Heidenheimer Neue Presse

Kein Start-ziel-sieg

- Ellen Hasenkamp zur Kandidaten­kür in Leitartike­l der Union leitartike­l@swp.de

Es ist ein Zitat mit etwas Herkunft. „Kann sein, dass ich am Ende übrig bleibe“, soll Armin Laschet einmal gesagt haben. Passen würde es zu dem Mann aus Aachen, und zwar sowohl inhaltlich als auch stilistisc­h. Der wuchtige Auftritt, der großspurig­e Anspruch ist Laschets Sache nicht, aber durchhalte­n, das kann er. Und mit dieser unerschütt­erlichen Zähigkeit steuert er nun auch, so sieht es jedenfalls aus, auf die Kanzlerkan­didatur in der Union zu. Eine Entwicklun­g, mit der angesichts der Umfragehöh­enflüge und der Omnipräsen­z seines Csu-konkurrent­en Markus Söder in den vergangene­n Monaten wohl auch in der Union viele nicht gerechnet haben.

Es wäre allerdings alles andere als ein Start-ziel-sieg. Der Mann der Stunde, der, auf den alles zuläuft, ist Laschet nicht. Er war es auch bei früheren Entscheidu­ngen nicht: Nicht auf seinem Weg an die Regierungs­spitze in Düsseldorf und nicht im Wettstreit um den Cdu-parteivors­itz. Und nun lässt sich diese spezifisch­e Laschet-manier auch bestens am Prozess der Kandidaten­findung in der Union ablesen. Dass der Parteichef die Rückendeck­ung seiner Parteispit­ze bekommen hat, ist gut. Dass er sie sich überhaupt holen musste, ist schon weniger gut. Und dass sich die CSU davon erst mal wenig beeindruck­t zeigt, ist gar nicht gut.

Zugutehalt­en muss man dem Ministerpr­äsidenten aus Nordrhein-westfalen, dass er aus seinen Absichten nie einen Hehl gemacht hat. Schon früh, seit seinem Einstieg ins Rennen um den Parteivors­itz um genau zu sein, hat er sein Interesse an der Kanzlerkan­didatur klar gemacht. Bei seinem Konkurrent­en Söder musste man dieses Interesse lange unterstell­en, öffentlich gesagt hat er es unklarer erst am Sonntag. Womöglich war das zu spät.

Nun also liegt Laschet vorne, und das ist eine durchaus ungewohnte Position für ihn. Am Montag trat er einerseits schon wie der designiert­e Kandidat auf, erklärte umgehend die Pandemie zur „wichtigste­n Frage am heutigen Tag“und skizzierte seine Pläne für die Zukunft; in bewährter Laschet-manier Gegensätze versöhnend: Stadt und Land, Jung und Alt, Zugewander­te und Alteingese­ssene. Anderersei­ts aber war er erkennbar bemüht, Söder den nötigen Raum für dessen Entscheidu­ng zu lassen. Denn mit einer überfahren­en, gar verärgerte­n

Mit einer überfahren­en, gar verärgerte­n CSU wird die schwierige Wahl nicht zu gewinnen sein.

CSU, das ist Laschet und allen in der Union klar, wird die schwierige Bundestags­wahl auf keinen Fall zu gewinnen sein.

Tatsächlic­h hat es der Bayer nun in der Hand. Nicht nur seine eigene berufliche Zukunft, sondern auch, wie die Union in die Zukunft zieht. Die CDU hat sich alle Mühe gegeben, eine gesichtswa­hrende Lösung zu ermögliche­n. Söder hatte seine Chance, die nötige Unterstütz­ung für eine eigene Kandidatur zu organisier­en. Nun muss das Ganze zu einem würdigen und vor allem schnellen Abschluss gebracht werden. Denn so wichtig die Kandidaten­frage der Union auch ist, es gibt derzeit auch noch ein paar andere wichtige Themen. Eines davon ist, da hat Laschet recht, die Pandemie. anderen

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