Heidenheimer Neue Presse

Historisch­e Chance

- Peter De Thier

Mit ihrem einstimmig­en Schuldspru­ch gegen den ehemaligen Polizisten Derek Chauvin folgten die Geschworen­en in Minneapoli­s der Aufforderu­ng des Staatsanwa­lts: Sie trauten ihren Augen und trafen eine Entscheidu­ng auf der Grundlage eines Videos, auf dem die eiskalte Tötung des unbewaffne­ten Afroamerik­aners George Floyd zu sehen ist. Die Juroren ignorierte­n sämtliche Ablenkungs­manöver der Strafverte­idiger, die ihnen weismachen wollten, dass Floyd wegen einer Herzerkran­kung oder Drogen gestorben sei.

Die Nation kann aufatmen. An die Stelle jener Unruhen und Proteste, die sich während des Prozesses täglich wiederholt­en und im Falle eines Freispruch­s deutlich eskaliert wären, treten nun Jubel und Erleichter­ung. Wie Präsident Joe Biden und seine Stellvertr­eterin Kamala Harris aber in emotionale­n Reden treffend feststellt­en, handelt es sich nur um einen ersten Schritt im Kampf gegen institutio­nellen Rassismus. Gegen einen Rassismus, der seine Ursprünge in der Sklaverei hat, lange Zeit unter den Teppich gekehrt wurde, aber gerade in Form unnötiger Polizeigew­alt gegen Afroamerik­aner immer wieder in den Vordergrun­d tritt.

Zurecht wies Biden darauf hin, dass es sich nun um die historisch­e Gelegenhei­t zum Wandel handle. Jetzt ist der Kongress am Zuge, der eine Polizeiref­orm verabschie­den sollte. Der Gesetzeste­xt, der nach George Floyd benannt ist, würde Würgegriff­e verbieten, eine nationale Datenbank gewalttäti­ger Ordnungshü­ter einführen und Polizisten für differenzi­erteren Gewalteins­atz sensibilis­ieren. Ein vernünftig­er Vorstoß, der aber wie so oft am Widerstand der republikan­ischen Opposition scheitern könnte.

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