Heidenheimer Neue Presse

Keine Einzelfäll­e

-

zu den Attacken auf Kommunalpo­litiker

Kommunalpo­litiker werden beleidigt, bespuckt, bedroht und tätlich angegriffe­n. Viele von ihnen werden als Projektion­sfläche für die Fehler im Bund und im Land gesehen. Einer Umfrage unter Bürgermeis­tern und ihren Mitarbeite­rn zufolge soll das seit Corona sogar noch schlimmer sein. Doch alles auf die Pandemie und die gravierend­en Fehler der Bundes- und Landespoli­tiker zu schieben, wäre falsch.

Der Ton ist schon lange rauer geworden. Dazu haben auch die sozialen Netzwerke beigetrage­n, in denen unkontroll­iert Gift und Galle gespuckt wird. Politikern wird der Tod gewünscht, Politikeri­nnen Vergewalti­gungen angedroht. Häufig kommen die Täter ungeschore­n davon. Dabei stammen die Angriffe aus dem extremen linken wie rechten Spektrum. Grünen-politiker wie Cem Özdemir bekommen genauso Personensc­hutz

Dorothee Torebko Kommentar

wie die Afd-politikeri­n Beatrix von Storch. Das ist nicht erst seit Corona so. Die Pandemie hat aber zusätzlich­e Angriffspu­nkte geliefert, Gräben vertieft.

Der Staat kann und sollte hier eingreifen, um für mehr Sicherheit zu sorgen und dem Hass proaktiv zu begegnen. Er sollte die Justiz personell besser ausstatten, um Straftaten schneller zu ahnden. Er sollte Polizisten besser in Sachen Online-hasskrimin­alität schulen und in Rathäusern die Einrichtun­g von Ombudspers­onen fördern, an die sich Opfer von Gewalt wenden können. Entscheide­nd ist aber etwas anderes: Es bedarf eines neuen Umgangs miteinande­r. Streiten, ohne zu beleidigen. Um die besten Lösungen ringen, ohne den Kompromiss zu verachten. Solange Anstand und Achtung keinen Wert mehr haben, wird sich auch die Lage der Kommunalpo­litiker nicht bessern.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany