Der Stabwechsel ist perfekt
Der FC Bayern erfüllt mit der Verpflichtung von Julian Nagelsmann dessen Lebenstraum und macht Hansi Flick den Weg zum Nationaltrainer frei.
Das nennt man wohl zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Für Julian Nagelsmann erfüllt sich mit seinem Wechsel von RB Leipzig zum FC Bayern München ein „Lebenstraum“. Und Hansi Flick, der bisherige Trainer des deutschen Fußball-rekordmeisters, ist seinem Herzenswunsch, Nachfolger von Joachim Löw bei der Nationalmannschaft zu werden, ganz nah. Die spektakulärste Trainer-rotation in der deutschen Fußball-geschichte ist weitestgehend perfekt.
Nagelsmann unterschreibt beim Rekordmeister einen Fünfjahresvertrag bis zum 30. Juni 2026, was einen großen Vertrauensvorschuss für den erst 33-Jährigen und bislang titellosen Coach bedeutet. „Das Gesamtpaket ist einfach ein besonderes. Für keinen anderen Verein hätte ich das gemacht“, sagte Nagelsmann am Dienstag zum vorzeitigen Rb-ende – und gab sich angesprochen auf die Ablösezahlung im zweistelligen Millionen-bereich cool.
Keine Bange wegen Ablöse
„Grundsätzlich ist mir jetzt nicht angst und bange aufgrund einer Ablösesumme“, sagte Nagelsmann. Der gebürtige Landsberger freut sich viel mehr auf das reizvolle neue Amt beim FC Bayern, von dem er als Kind und Jugendlicher Fan war. Und darauf, seine Familie wieder öfter zu sehen.
Seine Frau Verena und die beiden Kinder leben bereits im Münchner Umland.
Wie Flick mit der Meisterschaft will sich auch Nagelsmann mit einem Titel verabschieden – mit dem Pokalsieg. Und nächste
Saison wird Nagelsmann dann von RB gejagt. „Voller Angriff auf Julian Nagelsmann und den FCB“, verkündete Rb-vorstandschef Oliver Mintzlaff neben ihm sitzend das künftige Motto.
Drei Namen haben die Sachsen auf der Liste. Der Amerikaner Jesse Marsch, Coach von Schwesternklub RB Salzburg, macht aus seinem Interesse keinen Hehl. „Wenn ich die Möglichkeit als Trainer in Leipzig haben kann, ist das super“, sagt der 47-Jährige. Auch Oliver Glasner, Coach des VFL Wolfsburg mit Ausstiegsklausel, könnte für RB interessant sein. Ebenso wie Pellegrino Matarazzo vom VFB Stuttgart. Er hat gemeinsam mit seinem Kumpel Nagelsmann die Ausbildung zum Fußball-lehrer gemacht. In Hoffenheim war Matarazzo zudem Co-trainer unter Nagelsmann – und könnte dessen Fußball-philosophie in Leipzig fortsetzen.
Offen ist auch noch der Name des neuen Bundestrainers – aber eigentlich nur noch offiziell. Die Bayern machten mit der Auflösung des bis zum 30. Juni 2023 datierten Flick-vertrages in diesem Sommer den Weg zu Nationalmannschaft frei. Der 56-Jährige äußerte sich bei seinen Dankesworten zwar nicht zu seiner Zukunft. Aber jeder in Fußball-deutschland erwartet ihn im Löw-amt. Der DFB kündigte gestern baldige Gespräche an.
Flick, der im November 2019 die Nachfolge von Niko Kovac antrat, blickt auf „unvergessliche“anderthalb Jahre als Cheftrainer in München mit „Emotionen, Siegen und Titeln“zurück. Der Abschied mit der Meisterschale als siebte Trophäe ist fast perfekt. Hansi Flick werde „immer einen Platz in den Geschichtsbüchern des FC Bayern haben“, dankte Präsident Herbert Hainer. Der Nachfolger von Uli Hoeneß freut sich auf die Amtszeit mit dem neuen jungen Mann als Vertreter einer „neuen Trainergeneration“.
Über die für einen Trainer hohe Ablöse kann nur spekuliert werden. Die in den Raum geworfenen 30 Millionen Euro werden sicher nicht erreicht. Aber auch die kolportierten rund 15 bis 20 Millionen Euro plus Prämienzahlungen sind ein Rekord.
Bis 2026 wird Nagelmanns Kontrakt in München laufen. „Allein diese Frist zeigt, wie sehr er sich mit dem FC Bayern identifiziert“, sagte Oliver Kahn, der zum Jahresende Rummenigges Vorstandsposten übernehmen wird.
Das Paket ist ein besonderes. Für keinen anderen Verein hätte ich das gemacht.
künftiger