Unerwarteter Sieger
(62) hatte niemand so richtig auf dem Zettel: Nun ist der konservative Ex-banker Ecuadors neuer Präsident und strafte einmal mehr die jüngsten Umfragen Lügen, die den deutlich jüngeren Herausforderer Andres Arauz (36) als Wahlsieger voraussagten. Am Ende hatte Lasso mit rund 52,5 Prozent einen doch recht deutlichen Vorsprung vor dem Sozialisten (47,5 Prozent).
Vor Lasso liegt eine Herausforderung: Er muss das überschuldete südamerikanische Land finanziell wieder auf die Beine stellen, die durch die Corona-pandemie verwüstete Wirtschaft sanieren und eine zutiefst polarisierte Gesellschaft versöhnen. Dazu kommt ein breites Misstrauen innerhalb einer starken indigenen Umweltbewegung, die beiden Kandidaten im Wahlkampf vorwarf, ihr Programm auf Basis von Umweltzerstörung und Rohstoffförderung in ökologisch sensiblen Regionen aufgebaut zu haben.
Das alles spricht für unruhige Zeiten in Ecuador. Trotzdem hat Lasso auch eine gute Chance auf eine erfolgreiche Präsidentschaft. Schon jetzt sagen Projektionen der Wirtschaftswissenschaftler voraus, dass die sich erholende Wirtschaft in China und den USA Länder wie Ecuador mit nach oben ziehen könnte.
Genau darin liegt der Schlüssel für einen Erfolg Lassos: Gelingt es ihm, auch jene Bevölkerungsschichten mitzunehmen und in die Entscheidungsfindung einzubinden, die für einen nachhaltigen Wirtschaftsentwurf stehen, dann hat er eine Chance. Zieht er ein Wachstumsprogramm um jeden Preis auch auf Kosten der Umwelt durch, wird er schneller den Widerstand der Straße zu spüren bekommen, als es ihm lieb ist. Die Ecuadorianer hätten sich für einen neuen, anderen Weg als in den letzten 14 Jahren entschieden, sagte Lasso nach der Wahl. Nun muss er liefern.