertefundament“, das sei jetzt wichtig, wurde beispielsweise der Niedersachse Bernd Althusmann zitiert.
Die Cdu-spitze stellt sich hinter den Cdu-vorsitzenden – in normalen Zeiten wäre das nicht mehr als eine Selbstverständlichkeit. Doch normal ist derzeit eben nichts bei der Union. Ohne genau dieses Ergebnis der Sitzung hätte Laschet seine Kanzlerambitionen begraben können. Und ein kleines bisschen Unsicherheit mag durchaus im Spiel gewesen sein. Unionsfraktionsvize Johann Wadephul beispielsweise sprach im Vorfeld von einer „ganz, ganz schwierigen Abwägung“. Der Landesverband Berlin plädierte noch schnell und offiziell für Söder. Und ebenso der Ortsverband Düsseldorf-lierenfeld mit seinen 30 Mitgliedern – als erster aus Laschets
Heimat NRW. Schwergewichte sind sie alle nicht, aber ihre Einwürfe geben Hinweise auf die komplizierte Gemengelage in der Union und die Sorge an der Basis von CDU und CSU, mit Laschet die Bundestagswahl zu verlieren.
Auf genau diese Stimmung scheint Söder weiterhin zu setzen. Von dessen guten Umfragewerten ließen sich die Mitglieder der Cdu-führung allerdings ausdrücklich nicht beeindrucken. „Alle haben deutlich gemacht, wie Umfragen sich in kürzester Zeit auch verändern können“, berichtete Laschet später selbst aus der Sitzung. Doch am Ziel ist er zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht. Zwar verwies er ausdrücklich auf Söders Erklärung vom Vortag, nur mit Unterstützung auch der CDU Kanzlerkandidat werden zu wollen. Dass diese nun ganz offenbar nicht da ist, ist für Laschet eigentlich Ergebnis genug. Zum Verzicht allerdings mochte er Söder dann auch nicht in aller Offenheit auffordern.
Und der denkt offenbar nicht an einen schnellen Rückzug. Die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur solle erst Ende der Woche getroffen werden, wird aus der Schalte des Csu-präsidiums am Nachmittag gemeldet. Und die Landtagsfraktion, Machtbasis des Csu-chefs und Ministerpräsidenten, bringt gar eine Mitgliederbefragung ins Spiel. Söder wiederum will darum bitten, dass sich zwischen CDU und CSU nicht nur zwei Personen zusammensetzen, sondern dass weitere Vertreter beider Parteien mit dabei sind. Er sei gegen ein „Hau-ruck-verfahren“. Es wird also noch dauern.
Alle haben deutlich gemacht, wie Umfragen sich ändern können. Armin Laschet Cdu-vorsitzender