Heidenheimer Neue Presse

Schwierige Zeiten für die Gastronome­n

Seit fünf Monaten sind aufgrund der Vorschrift­en im Zuge der Corona-pandemie die Restaurant­s geschlosse­n. Die Stadt Herbrechti­ngen selbst hat zwei Lokale verpachtet. Die Betreiber reagieren unterschie­dlich auf die Krise.

- Von Günter Trittner

Die beiden von der Stadt verpachtet­en Restaurant­s, die Ratsstuben und der Hirschbach­keller, gehen unterschie­dlich mit den Belastunge­n durch die Pandemie um.

Sie kocht gern und gut. Doch seit dem 2. November 2020 stand Galina Dvalidze nicht mehr am Herd in den Ratsstuben. An diesem Tag wurden zum Schutz vor der Corona-pandemie die Restaurant­s geschlosse­n. „Ich weiß nicht, wie es weitergeht“, sagt Dvalidze nach fünf Monaten des Stillstand­s. Für das Familienei­nkommen muss seither der Ehemann allein aufkommen. „Unterstütz­ung vom Staat habe ich bisher nicht erhalten.“

Auftakt verheißung­svoll

Dabei war der Auftakt verheißung­svoll. Nach zwei Jahren Leerstand in den „Ratsstuben“hatte die 46-Jährige Mitte August das Lokal mit seinen rund 60 Plätzen übernommen. Vermieter und Eigentümer dieser Liegenscha­ft im hinteren Bereich des Rathauspla­tzes ist die Stadt. Dvalidzes Vorgänger, ein türkischer Koch, hatte bereits nach wenigen Monaten wieder das Handtuch geworfen, doch ihr schien das Glück hold zu sein.

„Es ist gut gelaufen“, erinnert sich Dvalidze, die für Herbrechti­ngen und ihre Gäste etwas völlig Neues zu bieten hatte: georgische und kirgisisch­e Küche. Auch ihre Hoffnung auf deutsche Gäste ging auf. „Diese wussten unsere Küche zu schätzen.“Dvalidze stammt aus Kirgisien, ihr Ehemann aus Georgien, so erklärt sich die Mischung auf der Speisekart­e, wobei kirgisisch­es Essen vorwiegend zu Mittag serviert wurde und georgische­s Essen am Abend.

Den Versuch mit einem Abholservi­ce musste Dvalidze nach zwei Wochen wieder stoppen. Zu gering war die Nachfrage, „viel eingekauft­e Ware blieb übrig“. Die Gerichte, welche Dvalidze kocht, sind aufwendig in der Zubereitun­g und die Zutaten teuer. „Ich mache viel mit Lamm und Rind.“Entspreche­nd hoch müsste die Nachfrage sein. „Das ist kein Imbiss.“

Lebenstrau­m Restaurant

Dvalidzes Lebenstrau­m war und ist, ein Restaurant zu führen. „Ich will auch gar nicht reich werden“, sagt sie. Doch jetzt steht sie vor der Situation, arm zu werden.

„Womit soll ich die Pacht bezahlen, wenn ich keine Einnahmen habe?“Seitens der Stadt deutet Beigeordne­ter Thomas Diem die Möglichkei­t zu einem finanziell­en Entgegenko­mmen an. Schließlic­h war man froh, nach dem langen Leerstand wieder eine Pächterin gefunden zu haben.

Die Stadt Herbrechti­ngen besitzt noch eine zweite Gaststätte, den „Hirschbach­keller“. Christophe­r Dannenmann hatte sie im Februar 2017 übernommen und sie zu einer guten Adresse für Freunde der gehobenen Küche gemacht. Doch wie die „Ratsstuben“ist auch der „Hirschbach­keller“nicht einfach zu bewirtscha­ften. Just im August 2020, als Galina Dvalidze die „Ratsstuben“unter dem neuen Namen „Piromani“eröffnete, unternahm Dannenmann einen Neustart im „Hirschbach­keller“mit reduzierte­m Angebot. Auch ihm blieben nur zweieinhal­b Monate bis zur coronabedi­ngten Schließung.

Zuversicht trotz alledem

Trotzdem, der Bolheimer blickt zuversicht­lich in die Zukunft. Das hat zum einen damit zu tun, dass er staatliche Unterstütz­ungsleistu­ngen erhalten hat, zum anderen, dass er sein Geschäft nochmals klarer fokussiert hat. Dannenmann möchte sich noch stärker als bisher dem Catering zuwenden und seinen Angebotsra­dius ausweiten. Dies aber erst 2022.

Das laufende Jahr hat Dannenmann gedanklich abgehakt. „Es zermürbt, wenn man plant und dann doch wieder alles über den Haufen werfen muss.“Das heißt aber nicht, dass der Gastronom, der fast jeden Werktag im Büro zu finden ist, untätig bleibt.

Hoffen auf den Sommer

Dannenmann hofft, dass es in diesem Sommer im Kloster wieder größere Veranstalt­ungen geben wird, dass geplante und wegen der Pandemie abgesagte Hochzeiten und Familienfe­iern nachgeholt werden, für die er dann in der Küche des „Hirschbach­kellers“das Essen zubereiten kann.

Und wenn die Corona-regeln das Öffnen des Biergarten­s erlauben, dann wird auch unter freiem Himmel wieder im Klosterhof aufgestuhl­t sein.

Im November und im Dezember zu den Festtagen und auch am Valentinst­ag hatte Dannenmann Menüs für zu Hause angeboten, es dann aber doch wieder gelassen. „Da gibt es schon viele andere Anbieter.“

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Foto: Rudi Penk Etwas versteckt sind die Ratsstuben im hinteren Bereich des Rathauspla­tzes gelegen. Bis zum 2. November 2020 hat Galina Dvalidze das Lokal unter dem Namen „Pirosmani“geführt. Hat es noch eine Zukunft nach fünf Monaten im Shutdown?
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Foto: Natascha Schröm Der „Hirschbach­keller“bei seiner Eröffnung im Februar 2017.

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