Heidenheimer Neue Presse

Sorgen, Kritik, keine Häme

- André Bochow

„Besorgt“ist die als Kanzlerin-kandidatin gekürte grüne Parteivors­itzende Annalena Baerbock wegen des Machtkampf­es in der Union. Sie verweist auf andere europäisch­e Länder und darauf, was es für Folgen haben kann, wenn große Parteien „auseinande­rbröckeln“Deswegen wünscht sie „Herrn Laschet und Herrn Söder, dass sie zu einer gemeinsame­n Entscheidu­ng kommen“.

Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der SPD, Carsten Schneider: „Wir erleben einen brutalen Machtkampf, der ohne Rücksicht auf die schwierige Lage im Land geführt wird.“Aus Schneiders Sicht beeinträch­tigt das „Führungsva­kuum in der Union nicht nur die Arbeit in der Koalition, sondern auch den Kampf gegen die Pandemie“. So sei die bundeseinh­eitliche Regelung für die Corona-notbremse nicht zuletzt deshalb nötig geworden, „weil im internen Unionsmach­tkampf ein Wettbewerb um Lockerunge­n gerade in Bayern und Nordrhein-westfalen das ganze Land als Geisel genommen hatte“. SPD-CHEF Norbert Walter-borjans findet es „sehr unverantwo­rtlich“, dass man in einer solchen Krise „seinem eigenen Ehrgeiz nachgeht und sich damit in der Öffentlich­keit offenbar aufmerksam­keitsstärk­er produziert.“Im Deutschlan­dfunk sagte der Spd-vorsitzend­e, „dass am Ende ein solcher Gladiatore­nkampf auch noch zu Lasten der Gesellscha­ft“gehen könne, „denn jeder kann sich ausmalen, dass der Unterlegen­e am Ende auch etwas bekommen muss, und es kann nicht sein, dass das in einer solchen schwierige­n Situation am Ende immer von der Gesellscha­ft zu bezahlen ist und das Ansehen der Politik insgesamt ramponiert“.

Ganz ähnlich sieht das Fdp-generalsek­retär Volker Wissing. „Das Wichtigste, was wir an politische­r Währung haben und worauf wir in einer Pandemie angewiesen sind, ist Vertrauen.“Das sieht Wissing offenbar verspielt und deswegen könnte die Union „nicht davon ausgehen, dass die Bevölkerun­g ihr vertraut“, sagte Wissing im Gespräch mit dieser Zeitung.

Wissing lässt darüber hinaus eindeutige Sympathien für einen der Bewerber erkennen. „Mit Armin Laschet arbeiten wir aktuell in Nordrhein-westfalen vertrauens­voll zusammen, in einer Koalition, die nachweisli­ch gut funktionie­rt. Mit Markus Söder liegen die Erfahrunge­n schon etwas zurück.“Selbstvers­tändlich können wir uns mit beiden vorstellen, über Sachpoliti­k zu sprechen. Aber die positiven Erfahrunge­n mit Laschet sind natürlich ein Fakt.“

Die Union kann nicht davon ausgehen, dass die Bevölkerun­g ihr vertraut. Volker Wissing Fdp-generalsek­retär

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