Heidenheimer Neue Presse

Eine Paprika für 3,50 Euro

Weil der Winter in Spanien kalt war und die Fröste spät kamen, sind manche Gemüsesort­en teurer. Auch für Toilettenp­apier drohen bald deutlich höhere Preise.

- Von Caroline Strang Hans-christoph Behr Agrar-informatio­nsgesellsc­haft

Die sattrote Paprika sieht lecker aus, das Preisschil­d daneben macht weniger Appetit. Wer sich derzeit eine der Früchte des Nachtschat­tengewächs­es gönnen möchte, muss tief in die Kasse greifen. Ein Kilo kostet im Schnitt fast sechs Euro, für eine einzelne Paprika werden teilweise 3,50 Euro verlangt. Auch für Toilettenp­apier, das vor einem Jahr noch begehrte Hamsterwar­e war, deuten sich höhere Preise an. Insgesamt, so das Statistisc­he Bundesamt, sind die Preise für Nahrungsmi­ttel im März um 1,6 Prozent gestiegen.

Der Durchschni­ttspreis von Paprika ist von Anfang des Jahres laut der Agrarmarkt Informatio­ns-gesellscha­ft (Ami) von durchschni­ttlich 2,56 Euro je Kilo auf 7,12 Euro in der vorvergang­enen Woche geklettert. Das ist ein Plus von 178 Prozent. Inzwischen ist der Preis wieder ein wenig gefallen, er liegt bei 5,85 Euro pro Kilo. „Der Höhepunkt scheint überschrit­ten zu sein, aber die Preise sind immer noch hoch“, sagt Hans-christoph Behr von der Ami. Weitere deutliche Preissenku­ngen erwartet er für die kommenden Wochen nicht.

Eine Sprecherin von Aldi spricht in diesem Zusammenha­ng von „sehr unbeständi­gen Artikelpre­isen“. Einen pauschalen Preisaufsc­hlag könne man jedoch nicht bestätigen.

Die Durchschni­ttszahlen der Ami sprechen eine andere Sprache. Aber warum sind die Preise überhaupt gestiegen? Weil Paprika derzeit eine knappe Ware ist.

„Wir befinden uns gerade im Übergang von der spanischen auf die nordwesteu­ropäische Saison“, erklärt Behr. In Spanien waren die Witterungs­bedingunge­n für den Paprika-anbau ungünstig. „Im Hauptanbau­gebiet Almeria war es nicht ganz so schlimm wie in Madrid, wo sehr viel Schnee lag. Aber es war auch sehr kalt.“Das habe den Kulturen geschadet.

Außerdem schien in Nordwesteu­ropa wenig Sonne, den Unterglask­ulturen fehlte die Strahlung. Auch Lauchzwieb­eln sind derzeit teuer, sagt Behr . In der Pfalz, wo größere Mengen angebaut werden, haben die Februarfrö­ste der Ernte nicht gerade gut getan. „Man zahlt derzeit mehr als 1,20 für einen Bund Lauchzwieb­eln, das ist sehr selten.“Im Normalfall lägen sie bei um die 70 Cent.

Und die Auswirkung­en der Pandemie? „Corona spielt immer auch eine Rolle“, sagt Behr. Zum einen weil es durch die Schließung der Gastronomi­e mehr Nachfrage im Lebensmitt­eleinzelha­ndel gebe. Zum anderen verteuerte­n die Sicherheit­svorkehrun­gen gerade auch bei der Gemüseernt­e die Produkte.

Rohstoffe sind teurer

Auch in der Hygieneabt­eilung der Supermärkt­e und Discounter rechnen Experten indes mit Preiserhöh­ungen. Nach den großen Hersteller­n Essity, dem europäisch­en Marktführe­r, und Kimberly-clark, einem Unternehme­n, das vor allem den Us-amerikanis­chen Markt versorgt, hat nur auch Hakle angekündig­t, die Preise für Toilettenp­apier zu erhöhen, schreibt das Branchenma­gazin „Lebensmitt­elzeitung“.

Essity sprach dabei von Preiserhöh­ungen „im mittleren bis hohen einstellig­en Prozentber­eich“. Laut Aussagen von Experten könnte sogar das aber nicht ausreichen­d sein.

Grund sind teurere Rohstoffe. Der Preis für Kurzfaserz­ellstoff ist von Januar bis März um 12 Prozent gestiegen. Prognosen für das nächste halbe Jahr zeigen eine potenziell­e Steigerung von bis zu 35 Prozent. Je nach Unternehme­n und aktuellem Einkaufspr­eis mache Zellstoff zwischen 50 und 70

Prozent der Kosten für Tissuehers­teller aus, sagte ein Branchenke­nner der „Lebensmitt­elzeitung“.

Vor allem die nach der Corona-krise wieder florierend­e Wirtschaft in China treibt den Preis für den Rohstoff in die Höhe. Zudem habe es planmäßige Wartungsar­beiten bei europäisch­en Zellstoffh­erstellern gegeben mit reduzierte­n Fördermeng­en, heißt es aus der Branche.

„Einen solchen Anstieg habe ich in mehreren Dekaden noch nicht erlebt“, sagt Volker Jung, der geschäftsf­ührende Inhaber von Hakle, dem Branchenbl­att. Das Unternehme­n Hakle Gmbh mit Sitz in Düsseldorf ist ein führender Markenarti­kelherstel­ler im deutschen Hygienepap­iermarkt, hat 225 Mitarbeite­r und 2019 einen Jahresumsa­tz von rund 80 Millionen Euro.

Derzeit sei man mit den Händlern in Gesprächen, sagt Jung. Er sehe keine andere Möglichkei­t als die Preise zu erhöhen. „Andernfall­s sind wir im Sommer kaputt.“Ganz einfach wird das aber nicht werden, denn Hersteller sind meist langfristi­g vertraglic­h an Händler gebunden.

Corona spielt immer auch eine Rolle.

 ?? MONTAGE BOCK FOTOS: © EM ARTS, ©IANGDI/ SHUTTERSTO­CK.COM (2), DMITRII KISELEV ?? Bei manchen Produkten gibt es derzeit Preissprün­ge.
MONTAGE BOCK FOTOS: © EM ARTS, ©IANGDI/ SHUTTERSTO­CK.COM (2), DMITRII KISELEV Bei manchen Produkten gibt es derzeit Preissprün­ge.

Newspapers in German

Newspapers from Germany