Gesund essen mit Gewinn
Nachhaltig produzierte Lebensmittel liegen im trend – nicht erst seit der Pandemie. Auch auf Investoren wartet Leckeres im Menü.
Schon in der Antike waren Heilkunst und Kochkunst eng verwandt. Heute besinnen sich immer mehr dieser engen Beziehung und legen Wert auf gesunde Ernährung. Sie suchen im Handel frische, durch Schadstoffe wenig belastete und gesunde Lebensmitteln. Geschlossene Gaststätten und das Arbeiten von zu Hause verstärken den Trend, weil viele Menschen mehr Zeit am eigenen Herd verbringen und sich Gedanken machen, was auf den Tisch kommt. Auch ethische Erwägungen spielen heute eine Rolle.
Nach der Corona-zeit dürfte sich das kaum ändern. Vielmehr ist davon auszugehen, dass sich der ohnehin seit Jahren zunehmende Druck auf Großküchen und Restaurants, den Wünschen ihrer Gäste nach gesunden und nachhaltig produzierten Produkten nachzukommen, noch verstärkt.
In der Tat ist es nicht unerheblich, wie die Welt in Zukunft ihre Nahrungsmittel produziert und welche das sein werden. Denn Herstellung und Transport von Essen und Getränken für eine wachsende Weltbevölkerung belasten die Umwelt.
Die Nahrungsmittelindustrie spürt den Druck der Verbraucher. Aber auch private wie professionelle Anleger schauen bei Aktien dieses Sektors inzwischen genauer hin. „Für viele, wenn nicht sogar für alle der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen sind nachhaltige Ernährungsziele von zentraler Bedeutung“, sagt Rahul Bhushan, Mitgründer von Rize ETF, Anbieter des ETF Sustainable Future of Food. „Wir brauchen ein zukunftssicheres Ernährungssystem.“
Vor allem die Fleischindustrie gerät in ein schlechtes Licht. Das liegt in erster Linie an ihrem hohen Ressourcenverbrauch. Nach Angaben der Vereinten Nationen werden beispielsweise fast 80 Prozent der möglichen landwirtschaftlichen Nutzfläche der Erde für Viehhaltung oder den Anbau von Viehfutter verwendet. Kritisiert werden auch die Massentierhaltung und die negativen gesundheitlichen Folgen übermäßigen Fleischkonsums.
Lukrativer Markt
Etliche junge, innovative Firmen wie Beyond Meat oder Impossible Foods wittern hier ihre Chance. Sie bieten Fleischersatzprodukte wie Burger-pattys oder Würste überwiegend aus Erbsenprotein. Seit der fulminanten Kursentwicklung von Beyond Meat nach dem Börsendebüt Mitte 2019 setzte zunächst Ernüchterung ein, bevor sich die Aktie mittlerweile wieder ordentlich entwickelt hat.
Die Beratungsgesellschaft A.T. Kearney geht von einem drastischen Wandel des Fleischmarkts in den kommenden 20 Jahren aus. Zwar werde der Markt, getrieben vom Verbrauch in den Schwellenländern, wachsen, doch werde der Anteil an konventionell produziertem Fleisch beständig abnehmen. Ersetzt wird er der Prognose zufolge durch pflanzlichen Fleischersatz und zunehmend auch durch im Labor hergestelltes Fleisch. Marktexperten gehen davon aus, dass das Marktvolumen pflanzenbasierter Nahrungsmittel von derzeit zwölf Milliarden Dollar auf fast 31 Milliarden bis 2026 wachsen wird.
Verständlich, dass auch die Großen der Branche auf den Markt drängen, darunter Hersteller wie Kellogg, Nestlé oder Danone. Die Konzerne passen ihre Portfolios den neuen Gegebenheiten und Wünschen an. So reduziert etwa Kellogg stark zuckerhaltige Produkte in seiner Angebotspalette und zeigt auf dem Markt für Fleischersatzprodukte durch Zukäufe Präsenz. Auch Nestlé baut um. Die Schweizer verkauften beispielsweise ihr Us-süßwarengeschäft und übernahmen einen Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln.
Innovationen sind gefragt
Spannend ist die Entwicklung auch bei den kleineren, spezialisierten Unternehmen. So erlebte Frosta in der Pandemie einen Wachstumsschub. Seit etwa 20 Jahren schon verzichtet das Unternehmen auf Aromen und Zusatzstoffe. Auch die plastikfreie, ressourcensparende Verpackung entspricht dem Zeitgeist. Fischstäbchen und Tiefkühlgemüse werden statt im Kunststoffbeutel in eigens konstruierten Papierverpackungen angeboten.
Frosta entwickelt aber auch eine vegane Alternative zum Fisch. Der „Fisch vom Feld“, bestehend hauptsächlich aus Gemüse, Hanfmehl und Leinöl, ist seit Oktober auf dem Markt. Ursprünglich sollten Gastronomie, Kantinen und Studentenwerke damit beliefert werden. Nun muss der vegane Fisch im Lockdown zunächst seinen Weg auf die Teller privater Konsumenten finden.
Auch der Kochboxenversender Hellofresh bedient den Trend zu bewusstem, gesundem Essen und erzielte in der Pandemie einen Rekordumsatz. Hellofresh-abonnenten wählen ein Gericht und bekommen die Zutaten in gewünschter Portionierung mit Rezept geliefert, frisch und nur so viel, wie gerade gebraucht wird. So wird nichts schlecht und verschwendet. Eingepackt wird nur, was eingepackt werden muss: Soßen, Fleisch, Gewürze, der Rest kommt unverpackt in die Box.