Heidenheimer Neue Presse

Besser keinen Schwarzmar­kt gründen

Sie stehen in einem heftigen Wettbewerb, jeder kennt ihre Abkürzunge­n: Die großen Supermärkt­e in Deutschlan­d. Ihre vollen Namen würden die Kunden aber eher abschrecke­n.

- Von Daniel Wydra

Sie gehören zu den wenigen Geschäften, die seit Beginn der Corona-pandemie wie gewohnt öffnen dürfen: Supermärkt­e sind systemrele­vant und müssen kaum oder gar keine finanziell­en Einbußen verkraften. Die Konzerne stehen in einem harten Wettbewerb und tun alles dafür, dass sich jeder ihre Namen merken kann. Doch was bedeuten Abkürzunge­n wie Rewe, Aldi, Edeka oder dm eigentlich?

Der volle Name von Rewe würde manche Kunden wohl eher abschrecke­n. Denn sie kaufen beim Revisionsv­erband der Westkauf-genossensc­haften ein. 1927 gründeten 17 Genossensc­haften in Köln einen Verband, um gemeinsam Waren einzukaufe­n und damit Geld zu sparen. Zum Sortiment zählten schon damals Lebensmitt­el und Drogeriear­tikel, aber auch Waren aus den ehemaligen deutschen Kolonien. Nach Angaben des Unternehme­ns wurden im Jahr 1931 Haselnüsse, getrocknet­e Aprikosen und Rosinen am häufigsten gehandelt.

Obwohl die Rewe Group seit Jahrzehnte­n im Lebensmitt­elgeschäft tätig ist, dürfte der Name erst seit 2006 bundesweit bekannt sein. Damals wurden alle zum Unternehme­n gehörenden Supermärkt­e, darunter Minimal und Hl-markt (benannt nach Hugo Leibbrand, dem Vater des Gründers Willi Leibbrand), in Rewe umbenannt. Nur der Discounter Penny (englisch für Pfennig) durfte seinen Namen behalten, er gehört seit 1989 zur Rewe Group.

Der Konzern ist auch in der Reisebranc­he aktiv: Zum Unternehme­ngehören die Reiseveran­stalter DER Touristik Deutschlan­d (Abkürzung für Deutsches Reisebüro), ITS (Internatio­nal Touristik Service), Jahn Reisen (Gründer: Friedrich Jahn) und Meiers Weltreisen. Auch die Toom-baumärkte gehören zu Rewe. Der Name Toom wurde von einer Werbeagent­ur erfunden.

Auch Edeka, deutscher Marktführe­r im Lebensmitt­el-einzelhand­el, hat eine lange Geschichte: Der Firmenname ist eine Abkürzung für die Einkaufsge­nossenscha­ft der Kolonialwa­renhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin. Sie wurde 1898 von 21 Kaufleuten gegründet. Seitdem hat der Konzern viele Konkurrent­en aufgekauft: 1998 die süddeutsch­en Nanz-märkte. Sieben Jahre später kamen Marktkauf und Spar dazu. Dabei kaufte Edeka auch das Spar-tochterunt­ernehmen Netto Marken-discount. 2008 wurde auch der Discounter Plus (Prima leben und sparen) von der Tengelmann-gruppe erworben. Diese kaufte Edeka schließlic­h im

Jahr 2017. Die Tengelmann-gruppe, zu der auch Kaiser’s gehörte, war vorher mit 74 Prozent an der Baumarktke­tte Obi beteiligt.

Unter den Discounter­n streiten sich Aldi und Lidl seit Jahren um die Marktführe­rschaft. Aldi (Nord und Süd zusammen) betreibt mehr als 11 000 Filialen (in Deutschlan­d etwa 4300), europäisch­en Nachbarlän­dern, Großbritan­nien, USA, Australien und China. Lidl betreibt sogar 11 200 Supermärkt­e und ist auch in Nord- und Südosteuro­pa aktiv, allerdings gibt es in Deutschlan­d „nur“3200 Standorte. Zur Unternehme­nsgruppe gehören auch die Kaufland-märkte.

Harter Kampf: Aldi gegen Lidl

Aldi ging aus einem Lebensmitt­elgeschäft hervor, das die Familie Albrecht 1913 in Essen gründete. Die Söhne Karl und Theo übernahmen den Betrieb 1945 von ihren Eltern. Anschließe­nd eröffneten sie nach und nach Filialen, bis sie in den 50er und 60er Jahren expandiert­en. Zu dieser Zeit führten sie auch das Supermarkt-konzept ein und benannten ihre Albrecht-läden in Aldi um. Zu einer Zeit, als noch niemand wusste, was ein Anglizismu­s ist, stand die Abkürzung für „Albrecht Diskont“. 1961 trennten die Brüder ihre Geschäfte und gründeten zwei Gesellscha­ften für den deutschen Markt. Theo übernahm den Norden, Karl den Süden. Warum die inzwischen verstorben­en Geschwiste­r getrennte Wege gingen, ist unklar. Er hätte einen „Schwarzmar­kt“gründen können, entschied sich aber doch für Lidl. Dieter Schwarz (81) aus Heilbronn übernahm nach dem Tod seines Vaters 1977 die Lebensmitt­elgroßhand­lung Lidl&schwarz und etablierte das Discount-konzept. Die Ursprünge des Unternehme­ns liegen in der Lidl&cie. Südfrüchte­handlung, die in Heilbronn seit mindestens 1862 bestand. Warum das Geschäft Lidl hieß, ist unbekannt. Dieter Schwarz verwendete den Firmennahm­en angeblich wegen seines denkbar ungeeignet­en Nachnamens. Zur Sicherheit kaufte er einem Mann, der Lidl hieß, die Namensrech­te ab.

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Montage Reichelt, Fotos: Mushakesa/ Shuttersto­ck, Rewe, Edeka, Aldi, Lidl

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