Gretchenfrage Volkspartei
Will man es einmal positiv sehen, so stellt die CDU mit Hans-georg Maaßen den Bundestagskandidaten, der mit Abstand das höchste Maß an Aufmerksamkeit erregen wird – die Spitzenkandidaten der Parteien einmal ausgenommen. Maaßen wurde von der örtlichen CDU für Südthüringen nominiert. Der in Mönchengladbach geborene und in Berlin lebende Ex-chef des Verfassungsschutzes hat damit zum einen die immer noch bestehende Ost-west-grenze gesprengt. Zum anderen hat er sich gegen den Widerstand fast der gesamten Parteiführung durchgesetzt.
Maaßen und CDU-CHEF Armin Laschet dürften trotz der gemeinsamen Herkunft aus Nordrhein-westfalen keine Freunde mehr werden. Zu viel Prinzipielles trennt sie, etwa was die Einwanderungspolitik oder die grundsätzliche Ausrichtung der CDU angeht. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, denn auch den Hardliner Alfred Dregger und den Cdu-erneuerer Helmut Kohl trennten einst ideologische Welten.
Jedoch war die Union damals eine ganz anders aufgestellte Partei, die eine derart breit angelegte Interpretation des Wortes „konservativ“aushalten konnte – anders als heute. Denn der konservative Flügel der Union – zumindest der Führungsfiguren – besteht vor allem aus wirtschaftspolitisch konservativ denkendem Personal. An der Basis, auch das zeigt Thüringen, gibt es da noch deutlich mehr Vertreter, die von den zwei Jahrzehnten, in denen Angela Merkel die Geschicke der CDU prägte, nicht berührt wurden. Will die Union weiterhin Volkspartei sein, muss sie Maaßen aushalten können. Kann sie das nicht, müsste sie sich eigentlich von diesem Etikett verabschieden.