Systemrelevante Weintester
Meniskus für einen Fußballprofi bedeutet, ist allgemein bekannt. Welche Karrierefolgen der Hörsturz eines Dirigenten hat, lässt sich leicht ausmalen. Und wenn der Gehirnchirurg sich die Hand bricht, erschwert dies für jedermann verstehbar die Berufsausübung. Während also die Funktionsfähigkeit von Knien, Ohren und Händen auch für den Erhalt des Bruttosozialprodukts allgemein anerkannt werden, sind andere Körperteile der allgemeinen Aufmerksamkeit bislang entgangen.
Corona dürfte auch das nachhaltig ändern. Geruchs- und Geschmacksverlust nämlich, die wohl zuverlässigsten Covid-marker jenseits fieser Wattestäbchen-prozeduren, bedeuten nicht nur eine dramatische Einschränkung des Lebensglücks, sondern bedrohen große Wirtschaftszweige. Ach was, eine ganze Nation ist in Gefahr! Die Rede ist von Frankreich und seinem Ruf als Wein-, Parfüm- und Schokoladenschatzkammer dieser Welt. Die Pandemie bedroht auch all die professionellen Verkoster, Erschnupperer und Probierer. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters stehen dramatische Änderungen der Getränkekarten bevor: Statt Poesie wie „Spuren von feuchten Tannennadeln“oder „Aroma von getrocknetem Rosenpfeffer“steht dort künftig womöglich nur noch „lecker (angeblich)“. Wie man hört, wird an der Impfreihenfolge gearbeitet: Sommeliers und Parfümeure zuerst.