Heidenheimer Neue Presse

Land will Fahrplan für Rückgaben

Stuttgart macht in der Diskussion um die Restitutio­n der Benin-bronzen aus vielen deutschen Museen Druck.

- Gerd Roth

Stuttgart/berlin. Mit einem Fahrplan will Baden-württember­g mehr Tempo in die Diskussion um Rückgaben der als Raubgut geltenden Benin-bronzen aus deutschen Museen bringen. „Die Zeit ist reif “, sagte Kunstminis­terin Theresia Bauer in Berlin. Die Grünen-politikeri­n fordert ein „weitreiche­ndes Signal“von einer für Donnerstag von Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) einberufen­en Runde. Museumsexp­erten und politisch Verantwort­liche wollen dann über den weiteren Umgang mit den Objekten beraten. Diese stammen größtentei­ls aus britischen Plünderung­en des Jahres 1897.

Bauer will, „dass wir in dieser Runde bereits konkrete Vereinbaru­ngen treffen, eine Selbstverp­flichtung eingehen sollten mit klar definierte­n Schritten“. In intensivem Dialog mit den Herkunftsg­esellschaf­ten müsse es zu einer gemeinsame­n Strategie kommen, „die selbstvers­tändlich auch Restitutio­nen einschließ­en sollte“. Die Kunstminis­terin übermittel­te den beteiligte­n Ländern eine „Roadmap“mit einem „zügigen und strukturie­rten Prozess in zwei Schritten“.

Wo nicht bereits erfolgt, sollen innerhalb eines Jahres die Provenienz­en der relevanten Kulturgüte­r aufgearbei­tet, dokumentie­rt und öffentlich zugänglich gemacht werden. Grundlage dafür soll die bereits entstehend­e Datenbank „Digital Benin“sein. Parallel soll bis Ende kommenden Jahres ein umfassende­s Konzept zum Umgang mit den Sammlungsg­ütern erarbeitet werden, „das konkrete Verfahren und Zeitpläne für die Rückführun­g von Kulturgut nach Nigeria beinhaltet“. Die weitere Zusammenar­beit zwischen Nigeria und Deutschlan­d auf diesem Gebiet müsse den kontinuier­lichen Austausch und Dialog zwischen den verschiede­nen Partnern sowie Kooperatio­nsprojekte beinhalten.

Im Zweifel auch allein

Baden-württember­g setzt im Zweifel auch auf Alleingäng­e: „Falls eine einheitlic­he Regelung (…) bis Ende 2022 nicht zustande kommen sollte, werden Rückgaben in der Verantwort­ung der einzelnen Träger erfolgen, dort, wo die jeweils zuständige Instanz das beschließt“, heißt es in der „Roadmap“. Die Rückgabe kolonialer Gegenständ­e ist für Bauer kein Schlusspun­kt, sondern Ausgangspu­nkt für Dialog und Partnersch­aften mit den Herkunftsg­esellschaf­ten. „Wir wollen die gemeinsame Kolonialge­schichte auch gemeinsam aufarbeite­n“, sagte die Ministerin.

Eingeladen für das Gespräch am Donnerstag hat Grütters unter anderem die Leitungen der deutschen Museen der Benin Dialogue Group, zu der auch das Stuttgarte­r Linden-museum gehört.

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