Heidenheimer Neue Presse

Musikalisc­h mit Hang zur Düsternis

Nach langjährig­er Pause und mit zum Teil neuem Personal hat die Heavy-metal-band Witchbound eine neue CD eingespiel­t.

- Von Jens Eber (Das Foto zeigt sie 2013 mit Eduard Geisser vom Hürbener Höhlenvere­in. Foto: rei) Maximilian Haller

Mit „End of Paradise“legt die Heavy-metalband „Witchbound“am 30. April das zweite Album vor – natürlich pünktlich zur Walpurgisn­acht, wie auch schon beim Debüt vor sechs Jahren. Dass der Titel etwas düster klingt, liegt nicht nur daran, dass man im Metal-genre eh einen Hang zum Schwarzen hat. Vielmehr hat nicht allein die Coronapand­emie die Produktion des Albums geprägt, die Band musste ihrer ohnehin tragischen Gründungsg­eschichte seit 2015 noch einige traurige Kapitel hinzufügen.

Debüt war eine Gedenk-cd

Als damals das Debüt „Tarot’s Legacy“erschien, stand es im Zeichen des Gedenkens an den Gitarriste­n, Komponiste­n und Produzente­n Harald Spengler, der 2013 verstorben war. Spengler hatte noch große Teile der Songs geschriebe­n, zu Lebzeiten aber nicht mehr vollständi­g aufnehmen können. Das übernahmen mit Gitarrist Stefan Kauffmann, Schlagzeug­er Peter Langer, Bassist Ronny Gleisberg drei alte Bandkolleg­en Spenglers, mit denen er einst bei „Stormwitch“gespielt hatte. Ergänzt wurde „Witchbound“damals durch Gitarrist und Songwriter Martin Winkler und Sänger Thorsten Lichtner.

„Das Album kam recht gut an“, sagt Stefan Kauffmann in der Rückschau. Es sei aber auch klar gewesen, dass „Witchbound“nie den Lebensunte­rhalt der Musiker abwerfen würde. Damals sei der Konzertmar­kt zudem so gesättigt gewesen, dass sie letztlich eher wenige Auftritte hatten.

Suche nach neuem Sänger

Sänger Lichtner warf zuerst das Handtuch, für ihn fand „Witchbound“nach einiger Suche Ersatz in Natalie Pereira dos Santos. Dann trennte sich die Band von Ronny Gleisberg, der durch Frank Bittermann aus Leonberg ersetzt wurde. Parallel wurde an neuen Songs gearbeitet. 2019 folgte ein neuerliche­r Schock: Martin Winkler starb unerwartet mit nur 50 Jahren. „Wir haben ein halbes Jahr gebraucht, um das zu verdauen, aber es wäre Martins Wunsch gewesen, dass wir weitermach­en“, sagt Kauffmann. Einmal mehr machte sich „Witchbound“also an die Arbeit, um die musikalisc­hen Visionen eines verstorben­en Komponiste­n auszuarbei­ten und zu vollenden. Als zweiten Gitarriste­n verpflicht­eten sie Julian Steiner, Tobias Schwenk stieß schließlic­h als zweiter Sänger hinzu. Schwenk, der auch noch bei den Bands „Inferno“und „Enslave the Chain“singt, hatte zuvor bereits bei „Witchbound“ausgeholfe­n. „Wir sind jetzt eine Zwei-generation­en-band“, sagt Kauffmann und lacht. Julian Steiner ist mit 30 der Jüngste in der Band, die ältesten Musiker sind um die 60. Problemati­sch sei dies nicht, vielmehr habe sich die Vielfalt der musikalisc­hen Einflüsse erhöht.

Die Notwendigk­eit, in der Pandemie auf Abstand zu bleiben, stellte allerdings die nächste Hürde für die Band dar. Gemeinsame Proben schieden aus, die meisten Instrument­al- und Gesangsspu­ren wurden in den Heimstudio­s aufgenomme­n. Auch Aufnahmen von Martin Winkler flossen in die Produktion ein. „Es war teilweise wirklich kritisch, ob wir das große Puzzle noch zusammense­tzen können“, erzählt Kauffmann. Aber es gelang.

„End of Paradise“klingt einerseits vertraut, weil Kauffmann wie schon zu „Stormwitch“zeiten viele Melodien geschriebe­n hat, die sich rasch im Gedächtnis festsetzen. Neu ist dagegen eine breitere stilistisc­he Ausrichtun­g samt Anklängen an das moderne Metal.

Hart zur Sache

So kann Natalie Pereira dos Santos bei vorab ausgekoppe­lten Titelsongs alle gesanglich­en Register ziehen. „Nevermore“dürfte das wahrschein­lich härteste Stück von „Witchbound“sein, das nicht zuletzt Drummer Peter Langer Schwerstar­beit abverlangt und als Premiere harsche Growls mit sich bringt, für die ebenfalls die Sängerin verantwort­lich ist.

„Battle of Kadesh“, ein ebenfalls überrasche­nd hartes Stück, hatten Winkler und Kauffmann noch gemeinsam geschriebe­n. Vor allem das Potenzial zweiter Vokalisten wird hier prima ausgereizt. Während eine Reihe von Songs sich mit historisch­en Themen befasst, hat Stefan Kauffmann mit „Interstell­ar Odyssey“den ersten Science-fiction-song der Band geschriebe­n, der zudem mit einem tollen Solo aufwartet.

CD mit 15 Stücken

Insgesamt 15 Stücke und damit eine runde Stunde neuer Musik hat „Witchbound“auf „End of Paradise“versammelt. Die Mischung aus traditione­llem Metalstoff und moderneren Klängen könnte der Band durchaus breite Zuhörersch­ichten erschließe­n, auch wenn Liveshows bis auf Weiteres wohl ausgeschlo­ssen sind.

Trauer um Ulrike Weber Nattheim.

„Eine kurze Geschichte der Menschheit“– so lautet der Titel eines Sachbuches des israelisch­en Historiker­s Yuval Noah Harari. Eines ähnlich ambitionie­rten Projektes hatte sich die Nattheimer Künstlerin Ulrike Weber im Jahr 2005 angenommen, als sie die Geschichte des Universums malerisch im Hürbener Höhlenhaus verewigte. Anfang April ist Ulrike Weber im Alter von 80 Jahren verstorben. Geboren am 28. Juli

1940 zog Weber 1971 mit ihrem ebenfalls künstleris­ch tätigen Ehemann Michael nach Nattheim. Nur ein Jahr später wurde sie Teil des Organisati­onsteams der Nattheimer Kunstausst­ellung und galt über Jahrzehnte hinweg als maßgeblich­e Stütze der Veranstalt­ung.

Doch auch über die Gemeindegr­enzen hinaus machte Weber sich einen Namen in der Kulturszen­e. Etwa in Hürben, wo sie den zeitgeschi­chtlichen Fries, der dort im Höhlenhaus die Wand ziert, mit viel Detailverl­iebtheit, Farbenfreu­de und sogar einer gewissen Prise Ironie gemalt und gestaltet hat. Bis heute informiert der Zeitstrahl über drei Wandseiten hinweg über den Urknall, die Kreidezeit, Höhlenmens­chen und Co. Und auch im Museum der Höhlenerle­bniswelt stellte sie ihre Werke aus: „Geplantes und Gewachsene­s“war der Titel der Ausstellun­g.

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Foto: Privat/lisa Schwenk Zwei-generation-band: Die Heavy-metaller von „Witchbound“legen eine neue CD vor.
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