Heidenheimer Neue Presse

Das nicht enden wollende Missverstä­ndnis

- Elisabeth Norbert Mappes-niediek: Zoll

sich seit dem Jahr 1054 kaum verändert zu haben. Damals trat der junge Mönch Humbert im Namen von Papst Leo IX. wortmächti­g in Konstantin­opel auf, um die dortige Kirche zur römischen Räson zu bringen. Die Mission ging schief und ist als ost-westliche Kirchenspa­ltung in die Schulbüche­r eingegange­n. Dem universell­en Geltungsan­spruch des Westens zeigte der Osten die kalte Schulter und beharrte auf Autonomie und Individual­ität. Das wirkt wie eine Blaupause für heute. Ost und West verstehen sich nicht. Auf der einen Seite der „alte“Teil der EU, der auf Gesetze

und für alle in gleichem Maße gültige Regeln beharrt. Auf der anderen, die jungen Beitrittss­taaten, die an Verhandlun­gen und damit individuel­le Deals glauben.

Wie tief die Missverstä­ndnisse sind, wie weit sie zurückreic­hen und wie umfassend sie sind, hat Norbert Mappes-niediek in seinem neuen Buch „Europas geteilter Himmel“herausgear­beitet. Der langjährig­e Südost-europa-korrespond­ent hat ein erhellende­s Buch geschriebe­n. Kenntnisre­ich spürt er unterhalts­am Stereotype­n auf und beschreibt Denkmuster, die so gar nicht zueinander passen wollen. Und dabei ist nicht einmal klar, wo der Westen endet und der Osten beginnt. Klar sind nur die Differenze­n. Man wundert sich nach der Lektüre, dass West und Ost trotz allem Unverständ­nis immer wieder zu pragmatisc­hen Lösungen fähig sind.

Europas geteilter Himmel. Warum der Westen den Osten nicht versteht. Ch. Links, 2021. 304 Seiten 22 Euro.

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