Musikalisch mit Hang zur Düsternis
Nach langjähriger Pause und mit zum Teil neuem Personal hat die Heavy-metal-band Witchbound eine neue CD eingespielt.
Mit „End of Paradise“legt die Heavy-metalband „Witchbound“am 30. April das zweite Album vor – natürlich pünktlich zur Walpurgisnacht, wie auch schon beim Debüt vor sechs Jahren. Dass der Titel etwas düster klingt, liegt nicht nur daran, dass man im Metal-genre eh einen Hang zum Schwarzen hat. Vielmehr hat nicht allein die Coronapandemie die Produktion des Albums geprägt, die Band musste ihrer ohnehin tragischen Gründungsgeschichte seit 2015 noch einige traurige Kapitel hinzufügen.
Debüt war eine Gedenk-cd
Als damals das Debüt „Tarot’s Legacy“erschien, stand es im Zeichen des Gedenkens an den Gitarristen, Komponisten und Produzenten Harald Spengler, der 2013 verstorben war. Spengler hatte noch große Teile der Songs geschrieben, zu Lebzeiten aber nicht mehr vollständig aufnehmen können. Das übernahmen mit Gitarrist Stefan Kauffmann, Schlagzeuger Peter Langer, Bassist Ronny Gleisberg drei alte Bandkollegen Spenglers, mit denen er einst bei „Stormwitch“gespielt hatte. Ergänzt wurde „Witchbound“damals durch Gitarrist und Songwriter Martin Winkler und Sänger Thorsten Lichtner.
„Das Album kam recht gut an“, sagt Stefan Kauffmann in der Rückschau. Es sei aber auch klar gewesen, dass „Witchbound“nie den Lebensunterhalt der Musiker abwerfen würde. Damals sei der Konzertmarkt zudem so gesättigt gewesen, dass sie letztlich eher wenige Auftritte hatten.
Suche nach neuem Sänger
Sänger Lichtner warf zuerst das Handtuch, für ihn fand „Witchbound“nach einiger Suche Ersatz in Natalie Pereira dos Santos. Dann trennte sich die Band von Ronny Gleisberg, der durch Frank Bittermann aus Leonberg ersetzt wurde. Parallel wurde an neuen Songs gearbeitet. 2019 folgte ein neuerlicher Schock: Martin Winkler starb unerwartet mit nur 50 Jahren. „Wir haben ein halbes Jahr gebraucht, um das zu verdauen, aber es wäre Martins Wunsch gewesen, dass wir weitermachen“, sagt Kauffmann. Einmal mehr machte sich „Witchbound“also an die Arbeit, um die musikalischen Visionen eines verstorbenen Komponisten auszuarbeiten und zu vollenden. Als zweiten Gitarristen verpflichteten sie Julian Steiner, Tobias Schwenk stieß schließlich als zweiter Sänger hinzu. Schwenk, der auch noch bei den Bands „Inferno“und „Enslave the Chain“singt, hatte zuvor bereits bei „Witchbound“ausgeholfen. „Wir sind jetzt eine Zwei-generationen-band“, sagt Kauffmann und lacht. Julian Steiner ist mit 30 der Jüngste in der Band, die ältesten Musiker sind um die 60. Problematisch sei dies nicht, vielmehr habe sich die Vielfalt der musikalischen Einflüsse erhöht.
Die Notwendigkeit, in der Pandemie auf Abstand zu bleiben, stellte allerdings die nächste Hürde für die Band dar. Gemeinsame Proben schieden aus, die meisten Instrumental- und Gesangsspuren wurden in den Heimstudios aufgenommen. Auch Aufnahmen von Martin Winkler flossen in die Produktion ein. „Es war teilweise wirklich kritisch, ob wir das große Puzzle noch zusammensetzen können“, erzählt Kauffmann. Aber es gelang.
„End of Paradise“klingt einerseits vertraut, weil Kauffmann wie schon zu „Stormwitch“zeiten viele Melodien geschrieben hat, die sich rasch im Gedächtnis festsetzen. Neu ist dagegen eine breitere stilistische Ausrichtung samt Anklängen an das moderne Metal.
Hart zur Sache
So kann Natalie Pereira dos Santos bei vorab ausgekoppelten Titelsongs alle gesanglichen Register ziehen. „Nevermore“dürfte das wahrscheinlich härteste Stück von „Witchbound“sein, das nicht zuletzt Drummer Peter Langer Schwerstarbeit abverlangt und als Premiere harsche Growls mit sich bringt, für die ebenfalls die Sängerin verantwortlich ist.
„Battle of Kadesh“, ein ebenfalls überraschend hartes Stück, hatten Winkler und Kauffmann noch gemeinsam geschrieben. Vor allem das Potenzial zweiter Vokalisten wird hier prima ausgereizt. Während eine Reihe von Songs sich mit historischen Themen befasst, hat Stefan Kauffmann mit „Interstellar Odyssey“den ersten Science-fiction-song der Band geschrieben, der zudem mit einem tollen Solo aufwartet.
CD mit 15 Stücken
Insgesamt 15 Stücke und damit eine runde Stunde neuer Musik hat „Witchbound“auf „End of Paradise“versammelt. Die Mischung aus traditionellem Metalstoff und moderneren Klängen könnte der Band durchaus breite Zuhörerschichten erschließen, auch wenn Liveshows bis auf Weiteres wohl ausgeschlossen sind.
Trauer um Ulrike Weber Nattheim.
„Eine kurze Geschichte der Menschheit“– so lautet der Titel eines Sachbuches des israelischen Historikers Yuval Noah Harari. Eines ähnlich ambitionierten Projektes hatte sich die Nattheimer Künstlerin Ulrike Weber im Jahr 2005 angenommen, als sie die Geschichte des Universums malerisch im Hürbener Höhlenhaus verewigte. Anfang April ist Ulrike Weber im Alter von 80 Jahren verstorben. Geboren am 28. Juli
1940 zog Weber 1971 mit ihrem ebenfalls künstlerisch tätigen Ehemann Michael nach Nattheim. Nur ein Jahr später wurde sie Teil des Organisationsteams der Nattheimer Kunstausstellung und galt über Jahrzehnte hinweg als maßgebliche Stütze der Veranstaltung.
Doch auch über die Gemeindegrenzen hinaus machte Weber sich einen Namen in der Kulturszene. Etwa in Hürben, wo sie den zeitgeschichtlichen Fries, der dort im Höhlenhaus die Wand ziert, mit viel Detailverliebtheit, Farbenfreude und sogar einer gewissen Prise Ironie gemalt und gestaltet hat. Bis heute informiert der Zeitstrahl über drei Wandseiten hinweg über den Urknall, die Kreidezeit, Höhlenmenschen und Co. Und auch im Museum der Höhlenerlebniswelt stellte sie ihre Werke aus: „Geplantes und Gewachsenes“war der Titel der Ausstellung.