Urlaub daheim beflügelt Geschäft
Gutes Wetter und die Auswirkungen der Pandemie bescheren dem Hersteller von Gartengeräten ein deutliches Umsatzplus. Die hohe Nachfrage bringt aber auch Probleme mit sich.
ber mangelnde Nachfrage kann sich der Motorsägen-hersteller Stihl derzeit nicht beklagen. Aufgrund der andauernden Pandemie beschäftigen sich immer mehr Menschen intensiver mit ihrem Garten und das wirkt sich auf das Geschäft des Waiblinger Unternehmens aus. Stihl konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr ein deutliches Umsatzplus verzeichnen. „Zu Beginn der Corona-pandemie haben wir uns trotz pessimistischer Prognosen entschieden, auf hohem Niveau und unter Einhaltung höchster Infektionsschutzstandards weiter zu produzieren, um unsere Kunden beliefern zu können“, sagte der Vorstandsvorsitzende Bertram Kandziora am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz. Diese Entscheidung sei richtig und wichtig für das gesamte Geschäftsjahr gewesen. Denn von Mai vergangenen Jahres an sei die Nachfrage auch durch das anhaltende schöne Wetter deutlich gestiegen.
Derzeit haben wir Rückstände, die wir auch mit Zusatzschichten nicht ausgleichen können.
Zudem konnten Garten- und Landschaftsbauer, Forstwirte und Straßenmeistereien trotz der Corona-einschränkungen weiterarbeiten. Dieser Trend hält laut Kandziora bis heute an. Insbesondere neue Produkte wie Gehölzschneider und Akku-heckenschneider seien von Profis wie Privatkunden, die etwa 60 Prozent der Kunden ausmachen, stark nachgefragt worden. „Generell waren aber alle Gartengeräte gefragt“, fasste Vorstandsmitglied Norbert Pick zusammen.
Prozentual das größte Wachstum verzeichnete das Unternehmen
im Akku-segment. „Hier haben wir um 48 Prozent zugelegt“, berichtete Pick. Die hohen Absatzzahlen benzinbetriebener Geräte seien insbesondere auf die starke Nachfrage in Nordamerika zurückzuführen.
Lieferengpässe halten an
Eigentlich ein Grund zur Freude. Doch die starke Nachfrage und die generell anziehende Konjunktur bereitet dem Unternehmen auch Probleme. „Derzeit haben wir gewisse Lieferrückstände, die wir auch mit Sonderschichten in der Montage nicht ausgleichen können“, erklärte Vorstandsmitglied Martin Schwarz. Neben dem Mangel an Halbleitern seien auch
Kunststoffe und Stahl derzeit weltweit ein knappes Gut. Hinzu kämen unsichere Lieferketten, so Schwarz.
„Wir haben zwar mit einer deutlichen Nachfrage gerechnet“, sagte Kandziora rückblickend. Aber die Auswirkungen auf die Produktion gerade mit Blick auf die zweite und dritte Pandemiewelle seien nicht absehbar gewesen. Um die Nachfrage der Kunden nach gerade nicht verfügbaren Artikeln nicht weiter anzuheizen, sei die Werbung in diesem Bereich deshalb inzwischen zurückgefahren worden, erklärte der Vorstandsvorsitzende.
Für die Beschäftigten bedeuteten die guten Zahlen Sonderschichten
– auch sonntags. Neben einer Coronaprämie von 350 Euro erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Andreas Stihl AG im kommenden Monat zudem eine Erfolgsprämie von 69 Prozent des jeweiligen Monatseinkommens.
Eine Normalisierung der Situation erhofft sich der Hersteller von Gartengeräten im Laufe dieses Jahres – je nach Entwicklung der Pandemie. Trotz der anhaltenden Engpässe im Fachhandel wie im firmeneigenen Web-shop ist Kandziora für das laufende Jahr zuversichtlich. „Ich bin optimistisch und erwarte eine weitere Absatz- und Umsatzsteigerung.“