Waldorfschule geht eigenen Weg bei Corona-schnelltests
An der Privatschule werden Kinder in der Notbetreuung erst am Ende des Unterrichtstags getestet. Laut Gesundheitsamt macht das wenig Sinn.
Präsenzunterricht ist wegen der hohen Infektionszahlen im Landkreis Heidenheim nur in wenigen Ausnahmen, beispielsweise in den Abschlussklassen, möglich. Für die Klassen 1 bis 7 ist eine Notbetreuung eingerichtet. Wer dorthin will, muss alle drei Tage einen negativen Corona-schnelltest nachweisen.
An der Heidenheimer Waldorfschule ist man mit den Tests nicht einverstanden. Getestet wird dort dennoch, allerdings auf eine etwas andere Art als in den anderen Schulen. „Wir lehnen die Testung in der Schule aus pädagogischen, psychologischen und infektiologischen Gründen ab“, bestätigt Geschäftsführer Guntram Holzwarth. „Gemeinsam mit unseren Eltern und Schulärzten hatten wir deshalb zunächst ein Konzept erarbeitet, das die Testung aller Schüler im häuslichen Umfeld vorgesehen hatte. Dieses kann nach den Vorgaben der Corona-verordnung und nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt leider nicht umgesetzt werden.“
So läuft es an anderen Schulen
Laut Verordnung dürfen nämlich nur Grundschüler zu Hause getestet werden, in den weiterführenden Klassen muss der Test in der Schule erfolgen. An den staatlichen Schulen scheint das in Heidenheim kein Problem zu sein. Laut Werner Weber, Geschäftsführender Schulleiter der Grund-, Haupt-, Werkreal- und Realschulen und Rektor an der Gemeinschaftsschule im Brenzpark, finden die Tests vor Unterrichtsbeginn in den Klassen- und Lernzimmern statt. Alle Schülerinnen und Schüler bekommen dazu einen Test ausgehändigt, den sie eigenständig und zeitgleich ausführen. „Das macht Sinn. Wir testen, um uns gegenseitig zu schützen. Sollte ein Test positiv ausfallen, können wir sofort reagieren.“
Der Fall werde dem Gesundheitsamt gemeldet und die Kontaktpersonen des betroffenen Kindes verständigt. Anders als früher müsse nicht die gesamte Klasse in Quarantäne, die Kinder würden jedoch schon nach zwei statt nach drei Tagen erneut getestet.
Pädagogische Bedenken
Die Waldorfschule nutzt den Spielraum, den das Kultusministerium zulässt, aus, um für Schüler der weiterführenden Klassen einen eigenen Weg zu beschreiten, wenn schon die Tests im häuslichen, geschützten Umfeld nicht möglich waren: „Aus pädagogischen Gründen haben wir uns entschieden, die Tests am Ende eines Schultages durchzuführen“, so Holzwarth.
Die Entscheidung begründet er unter anderem mit einem Hinweis auf die Handreichung des Kultusministeriums zu den Testungen. Darin heißt es: „Die Bekanntgabe des Ergebnisses des Selbsttests erfolgt gegenüber den betroffenen Schülerinnen und Schülern sowie deren Personensorgeberechtigten in einer Weise,
dass andere Personen hierüber keine Kenntnis erhalten.“Und noch einen Grund führt Holzwarth an: „Wenn zu Hause getestet werde, sei der Schulbetrieb durch diese organisatorischen Dinge nicht beeinträchtigt. „Und unseren Lehrern bleibt mehr Zeit für die pädagogische Arbeit und Begleitung der Kinder.“
Das sagt das Gesundheitsamt
Christoph Bauer, Leiter des Heidenheimer Gesundheitsamtes, hält von dieser Vorgehensweise wenig: „Es ist sinnvoll, sich zu testen, bevor man den ganzen Tag zusammen verbringt und nicht erst dann, wenn man wieder nach Hause geht.“Dennoch ist laut Bauer das Vorgehen der Waldorfschule im rechtlichen Rahmen, den das Kultusministerium vorgibt. Denn wie die Tests im Einzelfall durchgeführt werden, das setze jede Schule vor Ort selbst um. Bauer bestätigt jedoch, dass es an den Gemeinschaftseinrichtungen,
dazu gehören auch die Schulen, weiterhin zu Ausbrüchen komme, wenn auch weniger häufig als noch vor der Schließung.