Besser keinen Schwarzmarkt gründen
Sie stehen in einem heftigen Wettbewerb, jeder kennt ihre Abkürzungen: Die großen Supermärkte in Deutschland. Ihre vollen Namen würden die Kunden aber eher abschrecken.
Sie gehören zu den wenigen Geschäften, die seit Beginn der Corona-pandemie wie gewohnt öffnen dürfen: Supermärkte sind systemrelevant und müssen kaum oder gar keine finanziellen Einbußen verkraften. Die Konzerne stehen in einem harten Wettbewerb und tun alles dafür, dass sich jeder ihre Namen merken kann. Doch was bedeuten Abkürzungen wie Rewe, Aldi, Edeka oder dm eigentlich?
Der volle Name von Rewe würde manche Kunden wohl eher abschrecken. Denn sie kaufen beim Revisionsverband der Westkauf-genossenschaften ein. 1927 gründeten 17 Genossenschaften in Köln einen Verband, um gemeinsam Waren einzukaufen und damit Geld zu sparen. Zum Sortiment zählten schon damals Lebensmittel und Drogerieartikel, aber auch Waren aus den ehemaligen deutschen Kolonien. Nach Angaben des Unternehmens wurden im Jahr 1931 Haselnüsse, getrocknete Aprikosen und Rosinen am häufigsten gehandelt.
Obwohl die Rewe Group seit Jahrzehnten im Lebensmittelgeschäft tätig ist, dürfte der Name erst seit 2006 bundesweit bekannt sein. Damals wurden alle zum Unternehmen gehörenden Supermärkte, darunter Minimal und Hl-markt (benannt nach Hugo Leibbrand, dem Vater des Gründers Willi Leibbrand), in Rewe umbenannt. Nur der Discounter Penny (englisch für Pfennig) durfte seinen Namen behalten, er gehört seit 1989 zur Rewe Group.
Der Konzern ist auch in der Reisebranche aktiv: Zum Unternehmengehören die Reiseveranstalter DER Touristik Deutschland (Abkürzung für Deutsches Reisebüro), ITS (International Touristik Service), Jahn Reisen (Gründer: Friedrich Jahn) und Meiers Weltreisen. Auch die Toom-baumärkte gehören zu Rewe. Der Name Toom wurde von einer Werbeagentur erfunden.
Auch Edeka, deutscher Marktführer im Lebensmittel-einzelhandel, hat eine lange Geschichte: Der Firmenname ist eine Abkürzung für die Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin. Sie wurde 1898 von 21 Kaufleuten gegründet. Seitdem hat der Konzern viele Konkurrenten aufgekauft: 1998 die süddeutschen Nanz-märkte. Sieben Jahre später kamen Marktkauf und Spar dazu. Dabei kaufte Edeka auch das Spar-tochterunternehmen Netto Marken-discount. 2008 wurde auch der Discounter Plus (Prima leben und sparen) von der Tengelmann-gruppe erworben. Diese kaufte Edeka schließlich im
Jahr 2017. Die Tengelmann-gruppe, zu der auch Kaiser’s gehörte, war vorher mit 74 Prozent an der Baumarktkette Obi beteiligt.
Unter den Discountern streiten sich Aldi und Lidl seit Jahren um die Marktführerschaft. Aldi (Nord und Süd zusammen) betreibt mehr als 11 000 Filialen (in Deutschland etwa 4300), europäischen Nachbarländern, Großbritannien, USA, Australien und China. Lidl betreibt sogar 11 200 Supermärkte und ist auch in Nord- und Südosteuropa aktiv, allerdings gibt es in Deutschland „nur“3200 Standorte. Zur Unternehmensgruppe gehören auch die Kaufland-märkte.
Harter Kampf: Aldi gegen Lidl
Aldi ging aus einem Lebensmittelgeschäft hervor, das die Familie Albrecht 1913 in Essen gründete. Die Söhne Karl und Theo übernahmen den Betrieb 1945 von ihren Eltern. Anschließend eröffneten sie nach und nach Filialen, bis sie in den 50er und 60er Jahren expandierten. Zu dieser Zeit führten sie auch das Supermarkt-konzept ein und benannten ihre Albrecht-läden in Aldi um. Zu einer Zeit, als noch niemand wusste, was ein Anglizismus ist, stand die Abkürzung für „Albrecht Diskont“. 1961 trennten die Brüder ihre Geschäfte und gründeten zwei Gesellschaften für den deutschen Markt. Theo übernahm den Norden, Karl den Süden. Warum die inzwischen verstorbenen Geschwister getrennte Wege gingen, ist unklar. Er hätte einen „Schwarzmarkt“gründen können, entschied sich aber doch für Lidl. Dieter Schwarz (81) aus Heilbronn übernahm nach dem Tod seines Vaters 1977 die Lebensmittelgroßhandlung Lidl&schwarz und etablierte das Discount-konzept. Die Ursprünge des Unternehmens liegen in der Lidl&cie. Südfrüchtehandlung, die in Heilbronn seit mindestens 1862 bestand. Warum das Geschäft Lidl hieß, ist unbekannt. Dieter Schwarz verwendete den Firmennahmen angeblich wegen seines denkbar ungeeigneten Nachnamens. Zur Sicherheit kaufte er einem Mann, der Lidl hieß, die Namensrechte ab.