Dischingen bald ohne Hausarzt?
Statt wie erwartet ins neue Ärztehaus einzuziehen, kehrt Dipl.-med. Andreas Polarczyk der Härtsfeldgemeinde den Rücken und sorgt damit für große Enttäuschung im Ort.
Trotz des Baus eines Ärztehauses will der letzte im Ort verbliebene Allgemeinmediziner die Gemeinde verlassen.
Schlechte Nachrichten für die Dischinger Bürger: Im Juli verlässt Andreas Polarczyk die Gemeinde und es wird damit keine ärztliche Versorgung am Ort mehr geben. Er habe sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht, betont Polarczyk auf Nachfrage, im Gegenteil, sie habe ihn viele schlaflose Nächte gekostet. Doch aufgrund einer Fülle von Umständen sehe er für seine Hausarztpraxis keine Zukunft mehr in Dischingen. Besonders für seine Patienten tue ihm das sehr leid.
Aber was ist passiert? Bisher hatte man in Dischingen damit gerechnet, dass die Gemeinde und der Mediziner an einem Strang ziehen und gemeinsam das Projekt „Ärztehaus“verwirklichen. Die Praxis Polarczyk hätte im Herbst ins Erdgeschoss des neuen Gebäudes gegenüber dem Awo-zentrum einziehen sollen. Doch nach Aussage Polarczyks sei das von seiner Seite aus nie sicher gewesen. Es habe ja nicht einmal Vorverträge gegeben und eine Praxis mit 260 Quadratmetern wäre ihm ohnehin zu groß gewesen. Das habe er auch so signalisiert. Die Unkosten wären viel zu hoch und würden sich für ihn nicht rechnen, erklärt Polarczyk. In seiner Praxis hätten sich die Patientenzahlen in den vergangenen Jahren nicht entwickelt wie erwartet.
Keine weiteren Investitionen
Die Pandemie habe sich zusätzlich ausgewirkt und so habe er, um seinen Verdienst auszugleichen, viele Zusatzdienste übernommen. Auf Dauer sei das aber nicht machbar und gehe an die eigene Substanz. Nun hätte er mit dem Umzug für die Einrichtung der neuen Praxisräume wieder eine ordentliche Summe in die Hand nehmen müssen, eine Investition,
die mit seinen derzeitigen Patientenzahlen keinen Sinn mache. Letztendlich sei es ein Prozess gewesen, der ihn zu der Entscheidung geführt habe, dass seine berufliche Zukunft nicht in Dischingen liege.
Bürgermeister ist enttäuscht
Für Bürgermeister Alfons Jakl gleicht die Absage einem Paukenschlag. Damit habe weder er noch der Gemeinderat gerechnet. Jakl spricht von einem Vertrauensverhältnis zu dem Arzt, das „wahnsinnig enttäuscht“worden sei. Polarczyk habe sowohl Größe als auch die Aufteilung der Praxis vorgegeben und sei vom ersten Tag an in die Planung eingebunden gewesen. „Er hat dieses Ding mitgeplant“, betont Jakl. Spatenstich, Richtfest und sogar noch ein Vor-ort-termin kurze Zeit vor der Absage, immer sei Polarzcyk dabei gewesen. Der Mietvertrag habe dem Mediziner schon seit Monaten vorgelegen, die Unterschrift sei aber nicht erfolgt.
Früher gab es vier Ärzte
Dass Polarzcyk mit der Entwicklung der Patientenzahlen und seinem Verdienst nicht zufrieden gewesen sei, habe er gewusst, bestätigt Jakl. Mehr will der Bürgermeister dazu nicht sagen, verweist aber darauf, dass in der 4300 Einwohner zählende Gemeinde früher einmal vier Ärzte ihr Auskommen hatten und dass die Gemeinde den Mediziner, seit er 2013 nach Dischingen gekommen sei, vielfältig unterstützt habe.
Bürgermeister und Gemeinderäte haben sich nun darauf verständigt, den Blick nach vorne zu richten: Man suche mit Hochdruck nach einem Hausarzt, um die ärztliche Versorgung am Ort auch künftig sicherzustellen. Die neuen Praxisräume im Dischinger Ärztehaus befänden sich noch im Rohbau und mögliche Interessenten
hätten derzeit noch die Möglichkeit, bei der Gestaltung mitzuwirken und ihre Ideen einzubringen.
Über seine weitere berufliche Zukunft wollte Mediziner Andreas Polarczyk keine Auskunft geben.