Iphone als Datenschützer
Nutzer müssen nun aktiv zustimmen, dass Apps deren Daten verarbeiten dürfen. Die Werbewirtschaft läuft Sturm und schaltet das Bundeskartellamt ein.
Heimlich geht auf iphones künftig für externe App-anbieter nicht mehr viel. Es wird sich nun standardmäßig ein Fenster öffnen, wenn Nutzerdaten von einem App-betreiber verarbeitet werden sollen. In diesem „Optin-fenster“können die Nutzer diesem Vorgang dann zustimmen oder ihn ablehnen. So gibt Apple seinen Kunden als erster Smartphone-anbieter eine einfache Möglichkeit, das Nachverfolgen ihres Verhaltens quer über verschiedene Apps und Websites zu stoppen. Die Analyse-firma App Annie geht davon aus, dass 90 Prozent der Nutzer dieses Tracking ablehnen werden.
Rechtswissenschaftlerin Louisa Specht-riemenschneider begrüßt die Neuerung gegenüber dem Magazin „Spiegel“. Sie helfe, die Transparenz zu erhöhen. „Vielen Nutzerinnen und Nutzern dürfte gar nicht klar sein, wie viele Daten über ein Werbe-tracking über sie erhoben werden“, sagt die Professorin von der Universität Bonn.
Die Werbewirtschaft und viele App-anbieter allerdings laufen dagegen Sturm. Facebook warnte schon seit Monaten, die Neuerung würde vor allem kleine und mittlere Unternehmen treffen, die insbesondere in der Corona-pandemie auf personalisierte Werbung bei dem Online-netzwerk angewiesen seien.
Acht deutsche Spitzenverbände der Medien-, Internet- und Werbewirtschaft haben nun beim Bundeskartellamt eine Beschwerde eingereicht. Ihr Vorwurf: Apple missbrauche mit seinem Programm „App Tracking Transparency“(ATT) seine Marktmacht und verstoße gegen Kartellrecht. Durch diese einseitig auferlegten Maßnahmen schließe Apple faktisch alle Wettbewerber von der Verarbeitung kommerziell relevanter Daten im Apple-ökosystem aus. „Gleichzeitig nimmt der Konzern seine eigenen Dienste jedoch von den geplanten Änderungen aus und sammelt selbst erhebliche Mengen Nutzerdaten“, beklagen die Verbände.
Dem wiederum widerspricht Apple. Der für Datenschutz bei Nutzern zuständige Apple-manager
Erik Neuenschwander sagte: „ATT gilt gleichermaßen für alle Entwickler weltweit – und das schließt auch Apple mit ein.“Es gebe auch Wege, Werbung effizienter zu platzieren und ihren Effekt zu messen, ohne einzelnen Nutzern zu folgen. Der Us-konzern betont: „Wir glauben, dass Privatsphäre ein grundlegendes Menschenrecht ist.“Da stehe nun
Aussage gegen Aussage, sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Geschäftsführung des Digitalverbands Bitkom. Die entscheidende Frage sei: „Benachteiligt Apple andere durch Auflagen, die sich der Konzern selbst nicht gibt oder nicht?“Das werde sich das Bundeskartellamt genau anschauen.
Apple verfolge schon seit einiger Zeit die Strategie, sich besonders datenschutzfreundlich aufzustellen, sagt die Expertin. Die neuen Pläne klängen wie eine strenge Anwendung von Vorgaben, die Datenschützer schon längere Zeit fordern. Nutzer könnten dadurch kontrollieren, ob sie von einzelnen Apps beziehungsweise App-übergreifend getrackt werden. Lehnen sie dies ab, bekommen sie nach Dehmels Worten weniger personalisierte Werbung.
„Als indirekte Folge könnte das dazu führen, dass die Vielfalt der Angebote abnimmt, vor allem die der kostenfreien“, sagt Dehmel. Denn diese lohnen sich unter Umständen nicht mehr, wenn personalisierte Werbung von zu vielen Nutzern abgelehnt wird. Darauf weisen auch die Verbände hin. „Den Verbrauchern wird eine geringere Auswahl an Apps zur Verfügung stehen, viele davon werden künftig für sie entweder kostenpflichtig werden oder mehr, für die Verbraucher inhaltlich weniger relevante, unpassende Werbung enthalten.“
Als indirekte Folge könnte das dazu führen, dass die Vielfalt der Angebote abnimmt. Susanne Dehmel Digitalverband Bitkom