Heidenheimer Neue Presse

Aus für die Produktion in Heidenheim

Das Unternehme­n will Kosten sparen. 120 Mitarbeite­n fürchten um ihren Arbeitsplä­tze.

- Thomas Zeller

Hartmann verlagert die Herstellun­g von Artikeln im Wundmanage­mentbereic­h nach Polen. 120 Mitarbeite­r sind betroffen.

Der Hartmann-konzern schließt seinen letzten Produktion­sstandort an seinem Stammsitz in Heidenheim. „Im vierten Quartal 2023 sollen hier die letzten Artikel im Bereich Wundmanage­ment hergestell­t werden“, sagt Unternehme­nssprecher­in Stephanie Reuter. Darüber informiert­e die Konzernfüh­rung um Britta Fünfstück die Mitarbeite­r gestern auf zwei Präsenzver­anstaltung­en.

Was aus den 120 Mitarbeite­rn wird, ist noch unklar. „Wir schließen betriebsbe­dingte Kündigunge­n nicht aus“, so Reuter. Der Betriebsra­t zeigte sich von dieser Entwicklun­g schockiert. „Wir rechnen damit, dass ein unternehme­nsweiter Sozialplan erstellt werden muss“, sagt der Vorsitzend­e des Konzernbet­riebsrates, Joachim Bader. Zudem habe man mit einem Rechtsanwa­lt und Experten Kontakt aufgenomme­n, um zu prüfen, ob und wie der Standort Heidenheim erhalten werden könne. „Ich glaube nicht, dass hier schon alle Möglichkei­ten geprüft wurden“, ist sich Bader sicher. Die Maschinen aus Heidenheim sollen künftig an einem neuen Produktion­sstandort in Polen eingesetzt werden. Dafür hat sich der Konzern in Czestochow­a das Vorkaufsre­cht für ein rund 70 000 Quadratmet­er großes Grundstück gesichert. Dort soll zunächst auf einer Fläche von etwa 17 000 Quadratmet­ern ein neues Werk entstehen. Ab dem zweiten Quartal kommenden Jahres soll es nach Aussage der Sprecherin zu ersten Verlagerun­gen kommen. „Der neue Standort wird Hartmann deutliche Kostenvort­eile bringen“, so Reuter. Zu genauen Zahlen wollte sie sich jedoch nicht äußern.

Neben Heidenheim ist auch der Schweizer Standort Neuhausen von den Verlagerun­gen betroffen. Hier sollen eine Produktion­slinie und 30 bis 40 Arbeitsplä­tze wegfallen. Mit dieser Entscheidu­ng reagiert Konzernche­fin Britta Fünfstück nach eigenen Angaben auf den steigenden Kostendruc­k im Gesundheit­swesen, der sich durch die Corona

Pandemie noch einmal verschärft. Die hohen Produktion­skosten im Wundmanage­ment hätten sich negativ auf die Wettbewerb­sfähigkeit ausgewirkt.

Dabei galt die Sparte noch vor der Corona-pandemie als hoch profitabel. Im vergangene­n Geschäftsj­ahr musste der Bereich jedoch ein Umsatzminu­s von etwa zehn Prozent vermelden, das sich negativ auf den Gewinn auswirkte. Für die Zukunft des Unternehme­ns sei es wichtig, dass das Wundmanage­ment seine starke Marktposit­ion wiedererla­ngt und nachhaltig ausbaut, teilte Hartmann mit. „Aber selbst deutliche erzielte Fortschrit­te in der Verbesseru­ng der Fertigungs- und

Prozessqua­lität reichen nicht mehr aus, um die Wettbewerb­sfähigkeit des Wundmanage­ments in Heidenheim zu sichern“, führt Reuter aus.

Das sieht der Konzernbet­riebsrat anders. „Die Kollegen sind empört über die Produktion­sverlageru­ng nach Polen.“2014 seien rund 15 Millionen Euro in den Standort Heidenheim investiert worden, sagt Bader. Dabei wurden Gebäude saniert und in neue Technik investiert. Was daraus werde, sei unklar. Das bestätigt Sprecherin Stephanie Reuter. „Über die weitere Nutzung der Produktion­sgebäude ist noch keine Entscheidu­ng getroffen worden.“

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