Liebe Kinderschuhe,
dass Ihr am liebsten auf Corona herumtrampeln würdet, ist nachvollziehbar. Wer will das nicht? Nimm das, Virus! Und verschwinde! Leider nimmt es davon kaum Notiz. Stattdessen mutiert es sogar frech und versucht, mehr Menschen, darunter auch die, deren Füße in kleinen Schuhen stecken, zu infizieren. Parallel dazu werdet Ihr, liebe Kinderschuhe, vor Rathäusern abgelegt, um gegen Coronamaßnahmen zu demonstrieren. Dass sich Eltern für das Wohl ihrer Kinder einsetzen, liegt in der Natur der Sache. Aber was ist auf den Plakaten zu lesen? Man ist für: Liebe, Menschlichkeit, Leben. Dagegen hat wohl kaum jemand was. Man ist gegen: Abstand, Masken, Impfung und Tests. Nach mehr als einem Jahr Pandemie drängt sich da die Frage auf: Ja, was denn dann, bitte schön?
Die Kommunikation zwischen Presse und Demonstranten ist übrigens mitunter alles andere als einfach. Auf einer nicht genehmigten Demo in Heidenheim etwa wurde ein Hz-fotograf von den Protestierenden umringt und, nennen wir es mal, „kritisiert“. Der Grund: Er ging seiner Arbeit nach. Er filmte und fotografierte. Das ist nicht nur sein Job, sondern auch sein Recht. Auf die Meinungsfreiheit pochen, das Grundgesetz zitieren, aber die Pressefreiheit (die steht da auch drin) behindern? Schwierig. Und ambivalent. Ein Dilemma für die Presse ist auch: Berichtet man nicht, wird einem vorgeworfen, andere Meinungen zu „zensieren“und sie nicht zu hören. Will man berichten, ist es aber offenbar auch nicht recht, weil ja ohnehin nur „gelogen“wird. Die Angst vor „falscher“Berichterstattung hatten auch Organisatoren einer Kinderschuh-aktion im Landkreis. Eine öffentliche Aktion, seinen Namen wollte man aber lieber nicht in der Zeitung lesen, beim Gespräch wollte man das Gesicht der Berichterstatterin (zumindest digital) sehen, tags darauf wollte man das Gespräch wiederholen und man wollte den Artikel vor Erscheinen lesen. Gebotene Vorsicht vor der „Lügenpresse“? Oder ein falsches Verständnis von freier Presse? Von Politik und Behörden wurden der Berichterstatterin jedenfalls noch nie solche oder irgendwelche Vorgaben gemacht. Ehrenwort, liebe Kinderschuhe. Aber vermutlich lässt Euch das nicht nachdenklich werden, denn: Ihr lest das ja eh nicht.