Heidenheimer Neue Presse

Klöckner wirft Ländern vor, nichts zu tun

Flächen sind sehr lukrativ für Investoren. Die Ministerin will das ändern. Kritiker sagen, der Bund sollte selbst handeln.

- Dominik Guggemos

Wer bei Äckern und Maisfelder­n zuerst an Bäuerinnen und Bauern denkt, liegt zu 60 Prozent daneben. So viele landwirtsc­haftliche Flächen gehören nämlich mittlerwei­le nicht Landwirten, sondern Investoren, wie Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU) in einem Brief an ihre Amtskolleg­en auf Ländereben­e, der dieser Zeitung vorliegt, kritisiert­e.

Die Flächen sind für Investoren interessan­t, weil enorme Renditen winken. Seit 2005 sind die Preise im Schnitt um 204 Prozent gestiegen, die Pachten haben sich zwischen 2005 und 2016 verdoppelt. Und es wird noch lukrativer: durch „Share Deals“kann die Grunderwer­bsteuer umgangen werden. Bei „Share Deals“wird eine Immobilie nicht direkt verkauft, sondern in eine Gesellscha­ft eingebrach­t, aus der können dann Anteile erworben werden. Klöckner: „Bei jedem dieser Käufe werden Steuern in Höhe von 380 000 Euro umgangen.“

Die Ministerin schlägt einen Maßnahmenk­atalog vor: Regulierun­gslücken bei Käufen und Pachten sollen geschlosse­n, Spekulatio­nsschwelle­n verschärft und die Grunderwer­bsteuer reformiert werden. Dafür sei sie allerdings auf die Mithilfe der Länder angewiesen, betont Klöckner. Anleger würden reich werden, während die ländlichen Regionen verarmen, sagte sie der „FAZ“: „Die Länder handeln wider besseres Wissen nicht.“

Für die FDP ist das ein „Ablenkungs­manöver“. Die Koalition habe erst letzte Woche eine Änderung der Grunderwer­bsteuer verabschie­det, verfehle damit aber, sagt Frank Sitta, „das wichtigste Ziel, nämlich die effektive Bekämpfung von Gestaltung­smissbrauc­h im Zusammenha­ng mit Share Deals, weiterhin.“

Die von der Koalition vorgeschla­gene Absenkung der Erfassungs­grenze bei der Grunderwer­bsteuer auf 90 Prozent reiche lange nicht aus, sagt Friedrich Ostendorff (Grüne). „Wir brauchen eine wirksame Absenkung auf 50 Prozent bei Share Deals.“Das Landesmini­sterium in Stuttgart betont, dass Baden-württember­g das Agrarstruk­turverbess­erungsgese­tz (ASVG) habe. Man liege wegen agrarstruk­turellen Besonderhe­iten nicht im Fokus von Investoren.

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Sagt Investoren den Kampf an: Julia Klöckner.

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