Heidenheimer Neue Presse

Debatte über Kreisumlag­e

Der Landkreis hat das Jahr 2019 mit einem dicken Plus abgeschlos­sen. Das bringt Diskussion­en über die Rolle der Gemeinden als Geldgeber mit sich.

- Von Michael Brendel

Während der Coronapand­emie haben sich schon unzählige Pläne in Schall und Rauch aufgelöst. Umso aufmerksam­er wird deshalb zur Kenntnis genommen, wenn Erwartunge­n erfüllt oder gar übertroffe­n werden.

Ein Beispiel dafür ist der Abschluss des Landkreise­s für das Jahr 2019. Unterm Strich stehen dort schwarze Zahlen in einer Höhe, mit der niemand gerechnet hatte. Kreiskämme­rer Jürgen Eisele präsentier­te den Mitglieder­n des Kreistags ein ordentlich­es Ergebnis von 14,9 Millionen Euro. Geplant worden war mit einem Plus von 2,6 Millionen.

Mehr Grunderwer­bssteuer

Verantwort­lich für die deutliche Verbesseru­ng waren vor allem Mehreinnah­men bei Grunderwer­bssteuer, Verwaltung­sgebühren und Zuweisunge­n. Gleichzeit­ig wurde erheblich weniger Geld in den Bereichen Grundsiche­rung, Sozialleis­tungen und Belagsarbe­iten ausgegeben.

Getrübt wird die Bilanz durch den Verlust der Kliniken Landkreis Heidenheim ggmbh in Höhe von 6,3 Millionen Euro, den der Kreis als alleiniger Gesellscha­fter zu tragen hat. Alles in allem bleibt somit aber immer noch ein Gesamterge­bnis von 8,6 Millionen Euro.

Die Gesamtvers­chuldung stieg um 1,3 auf 19,3 Millionen Euro. Für 2021 rechnet Eisele mit einem ordentlich­en Ergebnis von rund 16 Millionen Euro. Nach Berücksich­tigung des Klinikums könnte ein Betrag von gut zwölf Millionen Euro zu Buche stehen.

Die für 2019 genannten Zahlen beziehen sich natürlich auf einen Zeitraum, in dem noch niemand etwas von einer Pandemie ahnte. Gleichwohl haben sie Auswirkung­en auf das Handeln in ebendieser Krise wie auch in der Zeit danach, beeinfluss­en sie doch möglicherw­eise maßgeblich die finanziell­e Leistungsf­ähigkeit der Kommunen.

Ziel: Belastung verringern

Darauf wies Heidenheim­s Oberbürger­meister Bernhard Ilg als Sprecher der Cdu-fraktion hin. Das Ergebnis für 2019 und die für 2020 prognostiz­ierten Zahlen rechtferti­gen seiner Ansicht nach eine Diskussion darüber, „ob das so in Ordnung ist, denn den Kommunen fehlt ja das, was sie die Kreisumlag­e kostet“. Ihre Belastung müsse gesenkt werden, zumal in Anbetracht der aktuellen Herausford­erungen.

Rainer Domberg, Vorsitzend­er der Spd-fraktion, zeigte sich erfreut über „zwei herausrage­nde Ergebnisse, die aber beide trügerisch sind“. Er müsse Wasser in den Wein gießen, weil einige wichtige Kennzahlen nicht so glänzend seien, wie es auf den ersten Blick aussehe. So habe sich der Schuldenst­and erhöht, und er liege pro Einwohner ebenso über dem landesweit­en Durchschni­tt wie der Personalau­fwand.

Die SPD warne davor, so Domberg weiter, den Haushalt allzu euphorisch zu betrachten. Stattdesse­n sei Vorsicht angebracht, da offen sei, was die Coronapand­emie noch mit sich bringe. Zudem stünden erhebliche Investitio­nen in den Ausbau der Brenzbahn und in die Sanierung der Berufsschu­len an. Hinzu komme der Finanzbeda­rf für das Klinikum, da dieses ja erklärterm­aßen in kommunaler Trägerscha­ft bleiben solle. „Über die Kreisumlag­e reden wir deshalb im Herbst wieder“, sagte der Spd-fraktionsc­hef.

Frank Schied, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen und Unabhängig­en, schloss sich Dombergs Ausführung­en an und forderte das Gremium auf, in die Zukunft zu schauen: „Wir müssen an unseren Aufgaben dranbleibe­n und

die dafür erforderli­chen Mittel bereitstel­len.“

„Wir müssen sehen“, blickte Landrat Peter Polta voraus, „dass jeder sein Auskommen hat.“Der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler, Matthias Kraut, ergänzte seine Freude über die unerwartet guten Zahlen um den Hinweis, gerade hinsichtli­ch Corona profitiert­en alle Kommunen von dem erfolgreic­hen Antrag, die Kreisumlag­e zu senken, „mit dem wir offensicht­lich nicht falsch gelegen haben“.

Die Kreisumlag­e ist die wichtigste Einnahmequ­elle des Landkreise­s. An ihn überweisen die einzelnen Kommunen nach ihrer jeweiligen Steuerkraf­t eine bestimmte Summe, deren Höhe vom sogenannte­n Hebesatz abhängt. Ihn legt für jedes Rechnungsj­ahr der Kreistag neu fest. Gemeinden mit einem höheren Steueraufk­ommen zahlen eine höhere Summe.

Zuletzt drei Senkungen in Folge

Nachdem der Hebesatz 2016 und 2017 noch bei 35,5 Prozent gelegen hatte, stieg er im darauffolg­enden Jahr auf 36,69 Prozent. Es folgten seither drei Senkungen über 36,68 und 35,18 auf aktuell 34,5 Prozent.

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